Nightlife

Schon ein wenig seltsam, wenn in Zeiten von coronabedingten Einschränkungen und Sperrstunden ausgerechnet eine fröhliche Komödie rund ums Berliner Nachtleben über die Bildschirme flimmert. Doch irgendwie auch erfrischend und angenehm, weil uns „Nightlife“ immerhin eine kleine Auszeit von den eigenen Gedanken ermöglicht. Dass dabei große Sehnsucht aufkommt, ist eher nicht zu befürchten – denn die Eskapaden der beiden junggebliebenen Partylöwen Milo und Renzo sind dann doch ein klein wenig zu turbulent für eine gelungene Partynacht.

Und eigentlich wollte Milo ja auch einen Gang zurückschalten. Selbst die Geschäfte führen, anstatt immer nur hinter der Bar zu stehen, um es danach noch krachen zu lassen und im Bett irgendeiner Frau aufzuwachen, deren Namen er nicht einmal kennt. Endlich sesshaft werden und morgens die Kinder zur Schule bringen. Das könnte vielleicht sogar funktionieren – wenn nicht Renzos Vorstrafe den Kreditantrag für die Übernahme des Clubs verhageln würde. Und er dann auch noch Drogen im Wert von 150.000 Euro verliert. Nun müssen die beiden erstmal zusehen, wie sie das Geld dafür auftreiben. Zu doof, dass Milo ausgerechnet jetzt mit Sunny die Frau seines Lebens kennenlernt. Immerhin kann ein romantisches Date eine gefährliche Eigendynamik entwickeln, wenn plötzlich die Hälfte der Berliner Unterwelt hinter dir her ist. Außerdem hat er nur diese eine Chance, bevor Sunny für ein halbes Jahr nach Atlanta geht. Das wird also so oder so eine äußerst erinnerungswürdige Nacht.

Wer schon mal einen Film von Simon Verhoeven („Willkommen bei den Hartmanns“, „Männerherzen“) gesehen hat, weiß vermutlich schon ziemlich gut, was ihn erwartet: die typische deutsche Komödie mit gekonnter Übertreibung und Starbesetzung in den gewohnten Klischee-Rollen. Aber auch wenn es an Überraschungen fehlt, macht es wirklich Spaß, den drei Hauptdarsteller:innen Elyas M’Barek („Fuck Ju Göhte“), Frederick Lau („Simpel“, „Das perfekte Geheimnis“) und Palina Rojinski („Traumfrauen“) bei ihrem chaotischen Abenteuer zuzusehen. Mit ein paar richtig guten Gags, sympathischer Situationskomik und einem Hauch Pollenflugromantik. Also genau das Richtige, um mal ein kleines Weilchen abzuschalten und die vermeintliche Leichtigkeit des Nachtlebens wirken zu lassen.

Marius Hanke