Sara Mardini – Gegen den Strom

Länge:
89 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
23.03.2023
Regie:
Charly Feldman
Darsteller:
/
Genre:
Dokumentation , Politischer Film , Biopic
Land:
Deutschland, 2022

Darum geht es in diesem Dokumentarfilm:


2015 fliehen die 20-jährige Sara Mardini und die 17-jährige Yusra vor dem Bürgerkrieg aus Damaskus nach Europa. Als auf dem Mittelmeer der Motor des Schlauchboots versagt, ziehen die beiden Leistungsschwimmerinnen das Boot mit 22 weiteren Geflüchteten 3,5 Stunden bis zur griechischen Insel Lesbos. Über die Balkanroute gelangen die Schwestern nach Berlin. Der Fall macht Schlagzeilen; die Mardinis bekommen den Bambi in der Kategorie „Stille Helden“. Während Yusra 2016 im Geflüchtetenteam bei den Olympischen Spielen in Rio antritt und 2017 zur jüngsten Botschafterin der Flüchtlingsorganisation UNHCR ernannt wird, muss Sara das Wettbewerbsschwimmen wegen einer Rückenverletzung aufgeben und geht als humanitäre Helferin nach Lesbos zurück.

Die riskante Flucht mit der spektakulären Rettungsaktion schildert der Netflix-Spielfilm „Die Schwimmerinnen“. Genau dort, wo dieser endet, beginnt der Dokumentarfilm „Sara Mardini“. Vier Jahre hat die Filmemacherin Charly Wai Feldman Saras Leben und ihr Engagement für Migrant*innen begleitet. Im August 2018 wird Sara auf Lesbos festgenommen und wie 36 andere Helfer*innen wegen Beihilfe zur illegalen Einreise, Geldwäsche, Betrug und Spionage angeklagt. Ihnen drohen bis zu 20 Jahre Haft. Erst nach über 100 Tagen werden sie und ihr Mitstreiter Sean Binder auf Kaution freigelassen. Fast fünf Jahre warten sie auf den Prozessbeginn.


Was „Sara Mardini – Gegen den Strom“ ausmacht:


Unverkennbar ist, dass Regisseurin Charly Wai Feldman ein enges Vertrauensverhältnis zu Sara aufbauen konnte. Diese erzählt aus dem Off detailliert über ihre Erlebnisse, berichtet auch, dass in Berlin bei ihr eine Posttraumatische Belastungsstörung und eine Depression diagnostiziert wurden. Sara tritt auf Konferenzen auf, jobbt als Dolmetscherin, bricht ihr Studium ab, hadert mit sich und geht schließlich 2021 als Helferin auf ein Seenotrettungsschiff nach Italien.

Der weitgehend chronologisch aufgebaute Film illustriert die Stationen facettenreich mit TV-Ausschnitten, Reise-Impressionen, Interviews und Instagram-Posts, während Aufnahmen einer Schwimmerin in Zeitlupe als visuelle Ruhepunkte dienen. Dabei tritt die harte psychologische Belastung während der zermürbenden Wartezeit zu Tage, aber auch Saras scharfe Kritik an der Kriminalisierung von Seenotretter*innen in Griechenland und anderen EU-Ländern. „Es ist gruselig. Man hat Angst sich zu engagieren“, sagt sie einmal. Trotz ihrer frustrierenden Erfahrungen gibt Sara nicht auf – im November 2021 betont sie: „Ich werde niemals den Mund halten.“

Im Abspann erfahren wir, dass ein Gericht auf Lesbos die Vorwürfe wegen minderschwerer Straftaten gegen Sara und Sean zurückgewiesen hat, die Anklagen wegen schwerer Straftaten jedoch bestehenleiben. Ihr aufopferungsvoller Einsatz für Gerechtigkeit, Humanität und einen fairen Prozess geht weiter. Denn Sara darf inzwischen bis 2025 nicht mehr in Griechenland einreisen, um selbst vor Gericht auszusagen.

Reinhard Kleber

Anbieter

Filmverleih mindjazz pictures