Das perfekte Geheimnis

Länge:
107 Minuten (Blu-ray: 111 Minuten)
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Bora Dagtekin
Darsteller:
Elyas M’Barek (Leo), Karoline Herfurth (Carlotta), Florian David Fitz (Pepe), Jessica Schwarze (Eva) Jella Haase (Bianca), Wotan Wilke Möhring (Rocco) und Frederick Lau (Simon), Emily Kusche (Sophie)
Genre:
Komödie , Drama , Thriller
Land:
Deutschland, 2019

Wenn Fack Ju Göhte-Regisseur Bora Dagtekin einen neuen Film rausbringt und dabei gefühlt das halbe Schauspiel-Team der erfolgreichen Komödie mitbringt, sind die Erwartungen eigentlich ziemlich klar. Doch dann wird es verwirrend. Denn irgendwie hat er es geschafft, unter dem harmlos erscheinenden Deckmantel von „Das perfekte Geheimnis“ eine regelrechte Thriller-Atmosphäre aufzubauen. Erstaunlich und durch und durch empfehlenswert!

Eine Gruppe von Freunden trifft sich zu einem gemeinsamen Abendessen zu Hause. Eigentlich alles ganz entspannt – bis Eva ein vermeintlich amüsantes Spiel vorschlägt: Alle legen ihre Handys auf den Tisch und jede Nachricht, die reinkommt, muss vorgelesen werden. Sollte doch kein Problem sein, oder? Immerhin kann man sich innerhalb der Gruppe alles sagen und auch die Pärchen am Tisch haben ja wohl keine schlimmen Geheimnisse voreinander. Und es ist ja schon ein bisschen aufregend, oder nicht? – Bis tatsächlich die ersten Nachrichten und Anrufe reinkommen. Denn auf einmal stellt sich dann schon die Frage, ob kleinere Flirts, die geheimen Fußballtreffen ohne Leo und vielleicht auch das eine oder andere Nacktfoto einfach so hingenommen werden können. Oder ob doch plötzlich Freundschaften und Beziehungen auf der Kippe stehen. Alles schreit danach, einfach aufzuhören, um sich zumindest noch weiterhin in die Augen sehen zu können. Aber jetzt ist das Spiel längst in vollem Gang und es gibt immer jemanden am Tisch, der auf weiter Wahrheit pocht. Bis wirklich alles raus ist.

Da lässt man sich mit eher mäßigen Erwartungen auf eine typisch deutsche Komödie ein, die immerhin durch den sympathischen Cast mit Elyas M'Barek (Who Am I), Karoline Herfurth (SMS für dich), Florian David Fitz (Die Vermessung der Welt), Jessica Schwarz (Death of a Superhero) Jella Haase (4 Könige), Wotan Wilke Möhring (Lommbock) und Frederick Lau (Das kalte Herz) wie eine sichere Bank für einen netten Abend erscheint. – Und dann das! Die erwartete Feelgood-Stimmung will bei „Das perfekte Geheimnis“ nicht so richtig einsetzen. Dafür geht nach kurzem Aufwärmen schon bald so richtig die Post ab und die Schlagdichte dabei ist wirklich beeindruckend. Natürlich soll hier nicht allzu viel verraten werden, nur so viel: Bis zur allerletzten Minute werden wir mit einem Affenzahn durch den Irrgarten typisch menschlicher Abgründe gejagt – von niedlichen kleinen Verfehlungen, die durchaus verzeihbar sind, bis hin Enthüllungen, die alles auf den Kopf stellen. (Und vielleicht gar wieder zurück.) Das ist beklemmend und witzig zugleich. Und oft genug möchte man am liebsten vom Sofa aufspringen, weil es so verrückt und irgendwie genial ist. Die perfekt harmonierende Besetzung (schauspielerisch; beim Dinner selbst sieht das schon ganz anders aus …) liefert uns hier ein grandioses Kammerspiel, das durch und durch Spaß macht – auf eine schmerzhaft ehrliche Weise. Wer die deutsche Komödie alias Schweiger und Schweighöfer für sich aufs Abstellgleis gestellt hat, findet hier einen vielversprechenden Gegenentwurf. Da verzeiht man Dagtekin sogar, dass die Idee quasi 1:1 vom französischen Film „Le Jeu – Nichts zu verbergen“ abgekupfert ist. Denn „Das perfekte Geheimnis“ ist wirklich um Längen besser und zeigt, wie man hier alles rausholt. Definitiv ein Tipp.

Übrigens: Wie die SchauspielerInnen selbst mit ihren Handys umgehen und ob sie so ein Spiel mitmachen würden, erfährt hier man in einem kurzen Video von der Kino-Premiere in München.

Marius Hanke

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Dt. f. Sehg.

Untertitel: Englisch, Dt. f. Hörg.

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (14. Woche 2020).