Chronicle – Wozu bist du fähig?

Ob sie den blau leuchtenden Kristall besser nicht berührt hätten, den sie nach einer Party in einem Erdloch gefunden haben? Seither verfügen die Teenager Andrew, Steve und Matt über telepathische Fähigkeiten. Es ist schier unglaublich, was sie mit ihren neuen Kräften alles anstellen können. Einen Teddybären fliegen zu lassen, zählt noch zu den leichtesten Übungen. Ein Auto zu verschieben, ist da bereits schwieriger. Gerade Andrew wächst durch die neuen Fähigkeiten über sich hinaus und kann die Probleme aus seinem Elternhaus – den stets betrunkenen Vater und die schwerkranke Mutter – ein wenig vergessen. Doch eines Tages setzt er seine Kräfte nicht mehr nur als Gag ein, sondern als Waffe. Auf einmal wird vor allem Steve und Matt bewusst, welche Verantwortung sie für ihre Gabe haben. Und welche Grenzen nicht überschritten werden dürfen. Inmitten all der klassischen Superhelden wie „Iron Man“ oder „Spider-Man“, die das Kino seit einigen Jahren beherrschen, sind die drei Jungs aus „Chronicle“ eine äußerst angenehme Abwechslung. Hier gibt es keinen Pathos, keine Geschichte über Weltenretter oder Superschurken. Stattdessen setzt der Film im Lebensalltag an. Er zeigt, wie sich die drei normalen Jungen zunächst durch ihre neuen Fähigkeiten ein wenig besonders fühlen können und wie sich ihnen ein ungekanntes Gefühl der Freiheit vermittelt. Ein filmischer Kunstgriff verstärkt diese subjektive Sichtweise zudem. Denn (fast) jedes Bild des Films stammt aus einer Kamera, mit der Andrew sein Leben aufzeichnen will. Geradezu dokumentarisch wirkt der Film dadurch – und lässt die übersinnlichen Kunststücke der Jungen noch fremdartiger aussehen. Dass es irgendwann zuviel des Guten wird und ein an sich sympathischer Protagonist die Kontrolle verliert, macht diesen Film, der damit zugleich Erinnerungen an Katsuhiro Otomos Anime „Akira“ weckt, so interessant. Fast schade, dass am Ende ein krachiger Showdown steht, der vor allem die Lust am großen Spektakel zeigt, sich jedoch auch sehr von der im Grunde lebensnahen Geschichte seiner Hauptfiguren entfernt. DVD - Bildformat: 1:1,85; 16:9 Ton: Dolby Digital 5.1 Sprachen: Deutsch, Englisch, Italienisch Untertitel: Deutsch, Englisch, Italienisch DVD - Extras: Featurettes

Stefan Stiletto