Zorniges Land

Als der Schulabbrecher Travis Shelton beim Angeln über eine Marihuana-Plantage stolpert, entwendet er einen Strauch und verkauft ihn auf Anraten seines Freundes Shank an den ehemaligen Lehrer Leonard Shuler, der in einem Wohnwagen haust und sich mit kleinen Drogengeschäften über Wasser hält. Travis wittert weiteren Profit und macht sich kurz darauf erneut an den Pflanzen zu schaffen, tritt dabei jedoch in eine Bärenfalle und wird vom Besitzer Carlton Toomey überrascht. Dieser schärft dem verletzten Jungen ein, nicht über seine Entdeckung zu sprechen, und wirft ihn vor dem örtlichen Krankenhaus aus dem Wagen. Nach seiner Genesung zieht Travis, der von seinem Vater vor die Tür gesetzt wurde, bei Leonard ein, was dessen Freundin Dena nicht gerade zu Begeisterungsstürmen verleitet. Da der frühere Lehrer das Potenzial des Jugendlichen erkennt, ermuntert er ihn, seinen Schulabschluss nachzuholen, und sensibilisiert ihn außerdem für die blutige Bürgerkriegsgeschichte der Gegend, in die auch die Shelton-Familie verwickelt war. Probleme ziehen auf, als sich der skrupellose Drogenhändler Carlton in das Leben des Trios einmischt.

Basierend auf Ron Rashs Roman „The World Made Straight“ – so auch der Originaltitel der Adaption – entwirft Spielfilmdebütant David Burris ein schwermütiges Hinterland-Drama, das in den 1970er Jahren in den Appalachen von North Carolina spielt. Einer rauen Mittelgebirgsregion, die gerade für junge Menschen wenig verlockende Perspektiven bereithält. Nicht umsonst heißt es zu Beginn, dass die Landschaft ihre Bewohner regelrecht gefangen halte und sie zu einer schmerzlichen Passivität verurteile. Für Travis wäre es daher das Beste, wenn er die trostlose Provinzhölle hinter sich ließe. Doch zunächst steht der Jugendliche, abgesehen von seinem Drogenintermezzo, ohne richtige Orientierung da. Abhilfe kann der zurückgezogen lebende Leonard schaffen, der sich langsam zu einem Mentor für den Teenager entwickelt. Auch wenn das Setting und die Figurenkonstellation durchaus reizvoll sind, gelingt es Burris und Drehbuchautor Shane Danielsen zu selten, die unterschiedlichen Handlungselemente sinnvoll miteinander zu verknüpfen. Aufgesetzt wirken vor allem die historischen Exkurse, die den Zuschauer unter anderem über Tagebucheinträge in die Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges entführen. Dass Travis plötzlich ein starkes Interesse für die damalige Ermordung einiger Familienmitglieder entwickelt, wird mehrfach erwähnt, erscheint jedoch nie wirklich überzeugend. Problematisch ist sicher auch, dass der betont langsam erzählte Film eine anhaltend unheilvolle Stimmung erzeugen will, häufig aber bloß Leerlauf produziert. Deutlich wird dies besonders dann, wenn man „Zorniges Land“ mit anderen Country-Noir-Dramen vergleicht. Debra Graniks „Winter’s Bone“ und David Gordon Greens „Joe – Die Rache ist sein“ zeichnen ein ähnliches, ebenfalls von Gewalt und Perspektivlosigkeit geprägtes Milieu, entfalten allerdings einen Sog, den Burris‘ Spielfilmdebüt zu keinem Zeitpunkt erreicht.

Blu-ray-Bildformat:1:2,35/1080p
Ton:dts HD 5.1 MA
Sprachen: Deutsch dts HD 5.1 MA/Englisch dts HD 5.1 MA
Untertitel: Deutsch

DVD Extras: Trailer

Blu-ray Extras: Trailer

Christopher Diekhaus