Windstill

Länge:
115 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
11.11.2021
Regie:
Nancy Camaldo
Darsteller:
Giulia Goldammer (Lara), Thomas Schubert (Jacob), Barbara Krzoska (Ida), Anselm Bresgott (Rafael), Anna Platen (Maya)
Genre:
Drama
Land:
Deutschland, 2019

Schon die ersten Minuten in dem Langfilmdebüt von Regisseurin und Drehbuchautorin Nancy Camaldo sind emotional nur schwer auszuhalten. Da schreit ein Baby, verweigert die Flasche, es fällt ein Teller herunter, der Wasserkocher funktioniert nicht und die junge Mutter ist kurz davor, durchzudrehen.


Worum geht es in dem Film „Windstill“?


Lara ist am Rande eines Zusammenbruchs. Die meiste Zeit ist sie mit ihrer Tochter Olivia allein, ihr Partner Jacob arbeitet als Koch und schiebt Überstunden. Kann er abends das Baby übernehmen, geht sie los, um als Taxifahrerin etwas Geld zu verdienen. Völlig überfordert kämpfen die beiden ums Überleben, versuchen den Alltag unter diesen erschwerten Bedingungen in den Griff zu bekommen und entfremden sich immer mehr. Dabei hatten sie sich ihr Leben ganz anders vorgestellt. Lara wollte Medizin studieren. Den Eignungstest hatte sie gerade bestanden, da erfuhr sie, dass sie schwanger ist. Jacob ist angesichts der Gängelei seines Chefs und der unzumutbaren Arbeitsbedingungen immer noch auf der Suche nach seinem Traumjob. Als er sich dann in eine kurze Affäre mit seiner Kollegin stürzt, brennen bei Lara die Sicherungen durch. Sie stellt Olivia in Jacobs Restaurant ab und verschwindet. Es geht nach Südtirol, auf den Hof ihrer verstorbenen Eltern, den nun ihre Schwester Ida bewirtschaftet. Dort wiederum erwarten sie ganz andere Probleme und an Erholung und die ersehnte Ruhe ist nicht zu denken.


Was „Windstill“ so sehenswert macht:


Die Geschichte einer überforderten Mutter, die ihr Kind liebt und doch immer wieder an ihre Grenzen gelangt, ist relativ selten auf der Kinoleinwand zu sehen. Sie zieht in den Bann, regt auf, wirkt bedrohlich und macht nachdenklich. Zumindest bis zu dem Moment, als Lara ihre Tochter ohne ein Wort bei Jacob lässt und abhaut. Dies alles ist sehr überzeugend gespielt von Giulia Goldammer („Und wer nimmt den Hund?“) als eine zarte Mutter mit dunklen Augenrändern und den ersten Falten um den Mund sowie Thomas Schubert („Wintermärchen“, „Das freiwillige Jahr“) als deren wortkargen, in sich zurückgezogenen Partner. Doch als sich Lara dann auf den Weg nach Südtirol begibt, beginnt im Grunde genommen ein neuer Film. Nun geht es um eine komplizierte Schwesternbeziehung, um den nichtverarbeiteten Verlust der Eltern, ja und sicher auch um verpasste Chancen im Leben. Wie es mit Laras Familie weitergehen soll, spielt nur noch am Rande eine Rolle, verliert sich sozusagen im Sande. So interessant, wie die Konflikte zwischen den beiden Schwestern auch sein mögen, hier tragen sie wenig zur eigentlichen Konfliktbewältigung bei. Und so bleibt das Publikum am Ende etwas ratlos zurück.

Barbara Felsmann

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FilmverleihW-film