Es: Kapitel 2

Länge:
164 Minuten (Blu-ray: 170 Minuten)
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Regie:
Andy Muschietti
Darsteller:
James McAvoy (Bill), Jessica Chastain (Beverly), Bill Hader (Richie), Isaiah Mustafa (Mike), Jay Ryan (Ben), James Ransone (Eddie), Andy Bean (Stanley), Bill Skarsgård (Pennywise) u. a.
Genre:
Horror
Land:
USA, 2019

Vor 27 Jahren hat eine Gruppe Jugendlicher das Grauen von Derry besiegt und sich geschworen: Sollte ES jemals zurückkehren, werden sie ES wieder aufhalten und endgültig vernichten. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, um dieses Versprechen einzulösen - denn in Derry geschehen seltsame Dinge und es verschwinden wieder Menschen. Also trommelt Mike den „Club der Verlierer“ zusammen, um sich dem Kampf gegen das Böse zu stellen. Nur erinnern sich die anderen kaum noch an ihn – und die Geschehnisse von damals sind fast gänzlich in den Sog der Vergessenheit geraten, seit sie die Stadt verlassen haben. Also müssen sie sich erst alle für sich ihrer Vergangenheit stellen. Und ihrer Angst, die mit dem Erwachsenwerden nicht gerade weniger geworden ist …

Die Entscheidung, Stephen Kings „ES“ in zwei Kapitel aufzuteilen, hat der Verfilmung extrem gutgetan. Denn auch wenn „ES: Kapitel 2“ nicht ganz mit dem ersten Teil mithalten kann, ist doch ein absolut rundes Gesamtwerk entstanden. Dieses bietet sich perfekt für eine gemeinsame Gruselnacht an und wird aus Sicht eines King-Fans auch der Vorlage absolut gerecht – was alles andere als leicht ist. Denn während die Bücher mit vorwiegend „menschlichen“ Geschichten des Autors mitunter hervorragend verfilmt wurden („Stand by Me“, „Green Mile“), wird es beim Horror oft knifflig, ihn auch nur ansatzweise angemessen auf die Leinwand zu bringen. Im Gegensatz zur ES-Version von 1990 ist das Regisseur Andrés Muschetti hier auf jeden Fall gelungen (Wobei natürlich auch hier gerade das zutiefst Menschliche eine wesentliche Rolle spielt, wie eigentlich immer bei King).

Doch zum eigentlichen Film: Der zweite Teil bleibt leider ein bisschen hinter dem ersten zurück, weil die Erwachsenenwelt es hier einfach nicht mit der faszinierenden Magie der Kindheit aus dem ersten Teil aufnehmen kann. Das liegt in der Natur der Sache – jedenfalls aus Erwachsenensicht – und es wäre auch Quatsch, die beiden Filme miteinander zu vergleichen. Immerhin ergänzen sie einander.

Jedenfalls bilden die Charaktere noch immer eine wundervolle Truppe, die den Film zu einem gruselig-schönen Erlebnis macht – und alles ist ein wenig humorvoller geworden. Vielleicht weil wir diesen Humor als Erwachsene brauchen, um mit Veränderungen und unbequemen Wahrheiten zurechtzukommen, während Kinder da oft unbedachter, aber dadurch zugleich mutiger sind und direkt losmarschieren. King und Muschetti erzählen uns hier nicht nur eine mitreißende Geschichte, sondern scheinbar beiläufig auch einiges über uns selbst. Wobei es an uns liegt, ob wir diese Gedanken aufnehmen möchten oder beiseiteschieben.

Dann haben wir immerhin noch einen erstklassigen Horrorfilm, der vor allem durch eine grandiose Inszenierung von Pennywise glänzt. Darsteller Bill Skarsgård („Assassination Nation“) verkörpert den Clown auf eine ekelhaft-gute Weise, die kaum zu beschreiben ist. Unglaublich fies und zugleich so absurd-logisch in seiner Ausdrucksweise, dass es fast schon ein bisschen sympathisch wirkt. Sicher mit der einen oder anderen Ähnlichkeit zum Joker und insgesamt so gewieft-freundlich, dass man sich ausnahmsweise mal nicht fragt, warum seine Opfer nicht sofort Reißaus nehmen. Denn klar: Man merkt gleich, dass er böse ist. Und doch ist da eine Ausstrahlung, die dann doch erstmal ein kleines Gespräch zulässt. Bis es dann eindeutig zu spät ist, um sich in Sicherheit zu bringen.

Allein der mittlerweile erwachsene Bully Henry Bowers nervt ein bisschen. War er schon im ersten Teil nicht immer passend und in seiner Brutalität bis zur Unglaubwürdigkeit überzogen, so ist er im zweiten Teil eigentlich vollkommen überflüssig. Wobei es zum veränderten Ton passt: Denn „ES: Kapitel 2“ schlägt insgesamt ein bisschen über die Stränge mit effektvollen Horroreinlagen, die vom eigentlichen Geschehen ablenken. Dafür gibt es dann ordentlich Grusel-Flair und Fans von kleinen Schockeinlagen kommen ganz auf ihre Kosten.

Alles in allem muss man einfach sagen, dass die Verfilmung von einem der besten Horror-Bücher der letzten 50 Jahre sicher eine ganz schöne Herausforderung war – und dafür absolut gelungen ist. Für King-Fans ein Muss und für Freunde hochwertiger Horror-Filme definitiv lohnenswert.


 

Blu-ray Extras: Dokumentationen, Hinter-den-Kulissen-Featurettes, Audiokommentar des Regisseurs

Marius Hanke

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Englisch, Dt.f.Sehg.

Untertitel: Dt. f. Hörg., Engl. f. Hörg.

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (4. Woche 2020).