König der Raben

Prädikat besonders wertvoll
Länge:
105 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
19.08.2021
Regie:
Piotr J. Lewandowski
Darsteller:
Malik Blumenthal (Darko), Antje Traue (Alina), Karim Günes (Yanoosh), Mert Dincer (Manolo), Danuta Stenka (Ramona) u. a.
Genre:
Drama , Love Story
Land:
Deutschland, 2020

Worum es im Film „König der Raben“ geht:


Fast sein ganzes Leben lang musste der 22-jährige Mazedonier Darko als illegal nach Deutschland gekommener Einwanderer Acht geben, nicht aufzufallen. Jeder Tag gleicht einem Kampf, ist davon geprägt, sich und seine kranke Mutter Ramona irgendwie über Wasser zu halten. Um die Miete für ihre Wohnung in einem ranzigen Mehrfamilienhaus aufzubringen, verkauft der junge Mann Autoteile und züchtet nebenbei Tauben für feierliche Anlässe. Stets an seiner Seite sind seine besten Freunde Yanoosh und Manolo, die wie er keine Aufenthaltserlaubnis besitzen. Als der Nichtschwimmer Darko nach einer Hochzeit mit seinem Auftraggeber in Streit gerät und von dessen Handlangern in einen See geworfen wird, rettet ihn eine plötzlich auftauchende Frau namens Alina. Die geheimnisvolle Künstlerin wirkt verletzlich und hat es Darko sofort angetan. Nur wenig später beginnen die beiden eine leidenschaftliche Affäre, die allerdings mehrere Probleme mit sich bringt. Alinas Lebens- und Beziehungsverhältnisse sind kompliziert. Darkos Mutter baut immer stärker ab. Und seine Kumpels, besonders Yanoosh, fühlen sich zunehmend vernachlässigt.


Lohnt sich ein Blick in „König der Raben“ für mich?


Fehlende Ambitionen kann man dem aus Polen stammenden Regisseur und Drehbuchautor Piotr J. Lewandowski, der 2016 mit „Jonathan“ sein Spielfilmdebüt vorlegte, sicherlich nicht vorwerfen. Seine zweite Kinoarbeit „König der Raben“ vermischt eine turbulente, potenziell zerstörerische Romanze mit einem Blick in das Milieu illegaler Migrant*innen, homosexuellem Begehren, einer Krankengeschichte und Beobachtungen über die Dynamik einer engen Freundschaft. Fast zwangsläufig wirkt das verständnisvoll auf seine Figuren schauende Drama in einigen Momenten überladen, kann nicht alle Fäden mit gleicher Sorgfalt behandeln und greift gelegentlich auf stereotype Beschreibungen zurück. Ein von Ralf Herforth gespielter Pate, der den Protagonisten und seine Gemeinschaft ausbeutet und drangsaliert, kommt zum Beispiel über eine klischeehafte Darstellung nicht hinaus.

Lewandowski bürdet sich unter dem Strich ein bisschen zu viel auf, um einen rundum stimmigen Film abzuliefern. „König der Raben“ hat aber dennoch zahlreiche emotional mitreißende Situationen und Begegnungen zu bieten, die sich das Interesse des Publikums sichern. Darkos Zerrissenheit ist dank Malik Blumenthals („Sunburned“) körperlichem, intensivem Spiel mit Händen zu greifen. In Antje Traues („Spielmacher“, „Es war einmal in Deutschland“) Augen liegt eine auf großen Schmerz hindeutende Traurigkeit. Szenen wie ein Arztbesuch verraten viel über das erdrückende Leben im Schatten. Die Solidarität innerhalb der Community spiegelt sich in Darkos vertrautem Umgang mit seinen Freunden wider. Und den Liebestaumel kleidet Kameramann Jan Prahl („Wann endlich küsst du mich?“, „Schuld sind immer die Anderen“) teilweise in sinnlich-verträumte Aufnahmen, die einen Kontrast zum oft düsteren Hinterhofalltag der Hauptfigur bilden. All diese Punkte erleichtern es, über die erzählerischen Holprigkeiten des Films hinwegzusehen.

Christopher Diekhaus

Anbieter

FilmverleihSalzgeber