Freaks - Du bist eine von uns

Länge:
93 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Felix Binder
Darsteller:
Cornelia Gröschel (Wendy), Tim Oliver Schultz (Elmar), Wotan Wilke Möhring (Marek), Nina Kunzendorf (Dr. Stern), Frederic Linkemann (Lars)
Genre:
Science-Fiction , Drama , Thriller
Land:
Deutschland, 2020

Beim Stichwort „Superhelden“ denkt man sofort an Captain America, Batman und Co. Seit weit mehr als zehn Jahren dominieren Marvel- und DC-Figuren das Blockbuster-Kino und werden in immer neue Abenteuer geschickt. Dass es auch eine Nummer kleiner geht, will die deutsche Independent-Produktion „Freaks – Du bist eine von uns“ beweisen, die kürzlich über Netflix ihre Veröffentlichung feierte.

Ein eher eintöniges Leben führt darin die in einem Tankstellenimbiss arbeitende Kellnerin Wendy, die mit Mann und Sohn aus ihrem Haus zu fliegen droht, da sie mit ihren Zahlungen weit im Rückstand ist. Als die schüchterne Bitte um eine kleine Beförderung von ihrer Chefin abgewiesen wird, scheint guter Rat teuer. Ausgerechnet in dieser vertrackten Lage will der geheimnisvolle Obdachlose Marek Wendy die Augen für ihr wahres Potenzial öffnen: Die blauen Pillen, die sie seit einem einschneidenden Vorfall in ihrer Kindheit unter Aufsicht ihrer Therapeutin Dr. Stern einnimmt, verhindern angeblich, dass eine in ihrem Inneren schlummernde Supergabe zum Vorschein kommt. Anfangs schenkt die junge Frau den Beteuerungen keinen Glauben. Doch dann beschließt sie, ihre Medikamente eigenständig abzusetzen. Schon kurz darauf staunt Wendy über ihre alles andere als normale Muskelkraft und setzt diese fortan gegen unliebsame Zeitgenossen ein. Wie sich herausstellt, gehört auch ihr unscheinbarer Kollege Elmar zu den medizinisch ruhiggestellten Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten.

Bereits Anfang 2020 erschien mit „Freaks – Sie sehen aus wie wir“ hierzulande ein US-Streifen, der in eine ähnliche Kerbe schlägt. Auch dort sind all jene, die über ungewöhnliche Gaben verfügen, Außenseiter und werden von offizieller Stelle rigoros verfolgt. Ein besorgter Vater verkriecht sich mit seiner kleinen Tochter in einem heruntergekommenen Haus und versucht, die Umwelt auszusperren. Die Intensität dieses in den ersten vierzig Minuten kammerspielartigen Science-Fiction-Thrillers erreicht der von Felix Binder (Club der roten Bänder – Wie alles begann) inszenierte und Marc O. Seng („Dark“, Einer wie Bruno) verfasste Netflix-Film zwar nicht. Die Idee, das Superheldenmotiv in den deutschen Vorstadtalltag zu verpflanzen, klingt allerdings erfrischend und verlockend. Auch wenn sich Wendy im ersten Drittel vielleicht etwas zu schnell auf ihre neu entdeckten Kräfte einlässt, sorgt das schwungvolle, ungekünstelte Spiel von Hauptdarstellerin Cornelia Gröschel (Der Staat gegen Fritz Bauer) dafür, dass man gerne mit der selbstbewusster werdenden Protagonistin mitgeht. Angesichts eines überschaubaren Budgets fallen die Effekte eher bescheiden aus. Ungenießbar ist „Freaks – Du bist eine von uns“ deshalb jedoch nicht. Hinderlicher ist da schon das im zweiten Akt schlampiger werdende Drehbuch. Wie Wendy ihr Familienglück aufs Spiel setzt und wie sie eine kritische Haltung zum Einsatz ihrer Superfähigkeit entwickelt, hätte man deutlicher herausarbeiten können. Noch ein Stück fahriger als ihr Charakterbogen ist die innere Reise ihres als Nerd eingeführten Kollegen Elmar, der das Klischee eines aus reichem Hause kommenden, ohne Liebe aufgewachsenen Sohnes bedient und einen arg sprunghaften Wandel durchläuft. Die Ansätze des von einem schmissigen Retro-Soundtrack begleiteten Films sind spannend und sympathisch. Durch die grobe Figurenzeichnung und den nicht allzu raffinierten Handlungsaufbau hinterlässt der deutsche Superheldenbeitrag aber weniger Eindruck, als es ihm zu wünschen wäre.

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (36. Woche 2020).