The Whispering Star (OmU)

Länge:
98 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 0 Jahren
Regie:
Sion Sono
Darsteller:
Megumi Kagurazaka (Yoko Suzuki), Kenji Endo, Yûto Ikeda, Kôko Mori
Genre:
Science-Fiction , Drama
Land:
Japan, 2015

In einer entfernten Zukunft hat sich der Mensch zu einer bedrohten Spezies entwickelt. Sage und schreibe achtzig Prozent der Bevölkerung bilden inzwischen Maschinen mit künstlicher Intelligenz, zu denen auch die Androidin mit der Nummer 722 gehört. Yoko Suzuki, so ihr Name, arbeitet als Paketbotin und gleitet in einem Raumschiff durch die Weiten des Universums, um an die auf unterschiedlichen Planeten hausenden Überlebenden Päckchen auszuliefern. Deren Inhalt, etwa ein Foto oder ein Zigarettenstummel, ist in den Augen des Roboters nichtssagend. Den Menschen scheinen die Gegenstände allerdings viel zu bedeuten. Immerhin sind sie bereit, jahrelang auf die Zustellung zu warten. Während ihrer nicht endenden wollenden Reise gewinnt Yoko langsam neue Erkenntnisse.


Spektakuläre Effekte, feindliche Aliens, intergalaktische Gefechte – all das, was man auf die Schnelle mit dem Science-Fiction-Genre verbindet, spielt in dem von Sion Sono (Tokyo Tribe, Himizu – Dein Schicksal ist vorbestimmt) geschriebenen und inszenierten Zukunftsdrama „The Whispering Star“ keine Rolle. Stattdessen entführt der eigentlich für filmische Exzesse bekannte Japaner den Zuschauer auf einen meditativen, provokativ langsam erzählten Weltraumtrip, der von Anfang an ein Gefühl der Eintönigkeit beschwört. Unaufhörlich fliegen an uns die Einblendungen der Tage vorbei, ohne dass sonderlich viel geschehen würde. Auf ihrer Expedition durch das All geht Yoko stets denselben Routinen nach, säubert ihr mit altmodischer Technik ausgestattetes Gefährt, das von außen wie ein Haus aussieht, und kümmert sich um den sprechenden, immer mal wieder ramponierten Bordcomputer. Die Einsamkeit und die schmucklosen Schwarz-Weiß-Bilder lassen rasch eine melancholische Stimmung entstehen. Zweifelsohne erfordert der Film einiges an Geduld. Wer jedoch bereit ist, sich auf den behäbigen Rhythmus und die Abwesenheit einer klassischen Geschichte einzulassen, wird mit einigen spannenden Überlegungen belohnt. Was macht das Menschsein aus? Diese Frage umkreist der Film auf zurückhaltende, aber kluge Weise. Eine zusätzliche Bedeutungsebene bekommt das Ganze, wenn man weiß, wo Sion Sono seinen bereits 2015 veröffentlichten Science-Fiction-Streifen gedreht hat. Bei den ausgestorbenen, heruntergekommenen Landschaften, die für die einzelnen Planeten stehen, handelt es sich um Orte aus der Umgebung des 2011 schwer beschädigten Kernkraftwerks von Fukushima. „The Whispering Star“ will an die Betroffenen der Nuklearkatastrophe erinnern, ihnen ein Gesicht geben und so ein Zeichen gegen das Vergessen der unzähligen Schicksale setzen.

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Japanisch

Untertitel: Deutsch

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (37. Woche 2019).