Blind Side – Die große Chance

Der 17-jährige Schwarze Michael Oher aus Memphis/Tennessee ist obdachlos, ohne den Rückhalt einer Familie und auch im Sport ein vollkommen unbeschriebenes Blatt. Die so konservative wie resolute Südstaatlerin Leigh Anne Tuohy kommt aus einer ganz anderen Welt. Sie ist vermögend, muss sich keine Sorgen machen und lebt das Modell einer glücklichen Familie mit tolerantem Großverdiener als verständnisvollem Ehemann, einer aufgeweckten Tochter und einem gewieften kleinen Sohn. Als die weiße Frau eher zufällig auf den bulligen jungen Schwarzen aufmerksam wird, der äußerst gutmütig wirkt und einen starken Beschützerinstinkt aufweist, nimmt sie trotz erster Vorurteile Michael spontan bei sich auf und gibt ihm ein Zuhause. Der ungewohnte Rückhalt bleibt für Michael und seine neue Familie nicht ohne positive Folgen. Schon bald ist er geliebter Sohn und großer Bruder – und mit der Zeit steigt Michael auch zum gefeierten Footballstar auf.

Der biografische Film nach dem Leben des Footballstars Michael Oher und dem Buch „The Blind Side: Evolution of a Game“ von Michael Lewis ist ein Paradebeispiel dafür, dass das Milieu zwar die Menschen prägt, der Blick über den Tellerrand und emotionale Zuneigung aber dennoch wahre Wunder bewirken können. Sandra Bullock, ausnahmsweise mal als blonder Typ, wurde für ihre darstellerische Leistung der „Ziehmutter“ 2010 mit dem Golden Globe und dem Oscar als Beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet, dabei war sie doch schon in besseren Rollen zu sehen. Was den Film einesteils bemerkenswert, aber auch irgendwie abstrakt macht und Distanz erzeugt, ist nicht die phänomenale Karrieregeschichte eines optisch wie ein Fremdkörper wirkenden Footballstars – ein seltsamer Sport übrigens, der gleichwohl ein Stück Amerika symbolisiert. Es ist vielmehr die in jeder Hinsicht außergewöhnliche Familie Tuohy selbst, die nicht wie sonst üblich einfach nur idealisiert wird. Dennoch scheint sie uneigennützig und geradezu spielerisch alles zu können und zu schaffen, ob es um Politik oder Geschäft, Emanzipation oder Gleichberechtigung, Toleranz oder Fairness geht und selbst die Kindererziehung wirkt wie ein Kinderspiel. Dem Modell einer amerikanischen Durchschnittsfamilie entspricht das in keiner Weise – muss es auch nicht. Aber etwas mehr psychologische Tiefe, vielleicht auch nur ein paar kleine Fehlerchen bei den Figuren allesamt hätte man sich in dieser aalglatten Inszenierung doch gewünscht.

DVD-Bildformat: 1:1,78; 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch, Spanisch
Untertitel: Spanisch, Dänisch, Deutsch für Hörgeschädigte, Englisch für Hörgeschädigte, Finnisch, Norwegisch, Portugiesisch, Schwedisch
DVD-Extras: Entfallene Szenen

Holger Twele