Slalom

Länge:
93 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
keine Angabe
Regie:
Charlène Favier
Darsteller:
Noée Abita (Lyz), Jérémie Renier (Fred), Marie Denarnaud (Lilou), Muriel Combeau (Catherine), Maïra Schmitt (Justine), u. a.
Genre:
Jugend , Drama
Land:
Frankreich, 2020

Darum geht es in „Slalom“:


Lyz ist eine begeisterte Skifahrerin und träumt von einer Profi-Karriere. Als die 15-Jährige in ein Sportgymnasium in den französischen Alpen aufgenommen wird, tut sie sich anfangs etwas schwer in einer Umgebung voller Konkurrenzkampf. Zumal ihre alleinerziehende Mutter nur wenig Zeit für sie hat, seit sie eine neue Stelle in Marseille angetreten und einen neuen Geliebten hat. Doch dann nimmt der cholerische Trainer Fred Lyz unter seine Fittiche, er besorgt einen Sponsor für sie und treibt sie mit hartem Training zu ersten Erfolgen bei wichtigen Skirennen. Ja, er sieht sogar Chancen, sie bis zu den Olympischen Spielen zu bringen. Der attraktive Fred gefällt Lyz, die wiederum seine Aufmerksamkeit und Bestätigung genießt. Als die beiden immer mehr Zeit miteinander verbringen, kommen sie sich näher, bis er eines Abends mit ihr Sex hat. Die heimliche Affäre stürzt die Lyz in eine Krise.


Lohnt sich „Slalom“ für dich?


Es lässt sich kaum übersehen, dass die Drehbuchautorin und Regisseurin Charlène Favier, die bis zu ihrem 16. Lebensjahr selbst an Skiwettkämpfen teilnahm, in ihrem ersten langen Spielfilm eigene Erfahrungen sexuellen Missbrauchs als Jugendliche verarbeitet hat. Die Aufnahmen aus dem inneren Zirkel des Leistungssports, die Trainings- und Rennszenen der Slalomfahrerin wirken stets authentisch, ebenso wie Lyzs Gefühle, die zwischen erotischer Anziehung und dem Erschrecken über den Vertrauensbruch hin- und herschwanken. Eine emotionale Achterbahnfahrt! Es tut daher gut, dass faszinierende Kamera-Totalen der verschneiten Berggipfel zwischendurch immer wieder Ruhepunkte setzen.

Die Regie vermeidet Schwarz-Weiß-Malereien und setzt auf differenzierte Zwischentöne. Am besten sieht man das an der Figur des Trainers Fred, den Jérémie Renier als widersprüchlichen Pädagogen anlegt. Einerseits positioniert sich dieser Meister der Manipulation als vertrauenswürdige Ersatzvaterfigur für Lyz und verhilft ihr mit seinen ruppigen Trainingsmethoden zu Spitzenleistungen. Andererseits nutzt er seine Machtposition skrupellos aus. Die große Stärke des packenden Coming-of-Age-Dramas ist allerdings Hauptdarstellerin Noée Abita, aus deren Sicht der dialogarme Film konsequent erzählt. Abita machte schon vor fünf Jahren das Jugenddrama „Ava“ zu einem Must-See-Ereignis. Spielte sie darin eine 13-Jährige, die allmählich ihr Augenlicht verliert, so gibt sie nun eine 15-Jährige, der schrittweise die Kontrolle über ihr Leben entgleitet. Wie sich ihre Lyz sportlich durchboxt, wie sie in der toxischen Beziehung zu Fred seelisch leidet, wie sie sich gegen die Zumutungen ihres Umfelds behauptet, wie sie dabei auch mal ungerecht wird, das alles spielt Abita mit einer hinreißenden Intensität.

Reinhard Kleber

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: französisch

Untertitel: deutsche Untertitel

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (36. Woche 2022).