Willkommen bei den Hartmanns

In der Familie Hartmann hat offenbar jeder Geheimnisse. Mutter Angelika greift seit ihrer Pensionierung bereits morgens zum Qualitätswein, Vater Richard besucht auffallend oft Sascha Heinrich, seinen besten Freund und Schönheitschirurgen, Tochter Sophie findet als ewige Studentin kein Ziel in ihrem Leben und Sohn Philip ist als Bankmanager notorischer Workaholic außerdem komplett überforderter Vater und so dem psychischen Zusammenbruch gefährlich nahe. An Geldmangel liegt es nicht, dass die Hartmanns alle chronisch unzufrieden sind. Doch ein volles Portemonnaie hilft nichts gegen Sinnlosigkeit und Langeweile, Kommunikationsprobleme und Angst vor dem Altern. Als Angelika Hartmann beschließt, einen Flüchtling aufzunehmen, dem sie ein Heim bieten und die deutsche Kultur näherbringen möchte, gerät das in Routinen erstickende Familienleben ins Wanken. Denn Diallo Makabouri hat eigene Vorstellungen von seinem Leben in Deutschland und stellt Fragen, die bisherige Fassaden bröckeln lassen. Für die Hartmanns ist das eine ungewohnte Herausforderung. Dass sie Diallos existenzielle Not in ihrer eigenen Verwirrung aus dem Blick verlieren, merken sie erst, als es fast zu spät ist.

Simon Verhoeven, mit „Männerherzen“ und „Männerherzen und die ganz, ganz große Liebe“ als Komödientalent bekannt geworden, hat mit „Willkommen bei den Hartmanns“ die Absurditäten der Debatte um Integration in einen satirisch-anrührenden Film gepackt. Im Zentrum steht dabei die Frage, was wir in Europa in unserem Wohlstand eigentlich von den Schicksalen und der kulturellen Identität der so verschiedenartigen Flüchtlinge begreifen (möchten) und welche kulturellen Defizite sich im Umgang mit dem Fremden bei uns selbst auftun.

Verhoeven arbeitet mit Übertreibungen, das Gesellschaftsbild, das er zeichnet, stellt jedoch reale Fragen an den Zuschauer selbst. Dabei gelingt es den großartigen Darstellern, auch bei überzogenen Szenen die Realität nicht aus dem Blick zu verlieren. Der Humor des Films ist nicht schwarz, sondern orientiert sich eher an romantischen Komödien. Das macht die Figuren weicher und sympathischer und sorgt für hohe Treffsicherheit bei der Identifikation der Zuschauer mit den so sehr deutschen Beziehungsmustern. Für pointierte Dialoge hat Verhoeven ein feines Gespür, so dass ein hoher Unterhaltungswert garantiert ist. Natürlich kann man dem Regisseur vorwerfen, seine Geschichte in gutbetuchter, aber gelangweilter Gesellschaftsschicht angesiedelt zu haben, andererseits bietet genau diese Ausgangssituation eine ausgezeichnete Möglichkeit, krasse Gegensätze von Lebensumständen vor Augen zu führen. Und ist nicht gerade das eine gute Voraussetzung dafür, sich mit Fremdem konstruktiv zu beschäftigen?

Blu-ray-Bildformat:1:2,35/1080p
Ton:dts HD 5.1 MA
Sprachen: Deutsch dts HD 5.1 MA/Dt. f. Sehg.
Untertitel: Englisch/Dt. f. Hörg.

Rotraut Greune