Das freiwillige Jahr

Länge:
86 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 0 Jahren
Kinostart:
06.02.2020
Regie:
Ulrich Köhler, Henner Winckler
Darsteller:
Sebastian Rudoph (Urs), Maj-Britt Klenke (Jette), Thomas Schubert (Mario), Katrin Röver, Stefan Stern
Genre:
Drama
Land:
Deutschland, 2020

Jette lebt mit ihrem alleinerziehenden Vater Urs in der westdeutschen Provinz, hat das Abitur gemacht und ist auf dem Absprung hinaus in die Welt. Sie bricht auf zu einem Freiwilligen Sozialen Jahr in Costa Rica. Urs will seine Tochter zum Flughafen bringen, muss auf dem Weg jedoch bei seinem Bruder zwischenstoppen. Jette fährt mit ihrem Freund Mario weiter. Die Aussicht, ein Jahr voneinander getrennt zu sein, zerreißt sie. Und ist das Jahr in Costa Rica überhaupt ihr eigener Wunsch oder nicht viel mehr der ihres Vaters? Jette entscheidet spontan, nicht zu fliegen, und versteckt sich mit Mario vor ihrem Vater im Wald. Doch kann sie sich auf Dauer nicht dem Umstand entziehen, eine eigene Entscheidung zu treffen. Und Urs muss sich damit auseinandersetzen, dass das Beste, was er für seine Tochter will, nicht ihren Bedürfnissen entspricht.

Schon vom ersten Moment an ist man sich nicht sicher, ob Jette wirklich Lust auf ihr Auslandsjahr hat. Die treibende Kraft scheint ihr Vater, der die Tochter ermuntert und anschubst - natürlich nur zu ihrem Besten. Und auch sonst meint es Urs doch nur gut, merkt dabei aber nicht, wie grenzüberschreitend er ist. Der kurze Abstecher zu seinem Bruder, um Jettes Fotoapparat vor deren Abreise abzuholen, endet damit, dass Urs im Glauben, der Bruder liege hilflos in der Wohnung, sämtliche Nachbarn zu Hilfsdiensten einspannt und die Wohnungstür zerstört. Sich entschuldigen oder sein eigenes Handeln reflektieren liegt Urs scheinbar fern. Und so ist auch sein Umgang mit Jettes Versuch, der geplanten Reise zu entkommen. Statt die Tochter zu fragen, was sie eigentlich will, plant Urs den nächsten Flug. Geht es dem Landarzt nicht eher darum, seine eigenen gescheiterten Ausbruchsversuche an seiner Tochter auszuleben? Jette wiederum kann sich schwer dem Drängen des Vaters entziehen. Zumal bei ihrer Vorstellung davon, zuhause zu bleiben, auch die Frage ist, was sie eigentlich genau selber will und was ihr Freund Mario. „Das freiwillige Jahr“ erzählt von einem Aufbruch und beobachtet dabei so genau wie treffend die Beziehung von Vater und Tochter, die damit umgehen müssen, dass dieser Aufbruch nicht konfliktfrei vonstatten geht. Die Geschichte hat den Charakter einer Momentaufnahme, klein unspektakulär, lose gewebt, und überzeugt durch die atmosphärischen Details und das starke Spiel der beiden Hauptdarsteller Sebastian Rudolph und Maj-Britt Klenke.

Kirsten Loose

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