Der Eid - Ein Island Thriller

Er ist ein Perfektionist, wie er im Buche steht. Ein Mann, der ständig seine Grenzen austestet und keine Herausforderungen scheut. Als der angesehene Herzchirurg Finnur die große Liebe seiner 18-jährigen Tochter Anna kennenlernt, schrillen bei ihm schon nach kurzer Zeit alle Alarmglocken. Der Dealer Óttar ist in den Augen des Mediziners ein denkbar schlechter Umgang, da er die orientierungslos durchs Leben stolpernde Anna immer häufiger mit Drogen versorgt. Von großer Sorge zerfressen, versucht Finnur in einem ersten Schritt, den zwielichtigen Mann bei der Polizei anzuschwärzen, bringt sich damit aber nur selbst in Schwierigkeiten. Um seine Tochter aus den Fängen Óttars zu befreien, lässt sich der Familienvater schließlich zu einer Problemlösung hinreißen, die eine Gewaltspirale entfesselt.

Nach dem Actionfilm 2 Guns und dem Katastrophenstreifen Everest verschlägt es den in Island geborenen Regisseur, Schauspieler und Drehbuchautor Baltasar Kormákur wieder in seine Heimat, wo er eine düstere, intime Thriller-Geschichte erzählt. Vor dem Hintergrund eines nasskalten Winters tauchen wir in das Leben eines erfolgreichen Mannes ein, der es gewohnt ist, alle Zügel fest in der Hand zu halten. Sein Streben nach Vollkommenheit erreicht mitunter obsessive Ausmaße. Etwa dann, wenn der passionierte Triathlet in seiner Freizeit wie ein Getriebener in die Pedalen seines Rennrads tritt, um neue Rekordzeiten zu erzielen. Ins Wanken gerät Finnurs Selbstbild, als er zunächst hilflos mitansehen muss, wie er den Zugang zu Anna verliert. Die Teenagerin leidet noch immer darunter, dass sich ihre Eltern getrennt haben, und begehrt bewusst gegen ihre Umwelt auf, was die neue Partnerin ihres Vaters nicht gutheißen mag. Der Arzt lässt jedoch Milde walten und versucht, seine Tochter davon zu überzeugen, dass Óttar ihr bloß Schaden zufügt. Die guten Worte zeigen allerdings keine Wirkung, weshalb Finnur den tugendhaften Weg verlässt. Ähnlich wie der von Charles Bronson gespielte Paul Kersey in Michael Winners kontroversem Selbstjustizreißer „Ein Mann sieht rot“. Mit dem Unterschied, dass Kormákur keine allzu grellen Eskapaden ausbreitet und den von ihm überzeugend verkörperten Protagonisten und dessen Handeln problematisiert. Ein Vergleich drängt sich vor allem mit Denis Villeneuves elektrisierendem Hollywood-Debüt Prisoners auf, das eine durchweg grimmig-pessimistische Atmosphäre erzeugt. „Der Eid“ fällt dagegen zwar etwas ab, weil die Handlung einige forcierte Wendungen nimmt und die Nebenfiguren zu wenig Profil erhalten. Spannend ist Kormákurs moralisch ambivalentes und mit wuchtigen, stimmungsvollen Landschaftsbildern versehenes Thriller-Drama aber trotz dieser Einschränkungen.


Blu-ray-Bildformat: 1:2,35/1080p
Ton: dts HD 5.1 MA
Sprachen: Deutsch dts HD 5.1 MA/Isländisch dts HD 5.1 MA
Untertitel: Deutsch

DVD Extras: Trailer

Blu-ray Extras: Trailer

Christopher Diekhaus