Sunburned

Länge:
94 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 0 Jahren
Kinostart:
02.07.2020
Regie:
Carolina Hellsgard
Darsteller:
Zita Gaier (Claire), Gedion Oduor Wekesa (Amram), Sabine Timoteo (Sophie), Nicolais Borger (Zoe), Malik Adan (Marco)
Genre:
Jugend , Love Story
Land:
Deutschland, Polen, Holland, 2019

Sommer, Sonne, blaues Meer und ein leerer Strand. So wünscht man sich eigentlich den Urlaub. Doch der 13-jährigen Claire ist das alles zu langweilig. Ihr wäre es am liebsten, wenn die Zeit, die sie in dem Ferienidyll mit ihrer älteren Schwester Zoe und der Mutter verbringt, schnellstmöglich vorüberginge. Der Vater ist zuhause geblieben und die Mutter hält Ausschau nach anderen Männern. Auch Zoe will nicht mehr die Babysitterin für ihre kleine Schwester spielen und bandelt schnell mit einer Urlaubsbekanntschaft an. Auf ihren einsamen Strand-Spaziergängen begegnet Claire schließlich dem gleichaltrigen Amram, der aus dem Senegal stammt und seinen Vater auf der Flucht über Marokko verloren hat. Amram hält sich mit dem Verkauf von Badeutensilien über Wasser. Seine vertrauensvoll wirkende offene Art und sein nicht nur gespieltes Interesse an ihr schmeicheln Claire. Mit den besten Absichten fädelt Claire einen Deal ein, der Amran jedoch in große Schwierigkeiten bringt.

In ihrem dritten Spielfilm zeichnet die bemerkenswerte schwedische Regisseurin Carolina Hellsgård eine cleane Welt der durchgestylten Urlaubs-Routinen. Die schiere Größe und zierlose Statik des Mega-Hotels zusammen mit dem gleißenden Licht an einer monotonen Strandlinie verstärken das Gefühl der inneren Distanz und der gähnenden Leere. Die Erzählung setzt zu Beginn ganz auf Ästhetik. Dem Zuschauer wird dabei Geduld abverlangt, ehe Claires innere Prozesse der Ablösung und Reifung deutlicher hervor treten. Wirklich spannend wird es, als sich die gegenseitige Zuneigung zwischen Claire und Amran entwickelt. Doch eine typische Coming-of-Age-Lovestory kann sich daraus nicht entspinnen, denn zu unterschiedlich sind die Lebens- und Erfahrungshintergründe der Beiden. Die ganze Schönheit und zugleich Unmöglichkeit einer jungen Liebe wird in einer einzigen ebenso innigen wie schmerzvollen Szene körperlicher Nähe zusammengefasst. In solchen Momenten gelingt es Carolina Hellsgård Bilder von schnörkellosem Realismus und großer Nüchternheit mit berückender Symbolik aufzuladen. Das sind auch Momente in denen intensive Eindrücke von ungleichen Lebensverhältnissen aufscheinen, die dem Zuschauer Aspekte von Migrationserfahrungen nahe bringen ohne direkt und ausführlich von Fluchtdramen zu erzählen.


Holger Twele & Christian Exner