Wildland

Länge:
84 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Regie:
Jeanette Nordahl
Darsteller:
Sandra Guldberg Kampp (Ida), Sidse Babett Knudsen (Bodil), Elliott Crosset Hove (David), Besir Zeciri (Mads), Joachim Fjelstrup (Jonas), Carla Philip Røder (Anna) u. a.
Genre:
Drama , Thriller
Land:
Dänemark, 2020

Zerstört und kopfüber liegt ein Auto auf der Straße. Die Fahrerin, die Mutter der minderjährigen Ida, überlebt den schweren Verkehrsunfall nicht. Die Jugendhilfe bringt Ida daraufhin zu Tante Bodil und ihren drei Cousins Jonas, David und Mads. Die Familienmitglieder gehen fürsorglich und rücksichtsvoll mit Ida um. Dennoch hat sie es nach dem Verlust der Mutter schwer, sich in das neue Umfeld einzugewöhnen und in ein normales Leben zurückzukehren.

Mehr als ein Psychodrama denn als Thriller (wie der dänische Film beworben wird) führt Regisseurin Jeanette Nordahl in das Geschehen von „Wildland“ ein. Ida muss schnell feststellen, dass hinter der kuscheligen, um Achtsamkeit bemühten Familienidylle noch eine andere Wirklichkeit lauert: Bodil und ihre Söhne erweisen sich als brutales Inkassounternehmen, das mit Gläubigern nicht gerade zimperlich umgeht. Ida wird Zeugin der Brutalität ihrer geldeintreibenden Cousins und wird auch in subtile Methoden der Bedrohung von Schuldnern einbezogen. Da sie sich aber in der Familie wohl fühlt und auch mit den Cousins im nahegelegenen Club abzufeiern beginnt, nimmt sie das gewalttätige Treiben ihrer Verwandten jenseits des akkuraten Familienheims vorerst nachdenklich, aber stoisch hin. Allerdings nur solange bis eine Aktion der Cousins tödlich endet und Ida am Tatort gesehen wird. Jetzt steht sie vor der Wahl: Soll sie sich für oder gegen ihre „neue Familie“ entscheiden? Ida schwankt, ist unsicher und gerät schnell zwischen die Fronten. Zum einen sind da die Familienmitglieder, die ihr zunehmend misstrauen, zum anderen Polizei und Jugendamt, die sie unter Druck setzen. Als sich zudem zwischen Ida und Anna, der schwangeren Freundin von Cousin David, eine tiefere Zuneigung anbahnt, setzt eine Gewaltspirale ein, die gnadenlos ihren Lauf nimmt.

Regisseurin Nordahl erzählt ihr psychologisches Familiendrama mit Thrillerelementen ganz aus der Perspektive ihrer Hauptfigur Ida, die von der jungen Newcomerin Sandra Guldberg Kampp mit großer Ruhe und Intensität verkörpert wird. An ihrer Seite bilden Sidse Babett Knudsen, bekannt aus der TV-Serie „Borgen“, als Tante und Elliott Crosset Hove, der u.a. in dem Thriller „Sons of Denmark“ brillierte, als Cousin David eine hochkarätige Besetzung. Gleichfalls besonders stark ist das ungewöhnliche Sounddesign des Films, das den gelungenen Wechsel von stillen, zärtlichen und brutalen, grausamen Szenen präzise untermalt und rhythmisiert. Exzellent auch David Gallegos Kameraarbeit und die Montagen von Editor Michael Aaglund. Diese inszenatorischen und gestalterischen Stärken des Films können aber ein grundsätzliches, die Plausibilität der Geschichte betreffendes Problem leider nur mühsam überspielen: Da im Verlaufe der Handlung herauskommt, dass die Familie schon bei der Polizei als kriminell bekannt ist, wirkt es einfach unglaubwürdig, dass die Jugendhilfe Ida Tante Bodil überhaupt anvertraut. Von dieser Ungereimtheit abgesehen, ist Regisseurin Nordahl aber ein ungewöhnliches Thriller-Drama mit überraschenden Wendungen gelungen.

Werner Barg

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Dänisch

Untertitel: Deutsch

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (24. Woche 2021).