Into the Beat - Dein Herz tanzt

Prädikat besonders wertvoll
Länge:
90 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 12 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 0 Jahren
Kinostart:
16.07.2020
Regie:
Stefan Westerwelle
Darsteller:
Alexandra Pfeifer (Katya Orlow), Yalany Marschner (Marlon), Trystan Pütter (Victor Orlow), Helen Schneider (Ballettlehrerin Frau Rosebloom), Katrin Pollitt (Frau Nemec)
Genre:
Drama , Love Story
Land:
Deutschland, 2020

Die Idee, elegantes, nach strengen Regeln folgendes, klassisches Ballett mit Breakdance in Verbindung zu bringen, ist im internationalen Filmgeschäft nicht neu. Beispiele dafür sind die US-amerikanische Produktion „Step Up“ aus dem Jahr 2006, der 2010 in Großbritannien produzierte Film „StreetDance 3D“ oder auch Michael Damians Tanzfilm „Streetdance: New York“ von 2016. Nun kommt eine deutsche Variante, produziert von der Münchner Lieblingsfilm GmbH und inszeniert von Regisseur Stefan Westerwelle (Solange Du hier bist, Lose Your Head), ins Kino.

Katya Orlow stammt aus einer berühmten Ballett-Tänzer-Familie. Und auch sie hat alle Chancen, in die Fußstapfen ihrer verstorbenen Mutter und die ihres Vaters Victor, der nach wie vor als Meistertänzer gefeiert wird, zu treten. Momentan trainiert sie sehr hart, um sich an der renommierten New York Ballet Academy zu bewerben. Da passiert ein Unglück: Ihr Vater verletzt sich so schwer auf der Bühne, dass er seine Karriere beenden muss. Aus dem Krankenhaus zurück, ist nun Katya seine einzige Hoffnung, dass die Familientradition weitergeführt wird. Fest davon überzeugt, dass „die nächste Orlow schon längst in den Startlöchern steht“, konzentriert er sich voll und ganz auf die Karriere seiner Tochter. Doch Katya hat durch einen Zufall eine Gruppe von Streetdancern kennengelernt und ist magisch angezogen von deren kraftvollen, akrobatischen Moves, den freien, wilden Bewegungen. Nach einer Trainingsstunde wird sie Dauergast im „Battle-Land“ und führt ein Doppelleben: Vormittags probt sie den Hauptpart für das Ballett „Dornröschen“, nachmittags tanzt sie gemeinsam mit dem Außenseiter Marlon, einem begnadeten Hip-Hop-Tänzer. Klar, dass sich die beiden dabei sehr nahekommen. Als sich Marlon dann aber wünscht, dass sie als Duo bei den „Sonic Tigers“, der besten Streetdance-Crew der Welt, vortanzen, gerät Katya in einen schweren Konflikt. Egal, wie sie sich entscheidet, sie wird jedes Mal einen geliebten Menschen enttäuschen.

„INTO THE BEAT – Dein Herz tanzt“ ist ein solide inszenierter Tanzfilm, inklusive einer Lovestory und Coming of Age-Geschichte. Beides, ob Lovestory oder der Vater-Tochter-Konflikt, ist leider etwas zu brav und zu vorsichtig erzählt. Da gibt es keine wirklichen Ausbrüche seitens des Vaters, keine tiefen Ängste um das Wohl der Tochter. Die unterschiedlichen sozialen Milieus der Frischverliebten werden angedeutet, spielen aber im Alltag der Beiden überhaupt keine Rolle. Alles verläuft – trotz der angedeuteten Dramatik – ziemlich glatt. Vielleicht liegt es daran, dass dieses Projekt zunächst als ein Kinderfilm geplant war und sich erst nach dem Casting zu einer Produktion für ein älteres Publikum entwickelte. Neun Monate hat die Produktionsfirma gesucht und schließlich zwei hervorragende, so um die 20 Jahre alte Newcomer gefunden: Alexandra Pfeifer als pflichtbewusste Katya und Yalany Marschner als introvertierter Marlon agieren sehr authentisch und können zudem wunderbar tanzen. Ihnen zur Seite stehen Trystan Pütter (Hannas Reise, Toni Erdmann) sowie die US-amerikanische Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin Helen Schneider. Faszinierend und mitreißend sind auch die vielen, professionell choreografierten und fotografierten Tanzszenen, egal ob klassisches Ballett oder Breakdance, für die die Choreografen Pepita Bauhardt und Jeff Jimenez von dem bekannten Berliner Studio Flying Steps Academy verantwortlich zeichnen. Diese Szenen reißen wirklich mit und lassen so manche erzählerische Schwäche absolut in den Hintergrund treten.

Barbara Felsmann