A Gschicht über d'Lieb

Länge:
97 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
29.08.2019
Regie:
Peter Evers
Darsteller:
Svenja Jung (Maria), Merlin Rose (Gregor), Thomas Sarbacher (der Bacherbauer), Eleonore Weisgerber (die Badnerin), Rafael Gareisen (Hannes), Walter Kreye (der Zeiserer) u.a.
Genre:
Drama
Land:
Deutschland, 2018

Für Regisseur und Drehbuchautor Peter Evers ist sein Erstlingswerk kein Heimat-, sondern ein Liebesfilm, ein Film über „vielerlei Arten von Liebe“. Und doch beschäftigt er sich auch mit dem Thema „Heimat“, nicht in Heile-Welt-Manier, sondern gesellschaftskritisch, indem er sich einem Tabuthema zuwendet und dieses in einer eng denkenden, traditionellen Dorfgemeinschaft verortet. Der Film spielt Anfang der 1950er Jahre in Sankt Peter in Baden-Württemberg. Seit dem Tod seiner Frau ist der Bacherbauer, der streng nach alten, traditionellen Regeln lebt, zunehmend verbittert. Seinen Jähzorn lässt er gern an seinen Kindern Maria und Gregor aus, die wie „Pech und Schwefel“ zusammenhalten. Obwohl Maria von früh bis spät schuftet und auch Gregor in der Wirtschaft mithilft, wächst der riesige Hof dem alten Bacher über den Kopf. Zu seinem Kummer möchte Gregor nicht – wie vorgesehen – den Hof übernehmen, sondern eine Tankstelle an der Bundesstraße eröffnen. Dazu braucht er allerdings die finanzielle Unterstützung seines Vaters. Immer wieder gibt es harte Auseinandersetzungen deswegen, bis der Bacherbauer einlenkt. Er unterstützt seinen Sohn, wenn Maria heiratet und damit für eine „ordentliche“ Fortführung der Bauernwirtschaft sorgt. Vorgesehen für die Rolle des neuen Bauern ist Hannes, Sohn des einflussreichen, intriganten Zeiserers. Doch Maria weigert sich. Sie fühlt sich durchaus in der Lage, als Frau einen Hof zu führen, und sie liebt leidenschaftlich jemand anderen. Nämlich ihren Bruder. Lange konnten die Geschwister ihre Zuneigung verbergen, doch dann ist Marie schwanger und das Unglück nimmt seinen Lauf.

Geschwisterliebe ist bis heute ein Tabu. Dieses Thema in die Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg zu verlegen, in der Verdrängen und Verschweigen angesagt war und alles Unerwünschte unter den Teppich gekehrt oder aus dem Weg geräumt wurde, ist ein kluger Schachzug seitens des Filmemachers. So kann sich Peter Evers ungeschminkt diesem Tabu widmen und zugleich ein vielschichtiges, äußerst kritisches Bild der damaligen gesellschaftlichen Zustände entwickeln. Wobei Bezüge zu heute ablesbar sind, aber nicht vordergründig gesetzt werden. Denn Peter Evers, der für sein Drehbuch mit dem renommierten Thomas Strittmatter Preis ausgezeichnet wurde, bleibt ganz dicht an der Gefühlswelt und dem Denken seiner Figuren. Selbst die Nebenfiguren sind ausgeformt und haben ihre eigene Geschichte. Im Mittelpunkt steht das komplizierte Geflecht von widerstreitenden Gefühlen bei Maria und Gregor. Eine wunderbare Vorlage für die vielversprechenden Nachwuchsdarsteller Svenja Jung (Die Mitte der Welt, Electric Girl) und Merlin Rose (Als wir träumten, „Aus der Haut“), die mit einer bemerkenswerten Glaubwürdigkeit ihre Zuneigung zueinander und die damit verbundenen Ängste spielen. So ist mit „A Gschicht über d’Lieb“ allen Beteiligten ein Film gelungen, der berührt, erschüttert und dennoch an die unbändige Kraft der Liebe glauben lässt.

Barbara Felsmann

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (35. Woche 2019).