The Founder

Es ist zum Verrücktwerden. Obwohl er nichts unversucht lässt, um seine Produkte an den Mann zu bringen, tourt der Mixer-Vertreter Ray Kroc Mitte der 1950er Jahre recht erfolglos durch die Vereinigten Staaten. Umso erstaunter ist er, als ihn eines Tages aus Kalifornien eine Bestellung über mehrere Geräte erreicht. Neugierig geworden, macht er sich auf den Weg nach San Bernardino, um den Imbiss von Dick und Mac McDonald in Augenschein zu nehmen. Der effiziente Service und die gute Qualität der Burger versetzen Kroc in Staunen, weshalb er sich nur wenig später von den Brüdern ihr bestens durchstrukturiertes Konzept genauer erläutern lässt. Begeistert von ihren Ausführungen, schlägt Ray kurzerhand vor, ihr Geschäftsmodell als Franchise-Agent im gesamten Land zu verbreiten. Dick und Mac zögern zunächst, weil sie mit einem ähnlichen Vorstoß keine großen Erfolge erzielen konnten, lassen sich dann aber doch von Kroc überzeugen.

Auf dem Papier klingt „The Founder“ nach einer handelsüblichen Aufsteigergeschichte, die einen Menschen mit visionären Eigenschaften feiert. Tatsächlich hat das von John Lee Hancock (Saving Mr. Banks, Blinde Side – Die große Chance, Alamo – Der Traum, das Schicksal, die Legende) inszenierte Biopic aber mehr zu bieten als ein simpel gestricktes Loblied auf Ray Kroc, der McDonald’s in einen Fast-Food-Giganten mit weltumspannendem Filialnetz verwandelte. Zweifelsohne betont der Film seine Hartnäckigkeit und seine Fähigkeit, fremde Ideen gewinnbringend mit eigenen Vorstellungen zu kombinieren. Und gerade zu Anfang kann einem der chronisch erfolglose Mixer-Verkäufer wirklich leidtun, wenn er von einem Restaurant zum nächsten eilt, nur um überall auf taube Ohren zu stoßen. Da seine Energie und seine unternehmerische Begeisterung immer wieder aufblitzen, wünscht man ihm den Durchbruch und verzeiht ihm auch sein Faible für merkwürdige Motivations-Schallplatten, die er sich im Motel-Zimmer zu Gemüte führt. Hat Kroc allerdings die McDonald-Brüder zu einer Partnerschaft bewegt, entblättern Hancock und Drehbuchautor Robert D. Siegel eine spannende, weil ambivalente Charakterstudie, die sich zu einer Auseinandersetzung mit den düsteren Seiten des viel beschworenen amerikanischen Traums auswächst. So sehr man Krocs Leidenschaft und Beharrlichkeit bewundern muss, so abstoßend wirkt sein Umgang mit Dick und Mac, zwei sympathischen, leidenschaftlichen Schnellimbissbetreibern, denen der Aufbau eines Imperiums zunehmend unbehaglich ist. Mehr und mehr setzt sich Ray über vertragliche Vereinbarungen hinweg, um eine Umsatzsteigerung voranzutreiben, und entlarvt sich so selbst als Haifischkapitalist. Regeln spielen für ihn offenbar keine Rolle.

Hancocks Inszenierung und die punktgenauen Schnitte von Robert Frazen – besonders gelungen in der Sequenz, in der Dick und Mac ihre Firmengeschichte im Schnelldurchlauf beschreiben – verleihen dem Geschehen eine ansprechende Dynamik. Verbesserungswürdig sind in erster Linie die Passagen, die sich mit Krocs Privatleben befassen. Seiner Ehe mit Ethel, die im Zuge seines beruflichen Erfolges in eine Krise gerät, hätte „The Founder“ ein wenig mehr Aufmerksamkeit schenken können. Nicht zuletzt, weil den Machern mit Laura Dern ein vorzügliche Darstellerin zur Verfügung stand. Groß aufspielen darf hingegen Michael Keaton, der nicht nur als durch die Lande tingelnder Vertreter überzeugt, sondern auch die Rolle des skrupellosen Unternehmers bestechend verkörpert. Allein seine Darbietung macht Hancocks biografisches Drama, das sich manchmal wie ein Wirtschaftskrimi anfühlt, zu einem echten Erlebnis.

Blu-ray-Bildformat: 1:2,40/1080p
Ton: dts HD 5.1
Sprachen: Deutsch dts HD 5.1 / Englisch dts HD 5.1
Untertitel: Deutsch

Christopher Diekhaus