I'm still here

Joaquin Phoenix ist ein guter Schauspieler („Walk the Line“/„Hotel Ruanda“/„The Village“). Doch er will gar keiner mehr sein. Er träumt von einer Rap-Karriere. Damit ihm der Wechsel vom Film- ins Musik-Business gelingt, soll Puff Daddy sein erstes Album produzieren. Und so sehen wir Phoenix in einer spielfilmlangen Dokumentation mit Zottelbart und Plauze seinen Traum verfolgen und begleiten damit einen großen Star auf seinem Weg in den Abgrund... immer mit dabei: sein Freund und Schwager Casey Affleck.

Ein schlechter Scherz? Nein, eine geniale Idee für ein Filmexperiment, dem Phoenix zwei Jahre seines Lebens opferte. Kollegen, Fans und sogar Freunde fielen herein auf die folgenreiche Mockumentary, die für einen riesigen Skandal sorgte. Mit Auftritten im Fernsehen, Interviews und katastrophalen Konzerten zementierten Affleck und Phoenix die Story um den Filmstar, der langsam den Verstand zu verlieren scheint und täuschten damit die Öffentlichkeit. Vor allem der körperliche Einsatz Phoenix' ist dabei beachtlich. In kürzester Zeit erarbeitet er sich ein ordentliches Übergewicht, während Kopf- und Gesichtsbehaarung unaufhaltsam wachsen und verwildern, bis der erfolgreiche Schauspieler nicht mehr zu erkennen ist. Beinahe wäre all der Einsatz umsonst gewesen, als einige Freunde hinter den Schwindel zu kommen drohen. Doch die Stringenz mit der Phoenix sein neues Wesen pflegt, ließen bald auch die engsten Freunde nicht mehr daran zweifeln, dass der Schauspieler den Verstand verloren hat. Bei all der Scharade stellt sich die Frage: was ist noch Realität und was Fiktion? Alkohol, Drogen, Prostitution, was kann der Zuschauer glauben? Fast kann man sich vorstellen, Phoenix fällt auf seinen eigenen Scherz rein. Dass er sich fangen kann scheint unwahrscheinlich. Um so beruhigender, dass er in dem Trailer zu Paul Thomas Andersons neuem Film „The Master“ wieder ganz der Alte zu sein scheint. Ohne Plauze, ohne Bart und ohne Augenringe.

DVD-Bildformat: 1:1,85; 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch,
Untertitel: Deutsch

Frederik Schwarzer