Knight of Cups

Rick steckt in einer tiefen Sinnkrise. Der erfolgreiche Drehbuchautor taumelt durch das Hollywood der Gegenwart. In der großen Illusionswerkstatt Los Angeles ist alles, wirklich alles, dem schönen Schein unterworfen. Anfangs sucht Rick nach dem schnellen Kick, unter Drogen angelt er nach Sexaffären und Exzessen, egal wie jung die Frauen sind. Gleichzeitig entfaltet sich schon hier – in aus dem Off erzählten Monologen, die in die Gedankenwelt des Mittvierzigers eintauchen – aber auch in den Gesprächen mit den jeweiligen Frauen, der fatale existenzielle Abgrund, in dem sich der Held befindet, nicht zuletzt auch wegen traumatischer Familienbande. Ein Bruder beging Selbstmord, der andere lebt in prekären Verhältnissen. Rick trifft seine Ex-Frau Nancy, eine engagierte Chirurgin, die sich um die gescheiterten Randexistenzen der Stadt kümmert. Aber auch diese Begegnung ist geprägt vom Scheitern. Eine Hollywoodparty auf dem Höhepunkt des Films zeigt die Absurdität des entfesselten Reichtums, und Menschen, die allein durch Drogenexzesse die Sinnleere aushalten, ohne auch nur ansatzweise etwas davon wahrzunehmen. Dann wieder wandert Rick wie ein biblischer Held durch kalifornische Wüstenlandschaften, deren reale natürliche Leere Tiefe und Geborgenheit bedeutet, während die moderne Stadtarchitektur nur von Kälte und Einsamkeit erzählt. Der Ozean steht für Leben und Leidenschaft, ebenso wie Ricks Begegnung mit Elizabeth, für die er plötzlich wahre Liebe zu empfinden scheint. Aber auch diese Beziehung läuft auf ein Scheitern hinaus, denn Elizabeth ist verheiratet – und schließlich ungewollt schwanger. Nur in der Natur liegt Erlösung, aber der Mensch ist dennoch heillos überfordert, seinem Dasein Sinn zu geben.

Der Altmeister des New Hollywood Kinos Terrence Malick (The New World, The Tree of Life) hat in seinem Spätwerk eine ganz eigene Filmsprache entwickelt, die polarisiert. Die spirituelle Versponnenheit seines Spätwerks trifft oft auf Unverständnis. Durch atemberaubende Bilderwelten, assoziativ montiert, taucht der Regisseur in die Innenwelt seiner Protagonisten ein, hier ein Mann, der sich selbst verloren hat. Die Bilder erzählen die Geschichte, die Malicks Stammkameramann Emmanuel Lubezki (Gravity, Birdman) gewohnt virtuos auf die Zuschauer loslässt. Dazu werden Gedanken aus dem Off gesprochen, philosophische, oder Erkenntnis suchende Sätze. In Verbindung mit der impressionistischen Bilderflut ist das Drama nur assoziativ und emotional in seiner Gesamtwirkung zu verstehen. Und damit ist auch schon der besondere Wert dieser Hollywood-Meditation benannt: Man muss sie nicht mögen, aber zweifellos hat der Regisseur eine virtuos experimentelle und einzigartige Sprache des Kinos entwickelt, die sich nicht um Erzählkonventionen des Mainstreams kümmert. Besonders in der langen Partysequenz blitzt Malicks sezierender Blick auf die Menschen auf, eine Szene die letztendlich mehr über die menschliche Natur und Sehnsüchte verrät als die gesprochene Gedankenflut. Die Tarotkarte, auf die sich der Titel bezieht, zeigt eine gespaltete Figur: Der Ritter der Kelche steht ebenso für Wechsel, Abenteuer und ungeahnte Möglichkeiten wie für Betrug und falsche Versprechungen. Sinnsuche und Liebessehnsucht auf der einen und Verrat und Scheitern auf der anderen sind zwei Seiten derselben Medaille. Zu viele Wahlmöglichkeiten, zu viel Erfolg und Oberfläche, das erzählt der Film in geradliniger Direktheit, führt unweigerlich zu Haltlosigkeit und Sinnentleerung.

Blu-ray-Bildformat:1:2,35/1080p
Ton:dts HD 5.1 MA
Sprachen: Deutsch dts HD 5.1 MA/Englisch dts HD 5.1 MA
Untertitel: Deutsch

DVD Extras: Featurettes

Blu-ray Extras: Featurettes

Christiane Radeke