Die Farbe des Horizonts

Im Jahr 1983 verschlägt es die abenteuerlustige Tami Oldham nach Tahiti, wo sie sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält und nach neuen, spannenden Erfahrungen sucht. Eines Tages begegnet die junge Kalifornierin dem britischen Segler Richard Sharp, der mit seinem selbst gebauten Boot auf der Pazifikinsel Halt macht. Schon bei ihrem ersten Treffen sind sich die Weltenbummler sympathisch. Und nur wenig später entwickeln die beiden ernsthafte Gefühle füreinander. Frisch verliebt, erhält Richard von Bekannten das Angebot, eine Luxusjacht nach San Diego zu überführen, und bittet seine Freundin, ihn zu begleiten. Tami ist zunächst eher abgeneigt, lässt sich dann aber doch umstimmen und sticht mit ihm in See. Mitten auf dem Meer, weit entfernt vom nächsten Festland, gerät das Pärchen in einen heftigen Hurrikan, dem ihr Schiff nur bedingt standhalten kann. Als Tami nach dem Unglück aus der Ohnmacht erwacht, sieht sie sich mit dramatischen Schäden konfrontiert und entdeckt im Wasser den schwer verletzten Richard.

Schon in The Deep und Everest arbeitete sich der spanisch-isländische Regisseur Baltasar Kormákur an realen Katastrophen ab und zeichnete verzweifelte Überlebenskämpfe nach. Auch „Die Farbe des Horizonts“ geht auf Tatsachen zurück, die in dem Erlebnisbericht „Red Sky in Mourning: A True Story of Love, Loss, and Survival at Sea“ zusammengefasst wurden. Dass der Regisseur dieses Mal allerdings nicht nur das Unglück rekonstruieren, sondern zudem von einer großen Romanze erzählen will, lässt der blumige deutsche Verleihtitel bereits erahnen. Kormákurs Film beginnt mit einer spektakulären, in einer fließenden Einstellung gedrehten Sequenz, in der sich die orientierungslose Tami langsam durch den gefluteten Schiffsbauch kämpft, an Bord klettert und fassungslos auf die Zerstörung nach dem Hurrikan blickt, während sich die Kamera immer weiter entfernt, um schließlich das ganze Ausmaß der Verlorenheit mitten auf dem Meer zu offenbaren. Im Anschluss an diesen fulminanten Auftakt springt die Handlung zurück und gibt erste Details zur Vorgeschichte der verhängnisvollen Reise preis. Fortan wechselt „Die Farbe des Horizonts“ immer wieder zwischen der bedrückenden Notlage auf hoher See und dem Kennenlernen der beiden Abenteurer.

Auch wenn die Grenze zum Kitsch dabei mehrfach eingerissen wird, federn die Hauptdarsteller mit ihrem sympathisch-ungekünstelten Spiel die Sentimentalitäten etwas ab. In den Passagen nach der Havarie überzeugt Shailene Woodley als unbeugsame, zupackende Kämpferin, die sich und ihren bewegungsunfähigen Freund irgendwie aus der Gefahrensituation befreien will. Trotz ihrer kraftvollen Performance entfaltet Kormákurs Surival-Story jedoch nicht eine derartige Wucht wie das Seglerdrama All Is Lost, in dem ein einsamer Robert Redford mit den Naturgewalten ringt. Grund dafür sind nicht zuletzt die erzählerischen und tonalen Sprünge in „Die Farbe des Horizonts“, die das Geschehen manchmal unnötig ausbremsen. Ein am Ende enthüllter, durchaus überraschender Drehbuchtwist könnte ferner dafür sorgen, dass man den Kinosaal mit gemischten Gefühlen verlässt.

DVD Extras: Audiokommentar, Entfallene Szenen, Making of, Featurettes, Interviews, B-Roll, Trailer, Bildergalerie

Blu-ray Extras: Audiokommentar, Entfallene Szenen, Making of, Featurettes, Interviews, B-Roll, Trailer, Bildergalerie

Christopher Diekhaus