The King's Man: The Beginning

Länge:
131 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Kinostart:
06.01.2022
Regie:
Matthew Vaughn
Darsteller:
Ralph Fiennes (Orlando Oxford), Harris Dickinson (Conrad Oxford), Gemma Arterton (Polly), Djimon Hounsou (Shola), Rhys Ifans (Grigori Rasputin) u. a.
Genre:
Action , Abenteuer , Historienfilm , (Anti-)Kriegsfilm
Land:
Großbritannien, USA, 2021

Lässig feiert und parodiert „Kingsman: The Secret Service“ das Genre des Agentenfilms. Gespickt mit allerhand köstlich-absurden Einfällen und spektakulär-stilisierte Actioneinlagen, mauserte sich der von Matthew Vaughn („X-Men: Erste Entscheidung“, „Kick-Ass“) inszenierte Streifen zu einem Hit an den Kinokassen. „Kingsman: The Golden Circle“, die 2017 auf die Leinwände gebrachte Fortsetzung, bemüht sich, ähnlich abgedreht zu sein. Im direkten Vergleich fehlt es aber manchmal an der kreativen Energie des Vorgängers. Mit „The King's Man: The Beginning“ startet nun ein dritter Film, der sich jedoch nicht mit den Figuren aus den anderen Werken befasst, sondern fast 100 Jahre nach hinten springt, um die Entstehungsgeschichte des titelgebenden, keiner Regierung unterstehenden Kingsman-Geheimdienstes zu schildern.


Worum es in „The King's Man: The Beginning“ geht:


Nach dem Mord an seiner Ehefrau Emily, den ihr gemeinsamer Sohn Conrad mitansehen musste, steht für den pazifistischen britischen Aristokraten Orlando Oxford fest: Mit allem, was er hat, will er sein Kind vor den Gefahren der Welt beschützen. Im Jahr 1914 ist aus Conrad ein junger Mann geworden, der sich gerne dem Militär anschließen würde. Sein Vater lässt allerdings nichts unversucht, um diesen Schritt zu verhindern. Erst recht, als durch das tödliche Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este ein gewaltiger Krieg zwischen mehreren Großmächten ausbricht. Irgendwann sieht sich Orlando gezwungen, mithilfe seiner treu ergebenen Bediensteten Polly und Shola im Geheimen Informationen aus den verschiedenen Herrscherhäusern zu sammeln, um das blutige Treiben schnellstmöglich zu beenden. Im Hintergrund lenkt jedoch ein skrupelloser Schattenmann die von ihm angezettelten gewaltsamen Auseinandersetzungen in eine Richtung nach seinem Geschmack.


Ob „The King's Man: The Beginning“ sehenswert ist?


Was Quentin Tarantino kann, kann ich auch, dachte sich wohl Matthew Vaughn, als er mit Koautor Karl Gajdusek („Oblivion“) das Drehbuch zu seiner Agentensause ausheckte. Ähnlich wie in „Inglourious Basterds“, wo der „Once Upon a Time in… Hollywood“-Regisseur kurzerhand die Geschichte des Zweiten Weltkriegs umschreibt, entfaltet sich in „The King’s Man: The Beginning“ ein munteres Spiel mit Fakten und Fiktionen. Historisch verbürgte Personen und Ereignisse während des Ersten Weltkriegs werden ständig mit ausgedachten Figuren und Geschehnissen vermischt. Der real existierende russische Wanderprediger Grigori Rasputin etwa gehört im Kosmos des Films zum Verschwörer*innen-Kreis des mysteriösen Drahtziehers, den ganz persönliche Motive dazu bewegen, einen Großbrand zu entfachen. Während Tarantinos Werk aber erzählerisch weitgehend wie aus einem Guss daherkommt, wirkt Vaughns Spionagestory ein ums andere Mal grob zusammengebastelt. „The King’s Man: The Beginning“ macht viele interessante Fässer auf, wirft zum Beispiel einen kritischen Blick auf den Kolonialismus, hat allerdings oft nicht die Zeit, genauer hinzuschauen. Auch der Konflikt zwischen Orlando und Conrad erscheint wie ein Mittel zum Zweck, der da heißt: Oxford senior doch noch die Waffen schwingen zu lassen. Wer mit Aufmerksamkeit bei der Sache ist, kann übrigens schon früh die Identität des Oberschurken erahnen.


Trotz seiner inhaltlichen Schwächen bietet der dritte Film im Kingsman-Universum solide Popcornunterhaltung, da es durchaus einige pfiffige und herrlich schräge Ideen gibt. Eines der absoluten Highlights ist zweifelsohne eine irrwitzig choreografierte Kampfsequenz, in der Zarenflüsterer Rasputin hemmungslos eskaliert. Überhaupt bleibt einem am Ende vor allem Rhys Ifans' furios-diabolische Darbietung im Kopf. Immer dann, wenn er die Bühne betritt, stiehlt er den anderen Anwesenden die Show.

Christopher Diekhaus