Trautmann

Prädikat besonders wertvoll
Länge:
115 Minuten (Blu-ray: 120 Minuten)
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
14.03.2019
Regie:
Marcus H. Rosenmüller
Darsteller:
David Kross (Trautmann), Freya Mavor (Margaret), John Henshaw (Jack Friar), Dave Johns (Roberts), Harry Melling (Sergant Smythe), Gary Lewis (Jock Thompson) u.a.
Genre:
Drama , Biopic
Land:
Deutschland, Großbritannien, 2018

Das Biopic über den legendären Torhüter Bert Trautmann, der ab Ende der 1940er Jahre beim britischen Fußballverein Manchester City unter Vertrag stand und deshalb in Deutschland als Vaterlandsverräter galt, beginnt nicht mit einer sensationellen Fußballszene. Er beginnt mit einer Szene in einem Club in St. Helens, wo junge Leute sich beim Swing amüsieren, bis die Sirenen sie in die Luftschutzkeller rufen. Dagegen geschnitten durchforsten Wehrmachtssoldaten einen Wald, eine Bombe explodiert, zwei Soldaten werden in einen Krater geschleudert, liegen aufeinander, der obere krallt sich in seinem Todeskampf an dem unteren fest, bis er stirbt. Der untere Soldat, der wenig später gefangen genommen wird, ist Trautmann. Ein filmischer Beginn, der tief unter die Haut geht und auf das eigentliche Thema hinweist, mit dem sich Regisseur Marcus H. Rosenmüller (Wer früher stirbt ist länger tot, Beste Chance) in seinem Biopic auseinandersetzt. Es geht hier um zwei Kriegsgegner im Zweiten Weltkrieg, die in Zeiten des Friedens sich wieder annähern (müssen), es geht um vergangenes Leid, um Schuld und um Vergebung.

Bert, eigentlich Bernd Paul, Trautmann (1923-2013) meldete sich als blutjunger Mann freiwillig zur Front, diente als Fallschirmjäger bei der Luftwaffe, erhielt das Eiserne Kreuz und wurde gegen Ende des Krieges von britischen Truppen als Kriegsgefangener in ein Lager gebracht. Nach der Freilassung 1948 lehnt Trautmann die Rückführung nach Deutschland ab und lässt sich in Lancashire nieder. Im Oktober 1949 unterschreibt der Torwart einen Vertrag bei Manchester City. 20.000 Menschen demonstrierten seinerzeit gegen die Entscheidung der Vereinsleitung. Spätestens 1956 wurde Trautmann dann, der damals als einer der besten Torhüter der Welt galt, von den Engländern als Held gefeiert. Legendär ist sein Einsatz beim Endspiel des FA Cups 1956, das er trotz eines Halswirbelbruchs in den letzten 15 Minuten bis zu Ende spielte und damit Manchester City zum Sieg verhalf. Bis 1964 hütete er in insgesamt 545 Spielen das Tor für seinen Club. Er war verheiratet und hatte drei Söhne.

Rosenmüller konzentriert sich in seinem Film auf die Zeit von Trautmanns Gefangennahme bis Ende der 1950er Jahre, als er nach seiner schweren Verletzung wieder bei Manchester City einsteigen kann. Er erzählt, übrigens dabei das Milieu genauso gut beobachtend wie in seinen bayerischen Heimatfilmen, wie der Lebensmittel- und Schwarzhändler Jack Friar aus St. Helens gegen eine ganze Schachtel Zigarren Trautmann als Ladenhilfe freikauft. In Wirklichkeit braucht er ihn als Torwart für seinen Provinzverein, dem gerade der Abstieg droht. Weder die Mannschaft noch die Fans sind begeistert von dem deutschen Nazi, von „Traut the Kraut“. Doch Bert setzt sich durch, erobert sich die Herzen der Kleinstadt, der Familie Friar und nicht zuletzt der selbstbewussten, klugen Margaret Friar. Sie ist einer der Gründe, warum er in England bleibt. „Gegen die Tränen der Hinterbliebenen kommst du nicht an“, mahnt an einer Stelle Vater Friar den verliebten Trautmann, „Margaret wird diese Last mittragen müssen“. Sie ist dazu bereit und geht fortan gegen Vorverurteilungen an und fordert ihre Landsleute dazu auf, den konkreten Menschen im ehemaligen Feind zu sehen. Sie heiraten, ziehen nach Lancashire, ihr erster Sohn wird geboren. Dann der Umzug nach Manchester, Trautmanns langsamer, aber steter Aufstieg, bis hin zu seinem Unfall und dem Tod ihres kleinen Sohnes. Dieses tragische Ereignis empfindet der ehemalige Wehrmachtssoldat als gerechte Strafe für eigene Vergehen im Krieg und nimmt dies zum Anlass, über Unterlassung aus Angst und Feigheit, über Schuld und Versagen nachzudenken.

Großes Kino um eine mittlerweile in Vergessenheit geratene Fußball-Legende hat Marcus H. Rosenmüller hier geschaffen. Sicher konventionell inszeniert, doch bewegend, hochemotional und politisch brisant. Mit David Kross (Der Vorleser, Ballon, Knallhart, Same same but different) hat er dabei einen überzeugenden, mitreißenden Trautmann-Darsteller gefunden, so wie auch John Henshaw als gewiefter Händler und Verhandler und Freya Mavor als kritische wie verständnisvolle Margaret hervorstechen. Leider fühlt sich das Ende zu sentimental, und damit unscharf und falsch an. Besonders die Bilder, die Rosenmüller für die Auseinandersetzung seiner Hauptfigur mit der eigenen Schuld findet, können nicht überzeugen.

Barbara Felsmann

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Englisch

Untertitel: Deutsch, Englisch

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Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (38. Woche 2019).