Unfriend

Wie viele junge Menschen heutzutage nutzt die beliebte Studentin Laura die sozialen Netzwerke, um ihren Alltag für andere zu dokumentieren. Partyfotos werden reihenweise online gestellt und Videos mit großem Vergnügen geteilt. Ein Leben ohne Facebook scheint nicht mehr möglich. Als Laura eines Tages eine Freundschaftsanfrage der College-Außenseiterin Marina erhält, nimmt sie ohne zu zögern an, auch wenn sie bislang noch nie ein Wort mit ihr gewechselt hat. Eine Entscheidung, die sie schon bald bereut, da die einsame Kommilitonin auf ihrer Profilseite seltsam-morbide Animationen postet und sich immer aggressiver in Lauras Leben drängt. Irgendwann hat die junge Frau die Nase voll und kündigt den Freundschaftsstatus wieder auf. Kurze Zeit später begeht Marina Selbstmord, und Laura wird plötzlich von einem unheimlichen Fluch verfolgt, dem ihre engsten Freunde zum Opfer fallen.

Nach der charmanten Komödie Männerherzen und ihrer nicht weniger liebenswerten Fortsetzung Männerherzen… und die ganz ganz große Liebe wagt sich der deutsche Filmemacher Simon Verhoeven auf das hierzulande eher stiefmütterlich behandelte Terrain des Horrorfilms. „Unfriend“ spielt in einer kalifornischen College-Stadt, wurde allerdings zu weiten Teilen mit einem englischsprachigen Cast in Südafrika gedreht. Thematisch befassen sich Verhoeven und seine Koautoren Matthew Ballen und Philip Koch mit den Auswirkungen der schönen neuen Online-Welt auf unseren Alltag und befinden sich damit im Genre-Bereich in bester Gesellschaft. Open Windows, Unknown User und Ratter – Er weiß alles über dich beschreiben das Internet und die sozialen Netzwerke als Orte, an denen das Grauen hinter jeder Ecke lauern kann. Ähnlich verhält es sich in Verhoevens Gruselmär, die den Zuschauer zunächst in Lauras College-Leben einführt und dabei immer wieder eine Facebook-Optik bemüht. Soll heißen: Chatfenster gehen auf und zu. Die Zahl ihrer Freunde erscheint des Öfteren im Bild. Und mehrfach können wir die düsteren Animationen auf Marinas Profilseite bestaunen. Nach dem Selbstmord der leider recht klischeehaft gezeichneten Außenseiterin – ein Mauerblümchen im Gothic-Outfit – muss Laura hilflos mitansehen, wie ihr Facebook-Account auf einmal ein gefährliches Eigenleben entwickelt. Die Technik spielt verrückt. Und Verhoeven lenkt seine anfangs in der Realität verankerte Geschichte zunehmend in fantastisch-okkultische Gefilde. Obwohl es dem Regisseur an manchen Stellen gelingt, die Erwartungen des Publikums zu unterlaufen, bietet „Unfriend“ im Folgenden vor allem handelsübliche Schockmomente. Die Mischung aus klassischer Gruselatmosphäre und modernem Cyber-Horror wirkt mit fortschreitender Dauer etwas krude, sodass der von eher blassen Figuren bevölkerte Film am Ende einen höchst durchwachsenen Eindruck hinterlässt.

Blu-ray-Bildformat:1:2,35/1080p
Ton:dts HD 5.1 MA
Sprachen: Deutsch dts HD 5.1 MA/Dt. f. Sehg.
Untertitel: Dt. f. Hörg.

DVD Extras: Making of, Trailer

Blu-ray Extras: Making of, Trailer

Christopher Diekhaus