Black Widow

Länge:
134 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
08.07.2021
Regie:
Cate Shortland
Darsteller:
Scarlett Johansson (Natasha Romanoff alias Black Widow), Florence Pugh (Yelena Belova), Rachel Weisz (Melina Vostokoff), David Harbour (Alexei Shostakov alias Red Guardian), Ray Winstone (Dreykov) u. a.
Genre:
Action , Science-Fiction , Abenteuer
Land:
USA, 2021

23 Filme entstanden bis 2019 im Rahmen des sogenannten Marvel Cinematic Universe, einer fortlaufenden Reihe von Comicverfilmungen. Aber nur ein einziger Beitrag stellte eine Frau in den Mittelpunkt der Geschichte. In „Captain Marvel“ legte Oscar-Preisträgerin Brie Larson (ausgezeichnet für ihre Darbietung in „Raum – Liebe kennt keine Grenzen“) einen schwungvoll-unterhaltsamen Auftritt hin, der Lust auf weitere Abenteuer der Titelheldin machte. Mit dem wegen der Corona-Pandemie von 2020 auf 2021 verschobenen Blockbuster „Black Widow“, dem 24. Kapitel der Marvel-Leinwandsaga, kommt endlich ein zweiter Film mit einem weiblichen Zentrum hinzu.

Da sich die von Scarlett Johansson („Jojo Rabbit“, „Ghost in the Shell“) gespielte Natasha Romanoff alias Black Widow in „Avengers: Endgame“ für die gute Sache opferte, muss ihr Soloabenteuer in der Zeit zurückspringen und schließt direkt an die Ereignisse aus „The First Avenger: Civil War“ an. Nachdem sie Steve Rogers alias Captain America unterstützt und damit gegen das Sokovia-Abkommen verstoßen hat, das die Aktivitäten der Superheld*innen regulieren und begrenzen soll, befindet sich Natasha auf der Flucht vor den Behörden. Ein erster Zwischenstopp führt sie nach Norwegen, wo sie aus heiterem Himmel von einer maskierten Person angegriffen wird. In Budapest sieht sie nur wenig später Yelena Belova, eine alte Bekannte, wieder: Sie und Romanoff wurden einst von den russischen Spion*innen Melina Vostokoff und Alexei Shostakov alias Red Guardian in den USA großgezogen, mussten im Jahr 1995 aber Hals über Kopf das Land verlassen und kamen in die Obhut des grausamen Dreykov. In seinem Black-Widow-Programm trimmte er sie mittels Gedankenkontrolle zu willenlosen Killerinnen. Natasha gelang irgendwann die Flucht aus seiner Gewalt. Yelena hingegen diente Dreykov noch länger als gefügiges Werkzeug. Nun raufen sich die beiden „Schwestern“ zusammen, um ihrem Peiniger das Handwerk zu legen, und bitten Melina und Alexei um ihre Hilfe.

„Black Widow“ startet mit einem spannenden Prolog, der zeigt, wie Natasha und Yelena Mitte der 1990er Jahre in einer Nacht-und-Nebel-Aktion mit ihren Scheineltern von Ohio nach Kuba fliehen. Die nachfolgende Titelsequenz fängt dann ausschnitthaft den Schrecken von Dreykovs Ausbildungsschmiede ein: Entwurzelte junge Mädchen beutet er auf denkbar brutale Weise aus, um sie als Waffen für seine finsteren Pläne zu benutzen. Unverkennbar schlagen Regisseurin Cate Shortland („Berlin Syndrom“, „Lore“) und Drehbuchautor Eric Pearson („Thor: Tag der Entscheidung“) bereits hier MeToo-Töne an. Die traumatischen Erfahrungen Romanoffs und Belovas spielen im Folgenden zwar eine Rolle. Tief in die Psychen dringt der Film allerdings nicht vor. Humoreinlagen, wie sie aus dem Marvel-Universum bekannt sind, tauchen immer wieder auf – bevorzugt, wenn die dysfunktionale Ersatzfamilie aus Natasha, Yelena, Melina und Alexei zusammenhockt. Besonders Shostakov, den David Harbour („Stranger Things“, „Hellboy: Call of Darkness“) mit großer Leidenschaft verkörpert, wirkt manchmal wie eine Witzfigur aus einer Satire über Superheld*innen. Die nicht sehr ausgefeilte Handlung kann sich manchmal nur schwer zwischen Ernsthaftigkeit und Komik entscheiden und mündet in ein für Marvel-Streifen typisches Spektakelfinale mit vielen am Computer erzeugten Bildern. Deutlich mehr Würze haben einige größtenteils handgemachte Actionsequenzen – etwa ein kerniger Nahkampf zwischen Natasha und Yelena bei ihrem ersten Wiedersehen oder eine waghalsige Verfolgungsjagd durch die Straßen Budapests. Die erwähnten Schwächen fangen, zumindest stellenweise, auch Scarlett Johansson und Florence Pugh („Little Women“, „Midsommar“) in ihrem energiegeladenen Zusammenspiel auf. Letztere beweist einmal mehr, dass sie zu den aufregendsten Schauspielerinnen ihrer Generation gehört.

Christopher Diekhaus