Twist

Oliver Twist als Parkour-Läufer und Graffiti-Künstler auf den Straßen und über den Dächern von London! In seiner Adaption von Charles Dickens' Klassiker versetzt der britische Regisseur Martin Owen den bekannten Waisenjungen kurzerhand in unsere Zeit und verpasst der Geschichte in doppelter Hinsicht einen „artistischen“ Drive.

Darum geht es in der Neuauflage von "Twist":

Twist und die Diebesbande sind äußerst sportlich unterwegs – was ihre geschickten Coups zu einem kleinen Action-Spektakel werden lässt. Ihre Raubzüge richten sich auf die Kunstszene, zu der Twist durch seine verstorbene Mutter einen besonderen Bezug hat. Deswegen fühlt er sich auch direkt doppelt angezogen, als er auf der Flucht vor einem Ordnungshüter beim alten Fagin und seinem jugendlichen Team landet und schließlich Teil der Crew wird. Der andere Grund ist Red, in die er sich auf Anhieb verguckt hat. Und es könnte alles gut laufen – wäre da nicht die rücksichtslose Diebin Sikes, mit der Fagin zusammenarbeitet und bei der niemand aus dem Team so genau weiß, was sie eigentlich im Schilde führt. Sie scheint es auf Twist abgesehen zu haben, und so geraten die Dinge etwas außer Kontrolle, während gerade eigentlich der größte und trickreichste Kunstdiebstahl von allen ansteht.

Lohnt sich ein Blick in „Twist“ für mich?

„Alles Eigentum ist Diebstahl. In meinem Fall trifft das tatsächlich zu.“ – Mit diesen Worten klärt der mehrfache Oscar-Preisträger Michael Caine in der Rolle des alten Fagin den jungen Twist zumindest ansatzweise über seine Arbeitsweise auf. Und genießt zudem die erstaunte Reaktion, als Twist ein Gemälde in seinem Büro als geniale Kopie eines seiner Lieblingsgemälde in der National Gallery bezeichnet – um dann zu erfahren, dass er in Wahrheit hier zum ersten Mal das Original zu Gesicht bekommt. Doch während „Twist“ mit sympathischem Witz, eleganten Parkour-Einlagen und Heist-Movie-Feeling beginnt, verliert sich die Story leider immer mehr und die Charaktere wollen auch nicht so richtig überzeugen. Besonders Sikes nervt eher und es wirkt so, als wäre sie bloß dabei, damit möglichst alle Original-Charaktere vertreten sind. Schade, denn vom Ansatz her hätte der Film richtig gut werden können. So ist es immerhin ein netter Zeitvertreib mit ein paar coolen Ideen und einem schönen Twist nicht nur in der Hauptrolle, sondern auch am Ende.

Marius Hanke