Bird Box

Länge:
124 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Regie:
Susanne Bier
Darsteller:
Sandra Bullock, Trevante Rhodes, John Malkovich, Sarah Paulson, Jacki Weaver u. a.
Genre:
Horror , Thriller , Action
Land:
USA, 2018

Was für ein Ensemble! Hinter der Kamera: die preisgekrönte, dänische Regisseurin Susanne Bier. An der Schreibmaschine: der ebenfalls preisgekrönte Screenwriter Eric Heisserer (verantwortlich für den genialen Arrival und den unvergleichlichen Lights Out!!!). Im Rampenlicht: Oscar-Preisträgerin Sandra Bullock und Oscar-Preisträger John Malkovich, die Oscar-Nominierte Jacki Weaver sowie ein bunter Blumenstrauß an Stars aus preisgekrönten Serien. Bei soviel preisgekrönter Power – finanziert vom Streaming-Titanen Netflix höchstselbst – hat „Bird Box“ das Potential zum Horror-Smash Hit des Jahres. Aber kann der Titel halten was er verspricht?

Der Plot von „Bird Box“ ist schnell geklärt: Aus dem Nichts tauchen Kreaturen auf, die im Nu einen Großteil der Menschheit dahinraffen: Wer sie erblickt wird wahnsinnig und begeht auf der Stelle Suizid. Die schwangere Mallory überlebt den Ausbruch der apokalyptischen Katastrophe und kann sich in ein Haus zu einer Gruppe von Fremden flüchten, die alle Fenster mit Pappe bedecken und sich so vor dem Anblick der unbekannten Kreaturen schützen. Die Geschichte der unfreiwilligen Wohngemeinschaft wird in Rückblicken erzählt. Im Hier und jetzt befindet sich Mallory mit (ihren?) beiden Kindern in einem kleinen Boot. Mit verbundenen Augen will sie stromabwärts den verheißungsvollen Ort erreichen, an dem die Menschen vor den Kreaturen sicher sein sollen. Dabei dienen drei Wellensittiche in einem Pappkarton als Warnsignal (daher auch der Filmtitel). Sobald sich das Böse nähert, flippen die Piepmätze völlig aus. Was dann geschieht, ist eine große Stärke des Films. Denn wir haben es hier mit Filmmonstern zu tun, die nie wirklich zu sehen ist. Laub stiebt in die Luft, Schatten ziehen vorüber, die Farben werden grauer, die Kamera hektischer, der Sound bedrohlich. Niemand weiß, was die Armen durchmachen, die eine der Kreaturen erblicken. Somit bleiben die Monster eine Fläche für die Projektion unserer eigenen Ängste, anstatt durch einen billigen CGI-Effekt entzaubert zu werden.

Absolut sehenswert sind die Szenen, in denen Mallory mit den Kindern in der Wildnis umher rennt (oder paddelt). Um sich mit verbundenen Augen fortbewegen zu können, hat Sandra Bullock ein spezielles Training durchlaufen. Die Actionszenen sind deshalb so authentisch, weil Bullock am Set alles gab und tatsächlich im vollen Lauf über Wurzeln stolperte und gegen Bäume rannte. Kameramann Roberto De Angelis Job war es dann, Bullocks Stolpern, Stürzen und plötzliche Richtungswechsel genau einzufangen. Leider ist die Erzählstruktur des Films ein bisschen kontraproduktiv. „Bird Box“ spoilert sich selbst, indem er zwischen zwei Handlungssträngen hin und her springt. Zu Beginn sehen wir, wie sich Mallory mit den beiden Kindern auf die Flussreise begibt. Wir können also davon ausgehen, dass die Charaktere aus der Wohngemeinschafts-Episode früher oder später als Kanonenfutter enden. Schade ist es um sie nicht. Die Figuren um Mallory sind derart oberflächlich gezeichnet, dass man kein Sherlock Holmes sein muss, um ziemlich genau vorherzusehen, wie sich welcher WG-Insasse verhalten wird. Bingo! Das ist schade, denn die angesprochene Star-Besetzung kommt so nicht wirklich zum Tragen. Auch wenn John Malkovich wirklich alles aus seiner Nebenrolle des alten, verbitterten Alkoholikers rausholt.

Fazit: Es macht Spaß, den Film anzuschauen. Punkt. Aber er sticht nicht als Juwel aus dem Sumpf mittelmäßiger Netflix-Produktionen hervor. Trotz der „deepen“ Mutterrollen-Thematik am Rande ist „Bird Box“ ein B-Monster-Movie in einem A-Gewand.


Frank Schlegel

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (51. Woche 2018).