Wonder Wheel

Prädikat wertvoll
Länge:
98 Minuten (Blu-ray: 101 Minuten)
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Woody Allen
Darsteller:
Kate Winslet (Ginny), James Belushi (Humpty), Juno Temple (Carolina), Justin Timberlake (Micky), Jack Gore (Richie) u. a.
Genre:
Drama , Tragikomödie
Land:
USA, 2017

Wohl kaum jemand anderer wäre so geeignet wie Woody Allen (Blue Jasmin, Scoop – Der Knüller), wenn es darum geht, uns mit sanfter Ironie in den ganz normalen Alltagswahnsinn hineinzuführen und darin dann aus vielen kleinen Elementen Stück für Stück eine hochsensible Gefühlsbombe zusammenzusetzen – die zum Ende hin natürlich im absoluten Drama explodiert. Mit „Wonder Wheel“ stellt er dieses Können wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis.

Alles beginnt in den 1950er Jahren im idyllischen Freizeitpark direkt an der Strandpromenade von Coney Island: Die junge Carolina sucht Schutz bei ihrem Vater Humpty, der hier eines der Karussells betreut. Nur haben die beiden vor fünf Jahren jeglichen Kontakt zueinander beendet, weil Carolina mit einem Mafiaboss durchgebrannt ist. Dieser ist nun hinter ihr her und wird sie mit ziemlicher Sicherheit umbringen, wenn er sie in die Finger bekommt. Die Versöhnung gelingt einigermaßen, doch Humptys jetzige Frau Ginny ist wenig begeistert von der Situation und macht sich wegen der Gangster-Eskapaden Sorgen um ihren kleinen Sohn Richie, der im Übrigen damit beschäftigt ist, ständig irgendwo Feuer zu legen und damit seine Mutter in den Wahnsinn zu treiben. Und als wäre das alles noch nicht genügend Zündstoff, hat Ginny eine Affäre mit dem Bademeister Mickey, von dem sie sich die große Rettung aus ihrem trostlosen Leben erhofft. Denn als junge Schauspielerin hatte sie noch Träume – mittlerweile hat sie bloß einen einfachen Job als Kellnerin und einen ruppigen Ehemann mit Alkoholproblemen. Doch ihre Seifenblase aus Cinderella-Hoffnungen beginnt zu platzen, als sich Mickey zu allem Überfluss noch in Carolina verguckt. Damit neigt sich der gefährliche Countdown auch langsam seinem Ende ...

Während die Fahrt mit dem Riesenrad meist einen wunderschönen Blick über die Szenerie eröffnet, zeigt einem „Wonder Wheel“ fast schon mehr, als man sehen möchte. Woody Allen präsentiert uns hier eine präzise getaktete Feuershow aus menschlichem Drama, die gleichermaßen fasziniert wie deprimiert. Und je mehr man darüber nachdenkt, desto bewusster wird einem, wie detailgenau er hier vorgeht. Denn der Film ist ein einziges Räderwerk aus verkorksten Figuren mit verkorksten Ansichten, die einfach nicht aus ihrer Rolle ausbrechen können, die Wahrheit gekonnt umschiffen und sich so immer tiefer in ihr eigenes Elend hineinbugsieren. Lediglich Carolina ist gnadenlos ehrlich und vertrauensselig, wofür sie auch ordentlich Breitseite bekommt. Und so ereignen sich hier tragische Geschichten vor traumhaften Kulissen – immer umgeben von einem Hauch schicksalhafter Ironie. Alles in allem wirkt „Wonder Wheel“ selbst für Woody Allen ein bisschen schwer und tragisch. Dafür ist der dramatische Aufbau gewohnt genial und es ist durchaus spannend, Justin Timberlake (The Social Network, Inside Llewyn Davis) in der Rolle des soften, aber durchtriebenen Bademeisters zu sehen, während Kate Winslet (Steve Jobs, Die Bestimmung) als stehengelassene Ballkönigin hysterisch über das Parkett stolziert. In jedem Fall ein Erlebnis.

Marius Hanke

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Englisch

Untertitel: Dt. f. Hörg. / Engl. f. Hörg.

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (24. Woche 2018).