Zwischenstation

Länge:
104 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 6 Jahren
Regie:
Shana Feste
Darsteller:
Vera Farmiga (Laura), Christopher Plummer (Jack), Lewis MacDougall (Henry), Kristen Schaal (JoJo), Bobby Cannavale (Leonard) u. a.
Genre:
Drama , Komödie , Road-Movie , Familienfilm
Land:
Kanada, USA , 201

Lauras Leben ist in etwa das, was andere als Total-Katastrophe bezeichnen würden: Sie hängt ständig mit den Rechnungen hinterher, lebt als alleinerziehende Mutter in einem Haus mit gefühlt hundert von der Straße aufgelesenen Hunden und muss sich jetzt noch um eine neue Schule für ihren Sohn Henry kümmern, weil der nun so oft mit seinen obszönen Zeichnungen aufgefallen ist, dass es der Direktorin ein für alle Mal reicht. Natürlich kostet auch das wieder Geld – und so muss sie ausgerechnet ihren eigensinnigen Raben-Vater Jack um Unterstützung bitten, obwohl sie ihm am liebsten für den Rest ihres Lebens aus dem Weg gehen würde. Doch zufälligerweise sitzt der ebenfalls gerade in der Klemme und sucht eine neue Bleibe, nachdem man ihn aus dem Pflegeheim geschmissen hat. Also machen die beiden einen Deal: Laura chauffiert ihn von Texas bis nach Kalifornien zu ihrer Schwester, wo er dann erstmal wohnen kann – dafür leiht er ihr das so dringend benötigte Geld. Was er dabei nicht verrät: Dass er eigentlich einen regelrechten Roadtrip mit einigen Zwischenstationen geplant hat und dass da außerdem eine Reisetasche voll mit selbst angebautem Gras im Kofferraum liegt, das er mithilfe von Henry unterwegs vertickt. Das birgt eine ganze Reihe von bösen Überraschungen für die sowieso schon halb in der Krise befindliche Laura. Auf der anderen Seite ist es aber immerhin eine gute Gelegenheit, um sich innerhalb der verhassten Vater-Tochter-Tragödie langsam wieder etwas anzunähern.

Normalerweise bringt eine Tasche voller Gras in Filmen auch einen Riesensack voller Problemen mit sich – in „Zwischenstation“ hat sie jedoch ausnahmsweise das Potenzial, eine kaputte Familie wieder zusammenzubringen. Regisseurin und Drehbuchschreiberin Shana Feste (Country Strong, Endless Love) erzählt hier eine wundervoll-chaotische Geschichte rund um ein Familiendrama, wie es in ähnlicher Form wohl häufig zu finden ist. Dabei lässt sie auf der einen Seite ausreichend Raum für die Schwere der Probleme – was Hauptdarstellerin Vera Farmiga (Conjuring – Die Heimsuchung, Der Junge im gestreiften Pyjama) nur allzu gut zum Tragen bringt mit der Verkörperung einer Mutter, die ständig am Rande eines Nervenzusammenbruchs zu stehen scheint. Zum anderen überspitzt sie die Ereignisse stellenweise derart und schickt mit Christopher Plummer (Alles Geld der Welt, Verblendung) als (nach)lässig-entspanntem Vater einen großartigen Gegenpol ins Rennen, sodass zugleich auch eine unglaubliche Leichtigkeit in der Luft liegt. Es fühlt sich ein bisschen an wie ein Pendel, das erst stark von einer Seite zur anderen schwingt und schließlich in der Mitte langsam zur Ruhe kommt. Und dort ist dann noch Henry, der zwar ein bisschen schräg zu sein scheint, dann aber massiv an Farbe gewinnt, der mit einem Bild offenbart, dass er die Seele seines Gegenübers gezeichnet hat – was auf einmal auch im Rückblick nur allzu gut passt. Und der als einziger in der Familie keine Angst davor zu haben scheint, sich mit den Wahrheiten hinter all den Problemen auseinanderzusetzen. „Zwischenstation“ ist toll erzählt, umgarnt mit diesem besonderen Roadtrip-Feeling und fasziniert nicht zuletzt wegen zahlreicher kleiner Facetten, die im ersten Augenblick gar nicht so sehr auffallen, aber dann doch die positive Grundstimmung des Films ausmachen. Es lohnt sich – wobei es leider eine Schwierigkeit gibt: Auf Deutsch ist der Film aktuell nicht zu bekommen, was sehr schade ist. Sollte er dennoch irgendwo auftauchen, am besten direkt zugreifen und ihm die Chance geben, die er verdient. 

Marius Hanke

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Englisch

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (42. Woche 2018).