Wunderbare Jahre (2021) (Staffel 1)

Serienstart:
22.12.2021
Staffel:
1
Folgen:
22
Länge der Folgen:
22 bis 23 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 6 Jahren
Regie:
Fred Savage, Shiri Appleby, Molly McGlynn, Numa Perrier, Robert Townsend, Matthew A. Cherry
Darsteller:
Elisha Williams (Dean), Dulé Hill (Deans Dad Bill), Saycon Sengbloh (Deans Mum Lillian), Laura Kariuki (Deans Schwester Kim), Julian Lerner (Brad), Amari O’Neil (Cory), Milan Ray (Keisa) u. a.
Genre:
Komödie , Familienfilm , Drama , Politischer Film
Land:
USA, 2021

In der Kino- und Streaming-Welt scheint der Winter 2021/2022 ganz im Zeichen der Nostalgie zu stehen. Immerhin konnten gerade erst „Ghostbusters: Legacy“, „Spider-Man: No Way Home“ und „Matrix Resurrections“ auf hervorragende Weise an ihre Vergangenheit anknüpfen. Dazu gesellt sich der Reboot einer Serie, die vor allem bei jenen, die in den 90ern aufgewachsen sind, Erinnerungen wecken dürfte. Nur erwartet uns hier ein neuer Blickwinkel: Denn statt dem kalifornischen Familienidyll sind es nun (mitunter durchwachsene) „Wunderbare Jahre“ für eine schwarze Mittelstandsfamilie in Montgomery, an denen wir in der Coming-of-Age-Serie auf unterhaltsame Weise teilhaben dürfen.


Was dich in der Neuauflage der Serie erwartet:


Der zwölfjährige Dean Williams hat eine ereignisreiche Jugend: Zum einen wächst er als Kind einer schwarzen Mittelstandsfamilie in den späten 60er-Jahren inmitten einer weiß geprägten Welt voller Ungerechtigkeiten auf. Zum anderen muss er so manche einschneidende Erfahrung machen, die zum Erwachsenwerden wohl irgendwie dazugehört. So sieht er beispielsweise zufällig, wie sein bester Freund das Mädchen küsst, auf das er schon seit Ewigkeiten steht. Und während die Welt anschließend um den plötzlichen und tragischen Tod von Martin Luther King trauert, hat sein Schmerz eigentlich mit einem doppelt gebrochenen Herzen zu tun. Wobei er dann feststellt, dass es durchaus seine Vorteile hat, wenn seine Lehrer:innen etwas anderes denken. Außerdem kommen bald auch wieder andere Erfahrungen wie der erste Kontakt mit Pornoheften, wo er sich für einen kurzen Moment wie ein „richtiger Mann“ fühlt und ausgerechnet durch das Erwischtwerden zu überraschende Erkenntnissen gelangt. Oder der Tag, an dem ihm so richtig bewusst wird, dass seine Mutter eine wahre Heldin ist. Was nur offensichtlich sonst niemand bemerkt. Und es passiert noch vieles mehr, was schon irgendwie ein bisschen verrückt und manchmal sogar ziemlich niederschmetternd ist. Alles in allem sind es dann trotzdem wunderbare Jahre für Dean.


Lohnt sich Staffel 1 von „Wunderbare Jahre“?


Im Laufe der ersten und vielleicht auch noch der zweiten Folge kann die Versuchung tatsächlich noch recht groß sein, die Serie direkt wieder aus der Watchlist zu nehmen. Der Einstieg ist ganz amüsant, die Erzählerstimme des erwachsenen Dean durchaus sympathisch. Das ist alles ganz nett – nur wirkt die Serie dabei nicht ganz zeitgemäß und die auf die Missstände zwischen Schwarz und Weiß abzielenden Pointen sind stellenweise schon ganz schön grenzwertig für eine Coming-of-Age-Serie. Also möglicherweise bloß mikrowellengewärmte Nostalgie, die sich anfühlt wie bei Wish bestellt?

Glücklicherweise ganz und gar nicht, wie sich mit der dritten und spätestens mit der vierten Folge der ersten Staffel herausstellt. Denn hier wird immer deutlicher, wie geschickt die Serie die unwissend-naive Perspektive von Dean nutzt, um eben nicht nur angenehm zu unterhalten, sondern auch gesellschaftskritische Blickwinkel auf wundervolle Weise auf den Punkt zu bringen. Beispielsweise wenn Dean seine Mutter für einen Tag in ihrem Bürojob begleitet und dabei erst allmählich bemerkt, was sie eigentlich für außergewöhnliche Kunststücke vollbringt. Aber obwohl sie ständig anderen aus der Patsche hilft und quasi im Alleingang den ganzen Laden schmeißt, bekommt sie Wertschätzung bloß für ihre leckeren Cupcakes, auf die sich alle immer freuen. Deswegen hat sie auch schnell die passende Antwort parat, als Dean sie nach dem Geheimnis hinter der besonderen Note ihrer Backkunst fragt: Sklaverei. Genau diese pointierte Darstellung kombiniert mit Deans Blickwinkel ist ein ziemlich genialer Schachzug, weil dadurch alles so schön unvorhersehbar wird und die plötzlichen „Ist das gerade wirklich passiert?“-Momente einfach unglaublich Spaß machen.


„Wunderbare Jahre“ in 2021 – unser Fazit:


Auch wenn die Serie am Anfang noch etwas ungelenk erscheint: Dranbleiben lohnt sich. Denn dann bietet „Wunderbare Jahre“ kluge Unterhaltung gepaart mit so mancher Erfahrung auf dem Weg des Erwachsenwerdens, die wir vielleicht schon auf ähnliche Weise von uns selbst kennen. Aber eben sicher nicht mit den facettenreichen Überraschungen und Wendungen, die uns hier erwarten. Deswegen Vorsicht: Kann süchtig machen.

Marius Hanke

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (51. Woche 2021).