Ava

Länge:
97 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
27.09.2018
Regie:
Léa Mysius
Darsteller:
Noée Abita (Ava), Laure Calamy (Maud, Avas Mutter), Juan Cano (Juan), Tamara Cano (Jessica), Carmen Gimenez (Carmen), Daouda Diakhaté (Tété) u. a.
Genre:
Drama , Love Story
Land:
Frankreich, 2017

Auf den Filmfestspielen von Cannes 2017 war der Film Geheimtipp und eine große Entdeckung. Beim Lucas-Festival in Frankfurt wenige Monate später war er einer der schönsten Filme des Programms. Und für die zur Drehzeit bereits 17-jährige Hauptdarstellerin Noée Abita war er, fast mehr noch als für die 1989 geborene junge Regisseurin Léa Mysius, das Sprungbrett für eine große Karriere: „Ava“ verlässt inhaltlich und visuell die eingetretenen Pfade und thematischen Schwerpunkte eines klassischen Coming-of-Age-Films, bietet neben einer unkonventionellen Story viele Überraschungen und betritt filmisches Neuland. Obwohl der bewusst nicht digital, sondern auf 35mm-Format gedrehte Film nicht nur in seiner Farbgebung an vergangene Filmzeiten anknüpft.

Es ist Sommer an der französischen Atlantikküste. Dort verbringt die 13-jährige Ava zusammen mit ihrer alleinerziehenden Mutter Maud und der noch sehr jungen kleinen Schwester ihre Ferien. Ava leidet an einer unheilbaren Augenkrankheit und aller Wahrscheinlichkeit nach wird es ihr letzter Sommer sein, in dem sie sehen kann. Ihre Mutter, die in ihrer geistigen Reife nicht viel weiter ist als Ava, belastet diese Vorstellung sehr, auch wenn sie keine Ahnung hat, wie sie ihre Tochter unterstützen kann. Ava hingegen möchte einfach ihr junges Leben auskosten und sich keine großen Gedanken um die Zukunft machen. Magisch fühlt sie sich zu einem älteren Jungen hingezogen, der mit einem schwarzen Hund in einem halb verfallenen Weltkriegsbunker am Strand lebt und ihr ein Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit vermittelt. Dass der Roma-Junge große Probleme mit seiner Familie hat und auch von der Polizei gesucht wird, bekommt sie erst später mit. Nur den Augenblick lebend, kostet sie die aufregenden sinnlichen neuen Erfahrungen in vollen Zügen aus, verfällt dem Jungen geradezu und ist aus Liebe zu ihm sogar bereit, sich später auf ein kriminelles Unternehmen einzulassen.

Vor dem Hintergrund einer komplizierten Mutter-Tochter-Beziehung und einer auch visuell durch das eingeschränkte Gesichtsfeld nachvollziehbaren, unheilbaren Krankheit als Eckpfeiler einer ungewiss erscheinenden Zukunft, erzählt der Film in streng kadrierten Bildern von der unbändigen Lebensgier eines jungen Mädchens. Dieses ist mitten in der Pubertät, möchte alle sozialen, gesellschaftlichen und familiären Fesseln abstreifen und erfahren, was Leben bedeutet und was es einem jungen Menschen zu bieten hat – Sexualität und Sinnlichkeit inbegriffen. Zugleich muss Ava aber lernen, ihre Krankheit und ihren Körper zu Beginn der Pubertät gleichermaßen zu akzeptieren und anderen Menschen, auf die sie nach ihrer Erblindung bald besonders angewiesen sein wird, zu vertrauen. Und das in einer Welt, die dafür immer weniger geeignet erscheint, was dem Film über das persönliche Schicksal hinaus eine gesellschaftliche Relevanz verleiht. Ein in jeder Hinsicht außergewöhnlicher Film, den man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.

Holger Twele

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Französisch

Untertitel: Deutsch

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (48. Woche 2018).