Shadow and Bone - Legenden der Grisha

Serienstart:
23.04.2021
Staffel:
1
Folgen:
8
Länge der Folgen:
45-58 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Regie:
Lee Toland Krieger, Dan Liu, Mairzee Almas, Jeremy Webb
Darsteller:
Jessie Mei Li (Alina Starkov), Archie Renaux (Malyen Oretsev), Ben Barnes (General Kirgian), Freddy Carter (Kaz Brekker), Amita Suman (Inej Ghafa) u. a.
Genre:
Fantasy , Abenteuer , Action , Literaturverfilmung
Land:
USA, 2021

Internationale Bekanntheit erlangte die Schriftstellerin Leigh Bardugo mit ihren Fantasy-Romanen, die im sogenannten GrishaVerse angesiedelt sind. Einer dem russischen Zarenimperium des 19. Jahrhunderts nachempfundenen Welt, in der Menschen mit der Fähigkeit, Elemente zu manipulieren, als Grisha bezeichnet werden. Die Grisha-Trilogie, bestehend aus den Bänden „Goldene Flammen“, „Eisige Wellen“ und „Lodernde Schwingen", und die zusammengehörenden Bücher „Das Lied der Krähen“ und „Das Gold der Krähen“ dienten dem vor allem horrorerprobten Drehbuchautor Eric Heisserer („Bird Box – Schließe deine Augen“, „Arrival“, „Lights Out“) als Vorlage für die unter seiner kreativen Leitung entwickelte Serie „Shadow and Bone – Legenden der Grisha“, mit der Netflix einen neuen Fantasy-Hit landen möchte.


Worum es in der Serie „Shadow and Bone – Legenden der Grisha“ geht:


Gleich zu Beginn der ersten Folge erreicht die junge Kartografin Alina Starkov ein Heerlager, das in direkter Nähe zur furchteinflößenden Schattenflur liegt. Einem in tiefste Dunkelheit getauchten Landstrich, der mitten durch das Königreich Rawka geht und es vom Meer abschneidet. Die Durchquerung des ewig düsteren Gebiets ist lebensgefährlich, da in der Finsternis Monster namens Volcra auf frische Beute lauern. Trotzdem werden regelmäßig Expeditionen von einer Seite auf die andere geschickt.

Nach ihrer Ankunft im Militärcamp trifft Alina auf den Soldaten Malyen „Mal“ Oretsev, ihren besten Freund aus Kindertagen, den es damals in dasselbe Waisenheim verschlagen hat. Als sie erfährt, dass er mit einem Trupp die Schattenflur passieren soll, greift Alina zu einer List, um sich ebenfalls einen Platz an Bord zu sichern. Während der Überfahrt werden sie von einer Volcra-Meute attackiert. Alina beweist in diesem Moment nicht nur Mut, sondern scheint plötzlich auch über eine außergewöhnliche Kraft zu verfügen. Fortan wird sie zu einem Hoffnungsanker für das von Machtkämpfen gebeutelte, innerlich zerrissene Rawka. Ist sie tatsächlich die sagenumwobene Sonnenkriegerin, eine Grisha mit einer unglaublich mächtigen Gabe, die die bedrohliche Flur zerstören könnte? General Kirigan zumindest ist davon überzeugt und bringt die mit ihrer neuen Rolle überforderte Kartografin an den Hof des Königs.

Ein weiterer Erzählstrang dreht sich um den in der Stadt Ketterdam residierenden Kriminellen Kaz Brekker, der von den wundersamen Geschehnissen um Alina Wind bekommt und zusammen mit seinen Vertrauten zu einer gefährlichen Unternehmung aufbricht.


Welche Anlaufschwierigkeiten die Serie „Shadow and Bone – Legenden der Grisha“ hat:


Mit dem von der Zarenzeit inspirierten Setting hebt sich „Shadow and Bone – Legenden der Grisha“ optisch durchaus von anderen, häufig in einem Mittelalterumfeld spielenden Fantasy-Werken ab. Hauptfigur Alina verkörpert als unverhoffte Heilsbringerin allerdings eine archetypische Gestalt des Genres, die Netflix zuletzt etwa in der Artus-Neuinterpretation „Cursed – Die Auserwählte“ aufgriffen hat. Die Waise ist eine Außenseiterin, die sich Beleidigungen und spitzfindige Bemerkungen anhören muss, weil ihre Wurzeln auch in Rawkas Nachbarstaat Shu Han liegen. Ausgerechnet sie wird nach dem Vorfall in der Schattenflur zu einer Retterin ausgerufen, gerät ins Visier unterschiedlicher Interessengruppen und findet sich auf einmal in Grisha- und Palastkreisen wieder. Einem völlig neuen, gewöhnungsbedürftigen Milieu. Die ersten drei Episoden, auf denen die vorliegende Kritik beruht, zeigen sie zumeist staunend und selten aktiv. Das Hadern mit ihrer Besonderheit und ihrer Berufung vermittelt die Serie leider etwas einfallslos: So zitiert Alina im Verlauf der dritten Folge in Voice-over-Kommentaren wiederholt aus einem Brief an Mal und formuliert dabei ihre Empfindungen überdeutlich aus. Cleveres Storytelling geht sicher anders.

Dass die Geschichte in den Auftaktkapiteln noch keine echte Sogwirkung entfaltet, hat auch mit dem für Nichtkenner der Romanvorlagen etwas diffusen Worldbuilding zu tun. Orts- und Personennamen rauschen an einem vorüber. Ein Gefühl für die sich auftuende Fantasy-Welt mit einigen eigens dafür erdachten Sprachen, ihre Geografie und ihre Konflikte bekommt man allerdings nur schleppend. Die Unabhängigkeitsbestrebungen in Rawka und die Feindseligkeiten zwischen den verschiedenen Volksgruppen zum Beispiel fügen sich manchmal eher holprig in die Erzählung ein. Atmosphärische Akzente setzt die Netflix-Adaption vor allem in den Szenen, die von Brekker und seiner Gaunerbande handeln. Ketterdam präsentiert sich als schummriger, verruchter Schmelztiegel. Schön wäre es jedoch, wenn die Verbrecher*innen im Fortgang ein paar zusätzliche Facetten erhielten.

Die Folgen eins bis drei schaffen es zwar bloß ansatzweise, das in Bardugos Büchern angelegte episch-komplexe Beziehungs- und Streitgeflecht zu transportieren. Die Hoffnung, dass „Shadow and Bone – Legenden der Grisha“ noch die Kurve kriegt, muss man aber nicht gleich begraben. Vielleicht verbinden sich die mitunter recht interessanten Einzelteile ja schon in den nächsten Episoden zu einem mitreißenden Fantasy-Ereignis.

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (16. Woche 2021).