Morbius

Nach „Venom“ betritt nun mit „Morbius“ der zweite große Anti-Held aus dem Spider-Man-Universum mit seinem eigenen Kinofilm die Bildfläche: Im bildgewaltigen Spinn-off unter der Regie von Daniél Espinosa („Kind 44“, „Life“) erfahren wir, wie aus dem von einer schweren Blutkrankheit geplagten Jungen Michael schließlich ein moderner Dracula wird. Wobei die Action-Einlagen, die Star-Besetzung und die optische Inszenierung wesentlich mehr überzeugen als die Geschichte an sich.

Was dich im Film „Morbius“ erwartet:

Seit er denken kann, ist Michael stark eingeschränkt durch seine Bluterkrankung und er hat durchgängig mit Schmerzen zu kämpfen. Trotzdem schafft er es dank seiner Begabung und mithilfe der finanziellen Förderung seines ebenfalls schwerkranken Jugendkumpels Milo bis Mitte 30 zu einem der weltweit führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der durch Blut übertragbaren Krankheiten, der künstliches Blut erfunden hat und nun sogar einen Nobelpreis bekommen soll. Doch sein größtes Forschungsprojekt hält Michael vor der Öffentlichkeit geheim: Denn er arbeitet daran, Fledermaus-DNA mit der von Menschen zu kombinieren, um so endlich jene Krankheit zu heilen, die ihm und Milo kaum noch Zeit lässt.

Als das wagemutige Selbstexperiment auf hoher See außerhalb staatlicher Rechtszonen tatsächlich gelingt, merkt Michael, dass er einen hohen Preis zahlen muss. Zwar fühlt er sich zu allerersten Mal wohl in seiner Haut und er verfügt plötzlich über übermenschliche Kräfte. Aber sein Körper giert nach Blut und wird zum Berserker, um diesen Zustand aufrechtzuerhalten. Künstliches Blut scheint anfangs zu helfen, doch es verliert immer schneller seine Wirkung. Außerdem gibt es ein weiteres Problem: Sein Freund Milo hat sich das vermeintliche Heilmittel ebenfalls injiziert. Und im Gegensatz zu Michael scheint er keine moralischen Schwierigkeiten damit zu haben, sich menschlichen Energie-Nachschub zu besorgen.

Lohnt sich „Morbius“ für mich?

An sich hätte der Film richtig gut werden können – allein schon mit der Star-Besetzung: Oscar-Preisträger Jared Leto („Dallas Buyers Club“, „Blade Runner 2049“) in der Rolle des tragischen Anti-Helden, der ehemalige „Doctor“ Matt Smith (bei dem Anzüge irgendwie immer noch stets ein bisschen zu groß geraten aussehen) als treuer Freund und schließlich genussvoller Schurke, „Fast & Furious“-Star Tyrese Gibson als knallharter Cop und die aus „Emerald City“ und „Good Omens“ bekannte Adria Arjona als überraschend kühne Forschungs-Kollegin und moralische Unterstützung. Doch während der Film mit einer wahren Flut aus eindrucksvollen Slow-Motion-Vampirgestöber-Szenen durchaus ein Augenschmaus ist, will die Story einfach nicht richtig greifen. Als eine ein klein wenig zu lang geratene Einleitung hätte das sicher funktioniert – aber für einen Eindruck schindenden Blockbuster innerhalb der aktuell ziemlich stark aufgestellten Superhelden-Welt fehlt hier einfach die Seele. Immerhin lassen zwei Abspann-Szenen auf die Zukunft hoffen: Denn offenbar hat Sony noch so einiges vor in seinem Spider-Man-Universum und kann so womöglich ja doch bald an den krassen Erfolg von Marvels „No Way Home“ andocken.

Marius Hanke