Schuld sind immer die Anderen

Prädikat besonders wertvoll
Länge:
93 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Lars-Gunnar Lotz
Darsteller:
Edin Hasanovic, Julia Brendler, Pit Bukowski, Marc-Benjamin Puch, Aram Arami, Alexander Becht, Joachim Foerster, Oliver Konietzny Kais Setti, Natalia Rudziewicz
Genre:
Drama , Jugend
Land:
Deutschland, 2012

Das Spielfilmdebüt und zugleich der Hochschulabschlussfilm von Lars-Gunnar Lotz wurde – wie vorher schon seine Kurzfilme – mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht. Inspiriert von dem auf Eingliederung bedachten Umgang mit jugendlichen Straftätern im baden-württembergischen „Seehaus Leonberg“, einer Einrichtung des freien Strafvollzugs, drehte Lars-Gunnar Lotz einen Film über einen jungen Kriminellen, der lernen muss, sich mit den Folgen seiner Tat und vor allem der Frage nach der Schuld auseinanderzusetzen. Er siedelt seine Geschichte im fiktiven „Waldhaus“ an, in dem Ben, der wegen mehrerer Raubüberfälle und schwerer Körperverletzung im Jugendknast war, eine einmalige Chance für einen Neuanfang bekommt. Zusammen mit sechs anderen jungen Straftätern soll er hier in der familiären Gemeinschaft soziale Kompetenz erlernen, für sich und andere Verantwortung übernehmen und über seine Vergangenheit nachdenken. Nach anfänglichen Schwierigkeiten nimmt Ben die strengen Regeln im „Waldhaus“ an, denn zurück ins Gefängnis will er auf keinen Fall mehr. Dann aber kommt eines Tages die Sozialarbeiterin Eva von einer Kur zurück und Ben erkennt in ihr eines seiner Opfer. Er hat sie damals nicht nur ausgeraubt, sondern auch schwer misshandelt. Reue hat Ben bisher nie gezeigt, zumal ihm diese Tat nicht nachgewiesen werden konnte. Auch Eva weiß nicht, dass er an dem brutalen Überfall beteiligt war. Doch dann beginnt sie etwas zu ahnen, erkennt zunächst einen Satz von Ben wieder, den er damals auch zu ihr gesagt hatte, bis sie später sogar ein Foto von ihrer Tochter, das sie im Portemonnaie getragen hatte, bei ihm versteckt findet. Und während sie nach wie vor von ihren furchtbaren Erinnerungen geplagt wird, erfährt Ben, welch schlimme Folgen diese Gewalttat für Eva und ihre Familie hatte. Zum ersten Mal in seinem Leben meldet sich sein Gewissen zu Wort.


Lars-Gunnar Lotz beschreibt in seinem bewegenden Film weniger die Gewalttat, sondern konzentriert sich ganz und gar auf die Opfer-Täter-Konstellation. Und gerade dieser Ansatz macht den Film so besonders, so einmalig. Lotz beleuchtet dabei beide Perspektiven. Einerseits zeigt er auf, wie schwer es Ben fällt, sich dem zu stellen, was er mit seiner Gewalttätigkeit bei seinem Opfer ausgelöst hat, und wie schlimm für ihn die Erkenntnis ist, dass er diese Tat nie wieder gutmachen kann, er mit seiner Schuld leben muss. Dieses allmähliche sich Bewusstmachen, das Zulassen des Schmerzes wird beeindruckend gespielt von Edin Hasanovic. Aber auch Julia Brendler stellt überzeugend dar, wie Eva nach der Gewalterfahrung mit den Ansprüchen, die ihre Tätigkeit als Moderatorin im „Täter-Opfer-Ausgleich“ an sie stellt, in Konflikt kommt, wie schwer es fällt zu verzeihen und zu vergessen, wenn es einen selbst betrifft.


DVD-Bildformat: 16:9; 2.35:1
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprache: Deutsch
Untertitel: Englisch

Barbara Felsmann

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Anbieter

Kauf-DVDgood!movies

Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (3. Woche 2014).