Alles Geld der Welt

Länge:
128 Minuten (Blu-ray: 133 Minuten)
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
15.02.2018
Regie:
Ridley Scott
Darsteller:
Michelle Williams (Gail Harris), Christopher Plummer (J. Paul Getty), Mark Wahlberg (Fletcher Chase), Charlie Plummer (John Paul Getty III), Romain Duris (Cinquanta)
Genre:
Biopic , Thriller , Drama
Land:
USA, 2017

Im Jahr 1973 wird der 16-jährige John Paul Getty III bei einem Streifzug durch das sommerliche Rom plötzlich in einen Lieferwagen gezerrt und in die italienische Provinz verschleppt. Abgesehen haben es die Kidnapper, die 17 Millionen Dollar Lösegeld fordern, auf das Vermögen seines Großvaters J. Paul Getty, der durch den Handel mit Öl zum reichsten Mann der Welt aufgestiegen ist. Zum Entsetzen von John Pauls Mutter Gail Harris weigert sich der milliardenschwere Unternehmer jedoch standhaft, auch nur einen Cent für die Befreiung seines Enkels auszugeben. Zu groß ist die Angst vor Nachahmungstätern. Und überdies kommt Gettys Sicherheitsberater Fletcher Chase nur wenig später zu dem Schluss, dass die Entführung eine Inszenierung ist. Gail kämpft dennoch weiter für das Leben ihres Sohnes und gewinnt schließlich das Vertrauen des ehemaligen CIA-Agenten, als dieser erkennt, dass er mit seinen Annahmen falsch liegt.

Immer mal wieder kann es passieren, dass ein Film schon vor seiner Veröffentlichung für große Aufregung und hitzige Diskussionen sorgt. Ridley Scotts Tatsachenthriller „Alles Geld der Welt“ dürfte sich allerdings einen besonderen Platz in den Geschichtsbüchern sichern, da der erfahrene Hollywood-Regisseur zu einer überaus drastischen Maßnahme griff: Als im Anschluss an den Dreh eine Lawine an Anschuldigungen gegen den ursprünglichen Getty-Darsteller Kevin Spacey losbrach, dem sexuelle Belästigung in diversen Fällen vorgehalten wird, entschied sich Scott (Alien: Covenant, Der Marsianer – Rettet Mark Watney, Exodus: Götter und Könige), den zweifachen Oscar-Preisträger aus dem Film herauszuschneiden und kurzerhand durch Christopher Plummer zu ersetzen. Nur wenige Wochen vor dem offiziellen Kinostart trat der 88-jährige Kanadier vor die Kamera und spielte in einem beispiellosen Kraftakt alle Szenen nach, in denen der exzentrische Öl-Tycoon auftaucht. Aus wirtschaftlicher Perspektive ist Spaceys Entfernung durchaus nachvollziehbar, weil der mit ihm verbundene Skandal womöglich viele Menschen von einem Kinobesuch abgehalten hätte. Einen faden Beigeschmack hinterlässt Scotts Hauruckaktion trotzdem – so ernst man die Vorwürfe gegen den mittlerweile abgetauchten Spacey auch nehmen muss.

Geschadet hat die turbulente Endphase dem fertigen Produkt jedoch nicht. Vielmehr fügen sich die Szenen mit dem neuen Getty-Darsteller, der angeblich sogar Scotts erste Wahl für die Rolle des Milliardärs war, überzeugend in das Gesamtgefüge ein. Anders als der 58-jährige Spacey, der unter einer dicken Maske agieren musste, kann Plummer auf seine natürlich gealterten Gesichtszüge vertrauen und verleiht dem geizigen Großkapitalisten eine kauzig-erhabene Ausstrahlung. „Alles Geld der Welt“ zeichnet das spannende Porträt eines größenwahnsinnigen Egomanen, der die Maxime „Reich werden, kann jeder. Reich bleiben, ist die große Kunst“ voll und ganz verinnerlicht hat. Ein Blick auf die neuesten Börseninformationen ist ihm stets wichtiger als das Schicksal seines Enkels. Wertvolle Gegenstände bedeuten ihm mehr als persönliche Bindungen. Und wie selbstverständlich sieht er sich als Nachfolger der römischen Kaiser an. Ihm gegenüber steht eine verzweifelte, von Michelle Williams eindringlich verkörperte Mutter, die nichts unversucht lässt, um eine Lösegeldzahlung zu ermöglichen.

Regelmäßig springt der in ausgeblichene Farben getauchte Film zum entführten John Paul, der nach und nach das Vertrauen eines Kidnappers gewinnt. Scott und Drehbuchautor David Scarpa (Der Tag, an dem die Erde stillstand), denen eine biografische Ausarbeitung von John Pearson als Grundlage diente, kreieren – Stichwort: Ohr – einige nervenzehrende Momente und treiben den Puls gelegentlich gewaltig in die Höhe, verzetteln sich manchmal aber auch in allzu konventionellen Thriller-Mechanismen. Reichlich nichtsagend erscheint im Rückblick die Figur des Sicherheitsberaters, der über den Status einen Stichwortgebers meistens nicht hinauskommt. Vor allem im letzten Drittel nehmen sich die Macher vermehrt künstlerische Freiheiten, tragen dabei stellenweise etwas dick auf und stampfen ein halbwegs versöhnliches Ende aus dem Boden, das traurige Nachwehen der Entführung außen vor lässt. „Alles Geld der Welt“ ist sicher nicht perfekt, blickt aber in interessante Abgründe und gewährt dem Publikum Einsichten in eine bizarre, gleichermaßen faszinierende wie abstoßende Luxuswelt.

DVD Extras: Entfallene Szenen, Making of, Featurettes, B-Roll, Trailer, Bildergalerie

Blu-ray Extras: Entfallene Szenen, Making of, Featurettes, B-Roll, Trailer, Bildergalerie

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Englisch

Untertitel: Deutsch, Englisch

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (28. Woche 2018).