Mein erster Sommer

Länge:
80 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Katie Found
Darsteller:
Markela Kavanaugh (Claudia), Maiah Stewardson (Grace), Arthur Angel (Mike), Steve Mouzakis (Detective Croydon), Katherine Tonkin (Donna), u. a.
Genre:
Drama , Love Story
Land:
Australien, 2020

Was dich in „Mein erster Sommer“ erwartet:


Claudia ist verstört, seit ihre Mutter sich in einem Stausee das Leben genommen hat. „Die Außenwelt ist böse“, das hat die Mutter, eine psychotische Schriftstellerin, der 16-Jährigen immer wieder eingebläut. Und sie hat das Mädchen in ihrem einsamen Landhaus allein und völlig isoliert großgezogen: Claudia kennt keine Gleichaltrigen und war noch nie in einer Schule. Eines Tages radelt die temperamentvoll-flippige Grace vorbei. Claudia ist erst sehr skeptisch. Doch als Grace ihr verspricht, ihr Geheimnis zu hüten, taut sie auf. Schnell freunden sich die Außenseiterinnen an und kommen sich näher. Während Grace Claudia zeigt, wie man bunte Schmuckarmbänder bastelt und wie gute Erdbeermilch schmeckt, findet Claudia in der neuen Freundin die Zuwendung, die sie bei ihrer alleinerziehenden Mutter so vermisst. Doch das romantische Sommeridyll ist in Gefahr, denn zwei Polizisten ermitteln noch immer in dem rätselhaften Todesfall.


Lohnt sich dieser Film für dich?


In ihrem ersten langen Spielfilm schafft Katie Found, die am Victorian College oft the Arts in Melbourne Drehbuch studiert hat, mit sonnendurchfluteten Bildern eine verträumte Atmosphäre. Doch die ist trügerisch, denn die Protagonistin steckt in einer prekären Klemme. Wie soll sie nach dem Suizid der Mutter in dem Landhaus überleben, wenn niemand weiß und erfahren darf, dass sie dort wohnt? Es ist zwar wenig plausibel, dass 16 Jahre lang kein*e Anwohner*in ihre Existenz bemerkt haben soll, doch dieses Mysterium gehört zu dem märchenhaften Säulen des einfühlsamen Coming-of-Age-Films, die man einfach glauben muss.

Found beweist viel Fingerspitzengefühl, wenn sie die spielerische Unbeschwertheit der Mädchen, etwa beim Färben der weißen Betttücher mit Pflaumensaft, oder die Annäherung der beiden vom ersten zärtlichen Kuss bis hin zum ersten Mal Sex schildert. Unterbrochen werden diese heiteren Szenen immer wieder von Flashbacks, die Claudia manchmal abrupt überfallen. Darin sieht das Mädchen, wie ihre Mutter in ihrem leuchtend gelben Kleid ertrinkt. Die Farbe Gelb wird als Symbol der Traumatisierung im Film allerdings etwas zu oft und damit zu plakativ eingesetzt.

Die schwelgerische Eleganz der Bilder und die unsichere Suche nach sexueller Identität erinnern zuweilen an Luca Guadagninos meisterhaftes Filmromanze „Call Me by Your Name“. Die Newcomerinnen Markella Kavenaugh und Maiah Stewardson machen die aufblühende Zuneigung zwischen Claudia und Grace mit ihrem ungezwungenen Spiel glaubhaft spürbar. Von beiden Talenten wird man sicher noch viel hören. Kavenaugh hat es bereits zur tragenden Rolle der Nori in der „Herr der Ringe“-Prequel-Serie „The Rings of Power“ bei Amazon Prime geschafft.

Reinhard Kleber

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (46. Woche 2022).