Ragnarök (Staffel 1)

Serienstart:
31.01.2020
Staffel:
1
Folgen:
6
Länge der Folgen:
40-48 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
keine Angabe
Regie:
Mogens Hagedorn, Jannik Johansen
Darsteller:
David Stakston (Magne), Jonas Strand Gravli (Laurits), Henriette Steenstrup (Turid), Gísli Örn Gardarsson (Vidar Jutul), Synnove Macody Lund (Ran Jutul), Herman Tommeraas (Fjor), Theresa Frostad Eggesbo (Saxa), Emma Bones (Gry) u.a.
Genre:
Fantasy , Drama
Land:
Dänemark/ Norwegen, 2020

Die Marvel-Adaptionen haben das Superheldengenre im Kino groß gemacht, ließen in den letzten Jahren aber immer häufiger Variation und Innovation vermissen. Dass stets sehr ähnlich gestrickte Geschichten mit bombastischen Effekten auf Dauer ermüden, scheint einigen mutigen Filmemachern aufgefallen zu sein, die sich in jüngerer Vergangenheit an deutlich geringer budgetierten Abwandlungen versuchten. Werke wie das bereits 2018 uraufgeführte Science-Fiction-Kammerspiel „Freaks – Sie sehen aus wie wir“ gaben der etwas ausgelutschten Formel durchaus frische Impulse. Seinen Hut in den Ring warf, wenig verwunderlich, auch der Streaming-Riese Netflix, der sich auf dem Superhelden-Spielfeld bereits mit der Serie „The Umbrella Academy“ ausprobierte. In der neuen Eigenproduktion, der sechsteiligen Saga „Ragnarök“, werden nun nordische Mythenwelt, Mystery-Elemente, Klimawandel und Coming-of-Age-Befindlichkeiten miteinander verwoben.

Kreativer Kopf hinter dem Projekt ist der angesehene dänische Drehbuchautor Adam Price („Borgen – Gefährliche Seilschaften“), der einen Legastheniker mit autistischen Zügen ins Zentrum seiner in Norwegen spielenden Geschichte stellt. Gemeinsam mit seinem Bruder Laurits und seiner Mutter Turid kehrt der schweigsame Magne zu Beginn der ersten Folge in seine alte Heimat, die fiktive Kleinstadt Edda, zurück und hat schon bei der Ankunft eine merkwürdige Begegnung. Während Laurits in der Schule schnell Anschluss findet, tut sich der von vielen belächelte Magne sichtlich schwer, entdeckt in der Außenseiterin Isolde aber schließlich eine Seelenverwandte. Der junge Mann ist beeindruckt von ihrem Engagement für die Umwelt und ihrem Mut, das Handeln des örtlichen Industriellen Vidar Jutul kritisch zu hinterfragen. Gleichzeitig rätselt Magne, was es mit den seltsamen Veränderungen an seinem Körper auf sich haben könnte. Urplötzlich geht nämlich seine Sehschwäche zurück. Und noch dazu verfügt er auf einmal über eine außergewöhnliche Muskelkraft. Wie er schon bald erkennt, muss er sich dunklen Mächten stellen, die seine Anwesenheit in Edda als Bedrohung empfinden.

In der nordischen Mythologie heißt „Ragnarök“ das Ende der Welt, das in einer Schlacht zwischen Göttern und Riesen besiegelt wird – weckt schon deshalb Interesse, weil die Serie Zutaten in den Topf schmeißt, die auf den ersten Blick nicht unbedingt zusammenpassen. Archaische Legenden spielen hier ebenso eine Rolle wie das hochaktuelle Problem des menschengemachten Klimawandels und die Sorgen und Ängste, die Teenager mit sich herumtragen. Die Auftaktepisode steckt recht überzeugend den nur vordergründig beschaulichen Kleinstadtkosmos ab und baut mit Magne einen interessanten Protagonisten auf, der mit seiner altmodischen Brille und seinen strähnigen Haaren anfangs jedoch optisch etwas zu klischeehaft als Sonderling inszeniert wird. Vor dem Hintergrund einer atemberaubenden Fjordlandschaft ringt der junge Mann mit den unheimlichen Verwandlungen, die er an sich bemerkt, und der besonderen Rolle, die ihm offenbar zukommt.

„Ragnarök“ hat so manche Überraschung – etwa den unerwarteten Ausgang der ersten Folge – und einige gelungene Spannungsmomente im Köcher. Schade ist allerdings, dass viele Karten schon sehr früh offen auf den Tisch gelegt werden. Da Geheimnisse oft nur von kurzer Dauer sind und sich die Fronten recht schnell herauskristallisieren, drehen sich ab der zweiten Episode einige Abschnitte zu sehr im Kreis, um emotionale Wucht und echten Nervenkitzel zu entwickeln. Die Grundidee ist zweifelsohne reizvoll. Zwischendurch geraten einzelne Bausteine – zum Beispiel der Umweltaspekt – aber für längere Zeit aus dem Blick. Und zudem gelingt es den Serienschöpfern nicht, alle wichtigen Nebenfiguren aufregend und schlüssig zu entwerfen. In den ersten vier Folgen, die für diese Kritik gesichtet wurden, blitzt das Potenzial des Stoffes in schöner Regelmäßigkeit auf. Die Art und Weise, wie die unterschiedlichen Einfälle verknüpft sind, ist manchmal jedoch spürbar ausbaufähig. Vielleicht treiben ja die letzten beiden Kapitel den Puls ein bisschen konsequenter nach oben.

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (5. Woche 2020).