Equinox

Serienstart:
30.12.2020
Staffel:
1
Folgen:
6
Länge der Folgen:
41-52 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Regie:
Søren Balle und Mads Matthiesen
Darsteller:
Danica Curcic (Astrid als Erwachsene), Viola Martinsen (Astrid als Kind), Karoline Hamm (Ida), August Carter (Jakob), Fanny Bornedal (Amelia) u. a.
Genre:
Thriller , Horror , Drama
Land:
Dänemark, 2020

Denkt man an skandinavische Filme und Serien, kommen einem sicherlich sehr schnell diverse düstere Thriller- und Krimistoffe in den Sinn. Die Länder des hohen Nordens scheinen prädestiniert für abgründige Geschichten, wie sie etwa der isländische Schauerbeitrag „I Remember You“ erzählt. Dänemark bringt nun mit der sechsteiligen Netflix-Eigenproduktion „Equinox“ einen Mystery-Beitrag heraus, der auf einer beliebten Podcast-Reihe basiert und mit seiner rätselhaften Prämisse gleich vom Start weg für gesteigerte Anteilnahme sorgt.


Wovon die Mystery-Serie „Equinox“ handelt:


Kopenhagen im Jahr 1999: Gespannt erwartet die kleine Astrid die Ankunft ihrer großen Schwester Ida, die gerade ihr Abitur bestanden hat und mit ihren Mitschülerinnen und Mitschülern in einem Planwagen feiernd von einer Familie zur nächsten zieht. Ida ist bei ihrer Ankunft an ihrem Elternhaus allerdings seltsam bedrückt. Und ihre Mutter Lene fleht sie vergebens an, nicht mit den anderen weiterzufahren. Noch am selben Abend hat Astrid eine verstörende Vision, die zur schrecklichen Gewissheit wird. Ida und 20 ihrer Klassenkamerad*innen sind plötzlich spurlos verschwunden. Einzig ihre besten Freunde Jakob, Amelia und Falke werden in einem verwirrten Zustand aufgegriffen und faseln in den Verhören vermeintlich zusammenhangsloses Zeug. Der leitende Ermittler ist sich sicher, dass sie irgendetwas wissen.

Auch 21 Jahre später hat sich die inzwischen auf Bornholm lebende, als Radiomoderatorin arbeitende Astrid nicht von den ungeklärten Ereignissen erholt. Der Schmerz über den Verlust ihrer geliebten Schwester ist noch immer präsent. Ebenso wie die unheimlichen Albträume, in denen sie sich in einer seltsam orange leuchtenden, offenbar mit dem Verschwinden in Verbindung stehenden Höhle wiederfindet. Ihre ohnehin labile Welt gerät endgültig ins Wanken, als Astrid während einer ihrer Sendungen einen Mann in der Leitung hat, der sich als Jakob vorstellt und sich mit ihr treffen möchte, um ihr wichtige Informationen zu geben. Sein Anruf ist der Ausgangspunkt für eine Reise nach Kopenhagen und Nachforschungen, die Astrids Vater Dennis mit Unverständnis und Sorge erfüllen.


Warum die Serie „Equinox“ sehenswert ist:


„Equinox“ erfindet das Rad sicherlich nicht neu, sondern weckt Erinnerungen an andere bekannte Thriller- und Horrorwerke. Das zentrale Rätsel könnte von dem undurchsichtigen Gruselklassiker „Picknick am Valentinstag“ inspiriert sein, in dem drei Schülerinnen und eine Lehrerin bei einem Ausflug plötzlich wie vom Erdboden verschluckt sind. Auch ein weiterer, heute als Kultstreifen gefeierter Genrefilm drängt sich beim Betrachten als Einflussquelle auf: das schräge Schauer-Musical „The Wicker Man“, das einen konservativen Polizisten auf eine einsame, von merkwürdigen Bräuchen beherrschte Insel führt. Ein sagenumwobenes Eiland und bizarre Rituale sind in der dänischen Netflix-Serie ebenfalls zu finden.

Auch wenn viele Elemente vertraut sind, heizt Astrids Recherche schon in den Auftaktfolgen die Neugier an. Geschickt lässt Serienschöpferin Tea Lindeburg ihre Handlung zwischen der Gegenwart und dem Jahr 1999 hin- und herspringen. In den mitunter fließend eingebauten Rückblenden sehen wir zum einen, wie die kleine Astrid ständig von eigenartigen Visionen verfolgt wird und in eine handfeste Leidensspirale hineingerät. Eine Spirale, die vor allem mit den gegensätzlichen Ansichten ihrer Eltern zusammenhängt. Während ihr Vater sie für stark traumatisiert hält und ihre Probleme professionell behandeln lassen will, spricht ihre Mutter von einer besonderen Gabe, die Lene zu nutzen versucht, um Ida aufzuspüren. Astrids Schicksal, das „Equinox“ überzeugend greifbar macht, lässt ein wenig an die Erfahrungen der Hauptfigur aus Joachim Triers übernatürlichem Coming-of-Age-Drama „Thelma“ denken, das 2018 in die deutschen Kinos kam. Neben Astrids Erfahrungen nehmen zahlreiche Flashbacks auch Idas Perspektive ein und schildern Schritt für Schritt, was sie vor ihrem verhängnisvollen Abschlusstag erlebt hat. Zum Vorschein tritt dabei eine Liebesgeschichte, über der sehr früh eine unheilverkündende Wolke hängt.

Der Mix aus okkulten Elementen, typischen Teenagersorgen, großen Familienlügen und Astrids detektivischer Suche ist keineswegs preisverdächtig. Die beklemmend-rätselhafte Stimmung und der Spannungsaufbau sind aber reizvoll genug, um keinen großen Leerlauf zu produzieren. Ärgerlich ist allerdings, dass die Macher*innen zum Ende hin etwas schludern. Manche Enthüllung kommt auf eher platte Weise zum Vorschein. Und gerade das überhastet abgewickelte Finale löst das Versprechen des Vorlaufs nicht ganz ein. Ein dänisches „Dark“, wie vor Veröffentlichung oft gemutmaßt, sollte man eher nicht erwarten. Über dem Durchschnitt liegende Mystery-Unterhaltung ist dennoch garantiert!

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (53. Woche 2020).