Reservation Dogs (Staffel 1)

Serienstart:
13.10.2021
Staffel:
1
Folgen:
8
Länge der Folgen:
30 Min.
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
keine Angabe
Regie:
Sterlin Harjo, Sydney Freeland, Blackhorse Lowe, Tazbah Chavez
Darsteller:
Devery Jacobs (Elora), D’Pharao Woon-A-Tai (Bear), Lane Factor (Cheese), Paulina Alexis (Willie Jack), Zahn McClarnon (Big) u. a.
Genre:
Komödie , Drama , Jugend
Land:
USA, 2021

Dass Quentin Tarantino seinen Debütfilm – einen kleinen fiesen Thriller über ein paar Gangster mit Tarnnamen in schwarzen Anzügen, die sich gegenseitig hinters Licht führen – „Reservoir Dogs‟ genannt hat, könnte ein Missverständnis gewesen sein. Tarantino soll als Videothekar anstelle von Louise Malles „Au revoir, les enfants‟ („Auf Wiedersehen, Kinder‟) eben „Reservoir Dogs‟ verstanden haben. Die Serienschöpfer Sterlin Harjo und Taika Waititi setzen nun noch einen drauf und machen „Reservation Dogs‟ daraus. So cool wie die Tarantino-Helden bewegen sich die Mitglieder der Rez Dogs Elora, Bear, Cheese und Willie Jack allerdings nur selten durch ihren Heimatort, denn Coolness ist im Reservat ziemlich egal.


Worum es in „Reservation Dogs‟ geht:


Elora, Bear, Cheese und Willie Jack – sie alle wollen einfach nur weg. Raus aus dem Reservat in Oklahoma, in dem sie keine Zukunft für sich sehen. Erst recht nicht seit dem Tod ihres Freundes und Bruders Daniel vor einem Jahr. Ihr Ziel ist Kalifornien. Dort, wo alles möglich ist. Der Mut zum Aufbruch fehlt nicht. Wohl aber das dafür nötige Geld. Schon in der ersten Szene klauen sie kurzerhand einen Lkw und verticken ihre Beute bei den Meth-Heads in der Nachbarschaft. Die Diebstähle und Streiche, mit denen sie sich die Zeit vertreiben oder ihr Taschengeld ein wenig aufhübschen, bleiben ungesühnt. Reservatspolizist Big ist entweder zu gutmütig oder zu naiv, um die selbsternannten Rez Dogs hochgehen zu lassen. Schwerer jedoch wiegt das schlechte Gewissen, wenn sie erkennen, wem sie durch ihr Verhalten wirklich geschadet haben und welche Folgen dieses für andere Menschen aus ihrem Umfeld hatte. Immer wieder holt die Serie, die ausschließlich mit indigenen Darsteller*innen besetzt wurde, die Rez Dogs auf den Boden der Tatsachen zurück. Sie können sich zwar cool fühlen, aber merken doch immer, dass sie es nicht sind. Stattdessen kommen zunehmend mehr und mehr Verletzungen ans Licht. Bear etwa muss damit klarkommen, dass sich sein Vater, ein Möchtegern-Rapper, der sich nach San Francisco abgesetzt hat, niemals wirklich um ihn kümmern wird. Und Cheese und Willie Jack werden erkennen, dass weglaufen vielleicht nicht die einzige Lösung ist, wenn man etwas verändern will.


Was die Serie so gut macht:


„Reservation Dogs‟ lebt von seinem stillen Humor, von kleinen Absurditäten, von manchmal irrwitzigen Dialogen und vielsagenden Pausen. Wer die Filme des neuseeländischen Regisseurs und Schauspielers Taika Waititi („Jojo Rabbit‟, „Thor 3‟) kennt, der spürt hier deutlich dessen Einfluss. Als Produzent und Autor war Waititi maßgeblich an „Reservation Dogs‟ beteiligt und hat der Serie seinen Stempel aufgedrückt. Reines Training für die Lachmuskeln wird die Serie aber nie. Vielmehr gelingt es ihr, einen vielschichtigen Blick auf die Lebensbedingungen in gegenwärtigen Reservaten zu werfen. Beiläufig wird darüber hinaus erzählt, welche Spuren die Geschichte in den Familien hinterlassen und welche Folgen die Diskriminierung hat. Sie zeigt auch die Armut, das Ausgegrenztsein und die Probleme und Sehnsüchte, die sich daraus ergeben. Und manchmal traut sie sich sogar, ins Fantastische abzudriften und auch ein wenig Native-American-Mythologie in die Geschichte einfließen zu lassen. In den USA hört man oft das Versprechen, alles im Leben erreichen zu können, wenn man sich nur anstrengt. Für die Rez Dogs erfüllt sich dies eher nicht. Was ihnen bleibt, ist nur der Traum davon. Und das Bewusstsein, dass es nichts bringt, ihre Herkunft zu leugnen. So geht es hier auch ganz viel darum, zu sich selbst und seiner Geschichte zu stehen – und stolz darauf zu sein, wer man ist.

Stefan Stiletto

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Englisch u. a.

Untertitel: Deutsch, Englisch u. a.

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (41. Woche 2021).