Voyagers

Länge:
108 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Neil Burger
Darsteller:
Tye Sheridan (Christopher), Lily-Rose Depp (Sela), Fionn Whitehead (Zac), Chanté Adams (Phoebe), Colin Farrell (Richard Alling)
Genre:
Science-Fiction , Thriller
Land:
USA, Großbritannien, Rumänien, Tschechien, 2021

Der sich stetig verstärkende Klimawandel befeuerte in den letzten Jahren beim Blick in die Zukunft Sorgen und Zweifel. Durch die Corona-Pandemie, die unser Zusammenleben massiv beeinträchtigt, hat sich die Perspektive sicher nicht verbessert. Plötzlich erscheinen Katastrophenszenarien, wie man sie bislang nur aus Science-Fiction-Werken kannte, gar nicht mehr so abwegig. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass in nächster Zeit  zahlreiche Filme wie „Voyagers“ aus dem Boden schießen. Filme, die davon erzählen, dass die Erde dem Untergang geweiht ist und wir daher nach anderen Lebensräumen Ausschau halten müssen.

Dürre und Krankheiten setzen in der neuen Arbeit des US-Regisseurs Neil Burger („Mein Bester & Ich“„Die Bestimmung – Divergent“„Ohne Limit“) dem blauen Planeten so sehr zu, dass er in nicht allzu weiter Ferne unbewohnbar sein wird. Im Jahr 2063 findet man im Weltall endlich einen Himmelskörper, den man besiedeln könnte. Doch der Flug dorthin dauert sage und schreibe 86 Jahre. Will heißen: Unterwegs würde eine entsendete Mannschaft sterben. Vor diesem Hintergrund läuft ein besonderes Projekt an. 30 Mädchen und Jungen, die über ausgeprägte Intelligenz verfügen und auf absoluten Gehorsam getrimmt sind, werden im Labor herangezüchtet und wachsen, damit sie keine Bindung zur Erde haben, in kompletter Isolation auf. Irgendwann nach Antritt ihrer Reise ohne Wiederkehr sollen sie sich mittels künstlicher Befruchtung fortpflanzen. Auch ihre Kinder müssen später Nachwuchs zeugen, dem dann die große Aufgabe zufällt, die neue Heimat zu erschließen.

Die Einführung in das Geschehen bringt der Film leider sehr hastig hinter sich, um zum eigentlichen Handlungsauftakt zu gelangen: Der Start der Expedition, die der Wissenschaftler Richard Alling begleitet, liegt 10 Jahre zurück. Und aus den kleinen Crewmitgliedern sind inzwischen junge Erwachsene geworden, die ihren Tätigkeiten mit größter Präzision nachgehen. Der wissbegierige Christopher wird allerdings stutzig, als er erkennt, was es mit einem blauen Getränk auf sich hat, das die Missionsteilnehmer*innen jeden Tag trinken müssen. Auf die Flüssigkeit, die ihre Emotionen und ihren Sexualtrieb unterdrückt, wollen er und ein paar andere Reisende fortan verzichten. Eine Entscheidung mit fatalen Konsequenzen für den Zusammenhalt an Bord.

Neil Burger, der auch das Drehbuch schrieb, stellt mit seiner abgründigen Prämisse – die Protagonisten werden nur aus einem Grund erschaffen, haben kein Recht auf Selbstbestimmung und sollen wie Maschinen funktionieren – einen existenzielle und moralische Fragen anpackenden Zukunftsstoff in Aussicht. Was folgt, ist aber ein eher halbgares, über die meisten Anknüpfungspunkte hinwegsausendes Katz-und-Maus-Spiel, das sich zu einer Raumschiffvariation des Kultromans „Herr der Fliegen“ entwickelt. William Goldings pessimistische Erzählung über die barbarischen Züge des Menschen dient nicht nur als Inspirationsquelle, sondern wird teilweise in Plot und Figurenkonstellation schamlos kopiert. Hier und da ergeben sich Konfrontationen, die den Puls etwas nach oben treiben. Der mit einigen Ungereimtheiten und einer platten Romanze „angereicherten“ Science-Fiction-Geschichte fehlt es aber an unerwarteten Haken und interessanten Charakteren, um wenigstens konstanten Nervenkitzel zu erzeugen. Arg einfach macht es sich der Film nicht zuletzt im Finale, wo die vorherigen Konflikte urplötzlich glattgebügelt werden. Bei so vielen inhaltlichen Abstrichen kann man sich nur schwer an der stylischen Ausstattung und den schicken Bildern von „Voyagers“ erfreuen. Unter der Überschrift „Spannende Grundidee für formelhaften Überlebenskampf geopfert!“ lässt sich dieser Science-Fiction-Thriller deshalb treffend zusammenfassen.

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (17. Woche 2021).