Them

Serienstart:
09.04.2021
Staffel:
1
Folgen:
10
Länge der Folgen:
33-55 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
keine Angabe
Regie:
Nelson Cragg, Daniel Stamm, Janicza Bravo, Craig William Macneill, Ti West
Darsteller:
Deborah Ayorinde (Livia „Lucky“ Emory), Ashley Thomas (Henry Emory), Shahadi Wright Joseph (Ruby Lee Emory), Melody Hurd (Gracie Emory), Alison Pill (Betty Wendell) u. a.
Genre:
Horror , Thriller , Drama
Land:
USA, 2021

2017 feierte die von George Clooney inszenierte Krimisatire „Suburbicon – Willkommen in der Nachbarschaft“ ihre Premiere bei den Filmfestspielen von Venedig und rückte den tief in der US-Gesellschaft verwurzelten Rassismus ins Blickfeld. Inspiriert von wahren Erlebnissen, schildert der Film die Unruhe, die in einer von Weißen bewohnten Vorzeigestadt ausbricht, als dort Ende der 1950er Jahre eine schwarze Familie ihre Zelte aufschlägt. Ganz ähnlich verhält es sich in der von Little Marvin kreierten Anthologie-Serie „Them“, die in Form unterschiedlicher abgeschlossener Geschichten von Ausgrenzung und Gewalt in den Vereinigten Staaten erzählt. Staffel eins stellt die Emorys, eine afroamerikanische Familie, ins Zentrum der Handlung, welche den Hass ihrer weißen Nachbarn schon kurz nach ihrem Umzug nach Kalifornien mit voller Wucht zu spüren bekommen. Anders als der Clooney-Titel arbeitet die seit dem 23. Juli 2021 auch in deutscher Synchronisation verfügbare Amazon-Prime-Produktion mit den Mitteln des Horrorkinos und knüpft so an das Muster an, das Jordan Peele mit seinem beißenden Rassismusschocker „Get Out“ populär gemacht hat. Erinnert fühlt man sich auch an die Miniserie „The Underground Railroad“, die den Leidensweg einer Südstaatensklavin bebildert.


Worum es in der ersten Staffel der Anthologie-Serie „Them“ geht:


Im Jahr 1953 verlassen Livia, genannt „Lucky“, und Henry Emory gemeinsam mit seinen beiden Töchtern Ruby Lee und Gracie den Bundesstaat North Carolina, um ein neues Leben in einer Vorortsiedlung von Los Angeles zu beginnen und den Verlust seines kleinen Sohnes zu überwinden. Was dem Jungen genau passiert ist, erfahren wir zunächst nicht. Die gespenstischen Einstiegsszenen lassen allerdings Schreckliches vermuten. Nach der Ankunft in dem gepflegten, von blank geputzten Bürgersteigen und akkurat gestutzten Rasenflächen geprägten Viertel in East Compton spüren die Emorys sehr schnell, dass sie hier alles andere als willkommen sind. Betty Wendell, die Nachbarin von gegenüber, sieht nach dem Einzug der schwarzen Familie ihr hübsches weißes Idyll in Gefahr und lässt keine Gelegenheit aus, um gegen die Neuankömmlinge zu hetzen und sie zu schikanieren. Das Problem muss umgehend gelöst werden, denn sonst wird man den „Schimmel“, wie sie die Menschen von der anderen Straßenseite an einer Stelle nennt, nicht mehr los. Lucky, Henry und ihre Kinder kämpfen fortan nicht nur gegen die Anfeindungen ihrer Umgebung. Auch die Dämonen ihrer Vergangenheit und eine übernatürliche Macht, die sie offenbar ebenfalls aus dem neuen Heim verjagen will, machen ihnen zu schaffen.


Lohnt sich die Amazon-Prime-Serie „Them“ für mich?


Serienschöpfer Little Marvin hält sich nicht mit ruhigem Vorgeplänkel auf, sondern etabliert vom Start weg eine mulmig-bedrohliche Stimmung. Mit dem Tod des Sohnes, der sich aus einem Rückblick herauslesen lässt, bekommen die Zuschauer*innen gleich ein Gefühl für die schmerzhafte Geschichte der Familie, die sich nichts sehnlicher wünscht, als ein ruhiges Leben in bescheidenem Wohlstand zu führen. Aber das eingefrorene Lächeln auf den Gesichtern ihrer neuen Nachbarn in East Compton, drückt überdeutlich aus, wie sie gesehen werden: nämlich als Eindringlinge. Von Anfang an besteht kein Zweifel, dass sie die Hölle auf Erden erwartet. Für Subtilität ist in der ersten Staffel von „Them“ wenig Platz. Versiert schöpfen die Macher*innen aber alle nur erdenklichen Mittel und Möglichkeiten aus, um einen permanenten Unruhzustand hervorzurufen. Immer wieder gerät die Kamera ins Wanken. Ständig kommen von der Tonspur disharmonische Klänge. Realität und Einbildung sind manchmal schwer zu unterscheiden. Und mehrfach dienen Lieder mit positiven Texten dazu, Situationen auf irritierende Weise zu brechen.

Fast schon störend wirken in den ersten vier Folgen, die für diese Kritik gesichtet wurden, die zum Glück dosiert eingesetzten Schockkonventionen. Gruseliger als alle außerweltlichen Schreckgestalten und Knalleffekte sind die Erniedrigungen, denen Lucky und ihre Liebsten kontinuierlich ausgesetzt sind. Ruby Lee muss in der Schule Affenlaute über sich ergehen lassen und ist am Ende diejenige, die für die Unterrichtsstörung eine Strafe erhält. Der studierte Henry wird von seinem Vorgesetzten wie ein Dienstbote behandelt. Und andauernd werden die Emorys wie exotische Tiere begafft. Der Amerikanische Traum, daran glauben die Bewohner*innen der Siedlung fest, steht einzig und allein den Weißen zu.

Dass die exquisit ausgestattete und vor allem in den Hauptrollen stark gespielte Serie oft den schonungslosen Weg ohne Zwischentöne wählt, kann man sicher kritisch hinterfragen. Vielleicht ist jedoch gerade diese wütende, direkte, nicht selten plakative Art angemessen, um die Erfahrung rassistischer Ausgrenzung in ihrer ganzen grauenhaften Dimension zu vermitteln. Viele knisternde Szenen machen das Unbehagen, aber auch die Wut der grundlos Angefeindeten konkret spürbar.


HINWEIS


Während die Episoden eins bis drei verhältnismäßig unblutig ausfallen, legt Folge vier eine Schippe drauf. In den verbleibenden sechs Kapiteln dürfte es dann noch eine Spur deftiger werden. Nach der im April 2021 erfolgten Veröffentlichung im Originalton stießen sich immerhin einige US-Kritiker*innen an der Gewaltdarstellung.

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (14. Woche 2021).