Aus nächster Distanz

Länge:
89 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
09.08.2018
Regie:
Eran Riklis
Darsteller:
Golshifteh Farahani (Mona), Neta Riskin (Naomi)
Genre:
Drama , Politischer Film , Thriller
Land:
Deutschland, Israel u.a., 2017

Mona, vormals Mitglied der Hisbollah, wurde Informantin des israelischen Geheimdienstes Mossad und muss schließlich aus dem Libanon fliehen. Der Mossad bringt sie nach Hamburg, wo sie sich einer Gesichtsoperation unterzieht, um ihr Aussehen zu verändern. Naomi, Agentin des Mossad und zwei Jahre nach einem Schicksalsschlag zum ersten Mal wieder im Dienst aktiv, soll sie dort in einer sicheren Wohnung zwei Wochen lang beschützen. Was zunächst nach einem einfachen Job aussieht, entpuppt sich bald als psychische Belastung. Denn beide Frauen kennen die tatsächliche Identität der jeweils anderen nicht und müssen sich trotzdem aufeinander verlassen können. Sie wissen nicht, dass die Hisbollah Monas Spur bereits nach Hamburg verfolgt und irgendwo ein Verräter seine Finger im Spiel hat. Auch der amerikanische Geheimdienst und seine deutschen Partner haben großes Interesse daran, Mona zu finden. Der Mossad wiederum verfolgt ganz eigene Ziele mit den beiden Frauen. Während Naomi überall Verräter wittert, leidet Mona darunter, die Wohnung nicht verlassen zu dürfen. Sie träumt vor allem von einem unerkannten Neuanfang im zivilen Leben – ganz ohne Gewalt und Verrat. 

„Aus nächster Distanz“ ist Thriller und Kammerspiel zugleich. Regisseur Eran Riklis, der in seinen Filmen mit sehr viel Feingefühl politische Themen auf persönliche Ebenen hebt, greift in der Begegnung der beiden Frauen die psychischen Belastungen des Versteckspiels auf Geheimdienstebene auf. Dass sie bislang Feinde waren, ist beiden klar. Auch dass die bisherige Tätigkeit der anderen vermutlich Schaden auf der eigenen Seite angerichtet hat. Jetzt sind sie aufeinander angewiesen, müssen auf gegenseitige Sicherheit achten und wissen nicht, was die andere wirklich denkt, fühlt oder plant. Entsprechend ist die Stimmung zunächst kalt bis eisig, streng darauf bedacht, weder emotional noch gedanklich etwas von der eigenen Befindlichkeit preiszugeben. Doch zwei Wochen auf engstem Raum sind lang und bald bröckeln hier und da Stücke von den Fassaden. Was dabei zum Vorschein kommt, ist für den Zuschauer teils erstaunlich, teils spannend, nicht immer aber nachvollziehbar. Eran Riklis (Mein Herz tanzt, Zaytoun - Geborene Feinde, echte Freunde) hat zwei großartige Darstellerinnen gefunden, die die Entwicklung der Handlung grandios über die Zeit tragen. Leider kann er es sich nicht verkneifen, ihre Schönheit in langen Großaufnahmen betont in Szene zu setzen, und das unterbricht die Spannung, die Dialoge und Abläufe aufbauen. Sobald aber die Spannung verloren geht, verlieren der Film und mit ihm die Figuren ihre Glaubwürdigkeit und ermüden. Das ist schade, denn der Plan der Story geht durchaus auf. Wäre die Inszenierung von Golshifteh Farahani (Paterson) und Neta Riskin (Nachtigall) etwas pointierter, kämen ihre Charaktere besser zur Geltung. Denn an den Schauspielerinnen selbst liegt die entstehende ausgedehnte Gefühligkeit nicht. Beide spielen ihre Rollen mit großer Präzision und sehr viel Fingerspitzengefühl.

Rotraut Greune

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Englisch, Arabisch, Hebräisch, Mehrsprachig

Untertitel: Englisch, Dt. f. Hörg.

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Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (15. Woche 2019).