The Model

Der Abschied von ihrem Freund Frederik fällt Emma nicht gerade leicht. Gleichzeitig ist sie aber auch glücklich und aufgeregt, da sie der dänischen Provinz für einige Zeit den Rücken kehren kann, um in Paris als Model Fuß zu fassen. Eine Agentur hat der Teenager bereits gefunden. Und auch das erste Shooting lässt nicht lange auf sich warten. Starfotograf Shane ist allerdings wenig begeistert von der verschüchterten Newcomerin, weshalb er die Probeaufnahmen vorzeitig abbricht. Es scheint, als habe Emma ihre große Chance vermasselt. Doch dann folgt sie ihrer ebenfalls modelnden Mitbewohnerin Zofia in einen Szeneclub, wo sie dem charismatischen Shane wiederbegegnet. Die junge Frau fordert ihn zum Tanzen auf, kommt dem Fotografen näher und erhält von ihm kurz darauf die Möglichkeit, sich bei einem anderen Auftrag zu beweisen. Dieses Mal legt Emma ihre Zurückhaltung ab und überzeugt mit einer selbstbewussten Performance, die ihr nicht nur viel Ansehen einbringt, sondern auch Shanes volle Aufmerksamkeit. Die beiden werden ein Paar. Und das dänische Model kann sich schon bald über erste große Veröffentlichungen freuen. Je tiefer Emma in das Geschäft eintaucht, desto mehr lernt sie jedoch dessen Abgründe kennen und wird schon bald mit ihren inneren Dämonen konfrontiert.

Die Modebranche als glitzernde Scheinwelt, in der überzogener Ehrgeiz und gefährliche Abhängigkeiten dominieren – das Bild, das Mads Matthiesen in seiner zweiten Spielfilmarbeit zeichnet, ist nicht gerade neu, scheint aktuell aber besonders beliebt zu sein. Erst kürzlich spaltete sein dänischer Kollege Nicolas Winding Refn („Pusher“, „Bronson“, „Drive“) bei den Filmfestspielen von Cannes das Publikum mit seinem provokanten Fashion-Albtraum „The Neon Demon“, der Aufstieg und Fall eines Provinzmädchens im Haifischbecken von Los Angeles beschreibt. Während Refn hyperästhetisierte, nicht selten surreale Bilder erzeugt und die Konkurrenz unter den Laufstegschönheiten auf absurd-blutige Weise eskalieren lässt, gibt sich „The Model“ spürbar geerdeter und rückt vor allem die psychische Komponente in den Mittelpunkt der Handlung. Insofern verwundert es nicht, dass der deutsche Verleih den Film mit Darren Aronofskys Ballett-Schocker „Black Swan“ vergleicht. Hier wie dort muss die Hauptfigur ihre anfängliche Unsicherheit ablegen, um ihren großen Traum verwirklichen zu können. Und in beiden Fällen gerät die Protagonistin in einen Strudel, der sie innerlich zu zerstören droht. Reizvoll ist Matthiesens Drama vor allem wegen der facettenreichen Darbietung von Hauptdarstellerin Maria Palm, die auch im wahren Leben ihr Geld als Model verdient. In ihrem Kinodebüt gelingt der Dänin eine überzeugende Gratwanderung zwischen Naivität, Verletzlichkeit, Selbstsicherheit und gefährlicher Obsession. Das Drehbuch, das der Regisseur gemeinsam mit Anders Frithiof August und Martin Zandvliet verfasste, erreicht hingegen nicht immer die Qualität ihres mitreißenden Spiels. Ausbaufähig ist etwa das letzte Drittel, das ein wenig plump in den Thriller-Modus wechselt. Lobend hervorheben muss man wiederum, dass der Film, ähnlich wie „The Neon Demon“, die zum Teil brutalen Mechanismen der Branche ungeschönt zeigt: Einflussreiche Männer locken mit großen Versprechungen, spornen junge Frauen mit knallharten Anweisungen zu Höchstleistungen an, nutzen sie – auch sexuell – nach Belieben aus – und lassen sie fallen, sobald der nächste Shootingstar die Bühne betritt. Gerade angesichts dieses ernüchternden Befundes hinterlässt das ambivalente Ende einen bleibenden Eindruck.

Blu-ray-Bildformat:1:1,85/1080p
Ton:dts HD 5.1 MA
Sprachen: Deutsch dts HD 5.1 MA/Englisch/Dänisch/Mehrsprachig dts HD 5.1MA
Untertitel: Deutsch

DVD Extras: Trailer

Blu-ray Extras: Trailer

Christopher Diekhaus