The Dropout

Serienstart:
20.04.2022
Staffel:
1
Folgen:
8
Länge der Folgen:
45-55
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
keine Angabe
Regie:
Michael Showalter, Francesca Gregorini, Erica Watson
Darsteller:
Amanda Seyfried (Elizabeth Holmes), Naveen Andrews (Ramesh „Sunny“ Balwani), Stephen Fry (Ian Gibbons), Bill Irwin (Channing Robertson), William H. Macy (Richard Fuisz) u. a.
Genre:
Biopic , Drama
Land:
USA, 2022

Gewiefte Betrügerinnen, die Zweite! Nach der Netflix-Produktion „Inventing Anna“, die das kriminelle Schaffen der angeblichen Millionenerbin Anna Sorokin alias Anna Delvey aufarbeitet, erscheint mit „The Dropout“ nur wenige Wochen später die nächste Serie über eine verurteilte Hochstaplerin. Dieses Mal im Mittelpunkt: der Aufstieg von Elizabeth Holmes zur Biotech-Milliardärin und ihr tiefer Fall. Eine Geschichte über hochfliegende Pläne, den Druck eines aufstrebenden Start-ups, die Gier nach dem neuesten Knüller und skrupelloses Handeln, das schließlich in den Untergang führt.


Worum es in „The Dropout“ geht:


Schon als Teenagerin hat Elizabeth Holmes eine klare Vorstellung von ihrer Zukunft. Sie will Menschen helfen und noch dazu Milliardärin werden. Ihr großes Vorbild: Apple-Mitbegründer Steve Jobs. Von ihrer Umwelt für ihre Bestrebungen belächelt, entwickelt sie während ihres 2002 beginnenden Studiums an der Eliteuniversität Stanford erste Ideen, mit denen sie das Gesundheitswesen von Grund auf verändern will. Elizabeth schwebt ein vereinfachtes Bluttestverfahren vor, das Wartezeiten in der Arztpraxis, Laborarbeiten und umständliche Informationswege überflüssig machen soll. Im Alter von gerade einmal 19 Jahren gründet sie 2003 das Biotech-Unternehmen „Theranos“ und bricht 2004 ihre Unilaufbahn ab, um sich ganz auf ihre Firma zu konzentrieren. Zahlungswillige Investor*innen stehen schnell Schlange. Doch das kompakte, tragbare Bluttestgerät, das Elizabeths Wissenschaftsteam gebaut hat, will einfach nicht zuverlässig funktionieren. Unterstützt von ihrem heimlichen Liebhaber Ramesh „Sunny“ Balwani, hält die unkonventionelle Chefin dennoch an der Mär vom Fortschritt fest.


Warum „The Dropout“ trotz Holperstart einen Blick wert ist:


Erzählungen von Aufstieg und Fall sind wie gemacht für Film und Fernsehen, da sie eigentlich immer gewaltiges dramatisches Potenzial mit sich bringen. Die von Elizabeth Meriwether („New Girl“) auf Grundlage eines gleichnamigen Podcasts kreierte achtteilige Miniserie schafft es in den ersten beiden Folgen allerdings noch nicht, durchgehendes Interesse für Holmes und ihre aufsehenerregende Story zu wecken. Zu schablonenhaft wirkt in einigen Momenten die Zeichnung der Protagonistin als Yoda zitierender Nerd und verbissene Streberin. Und zu rasch geht der Wechsel von der Uni- zur Firmenphase über die Bühne.

Drive bekommt „The Dropout“ jedoch ab Folge drei. Dann nämlich, wenn das von Elizabeth aufgebaute Kartenhaus in sich zusammenzustürzen droht. Der Wandel der Hauptfigur vom verständnisvollen, Schlabberlook tragenden Boss zur knallhart kalkulierenden, seriöser gekleideten Chefin hätte sicher etwas differenzierter ausfallen können. Dafür steigt aber die Spannung spürbar an. Außerdem wird es thematisch reichhaltiger. Viel Augenmerk legen die Macher*innen auf die Frage, wie eine unerfahrene Unternehmerin ohne einen vorzeigbaren Prototypen zur Milliardärin aufsteigen kann. Eine der Antworten: Der Hype um die neuen Wunder-Start-ups aus dem Silicon Valley – Facebook, Twitter und Uber sind zum Zeitpunkt der Handlung noch nicht sehr alt – macht mögliche Geldgeber*innen und Abnehmer*innen auf der Suche nach dem nächsten Hit blind für einige fragwürdige Praktiken.

In einer von männlichen Alphatieren geprägten kapitalistischen Umgebung geht es natürlich auch um das Verhältnis der Geschlechter. Elizabeth wird wiederholt als kleines Kind abgetan, findet allerdings Wege, ihren Einfluss zu behalten und ihre Vorhaben durchzusetzen. In diesem Zusammenhang spielt die wahrscheinlich toxische Beziehung zwischen der jungen Firmengründerin und dem fast 20 Jahre älteren Sunny Balwani eine wichtige Rolle. In den ersten vier für diese Kritik gesichteten Episoden wird sein übergriffiges Verhalten angedeutet. Wie genau Meriwether und Co mit Elizabeths Vorwürfen des häuslichen und sexuellen Missbrauchs verfahren, dürften aber erst die restlichen vier Folgen zeigen.

Nicht zuletzt handelt „The Dropout“ von der uramerikanischen Sehnsucht nach einer guten Erfolgsgeschichte. Holmes' Pläne für Bluttests, die jedem zugänglich und erschwinglich sind, klingen toll und könnten das marode Gesundheitssystem reformieren. Wer die Welt auf diese Weise verändern will, braucht jedoch eine tragfähige Technik. Weil es diese niemals gab, wurde die „Theranos“-Schöpferin des Betrugs für schuldig befunden und wartet auf die für September 2022 angesetzte Verkündigung des Strafmaßes.

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (16. Woche 2022).