Freaks - Sie sehen aus wie wir

Länge:
101 Minuten (Blu-ray: 105 Minuten)
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Regie:
Zach Lipovsky, Adam B. Stein
Darsteller:
Lexy Kolker (Chloe), Emile Hirsch (Vater), Bruce Dern (Mr. Snowcone), Amanda Crew (Mary), Grace Park (Agent Ray)
Genre:
Thriller , Science-Fiction , Drama
Land:
Kanada, USA, 2018

Viel Abwechslung kennt die siebenjährige Chloe nicht. Gemeinsam mit ihrem überängstlichen Vater wohnt sie in einem heruntergekommenen Haus mit verhangenen Fenstern, das sie niemals verlassen soll, da draußen – so wird es ihr eingebläut – überall böse Menschen lauern. Für den Ernstfall hat sie eine fingierte Biografie einstudiert und muss ständig trainieren, wie man in der Außenwelt auf spontane Fragen reagiert. Angst bereitet ihr vor allem ein Geist, der immer wieder in ihrem Wandschrank auftaucht. Als Chloes Vater eines Tages von einem Einkauf verletzt zurückkehrt, nutzt die bislang stets isolierte Tochter die Gelegenheit, um zum ersten Mal vor die Tür zu treten. Ihr Interesse gilt einem auf der Straße parkenden Eiswagen, den sie schon mehrfach durch einen Fensterschlitz beobachtet hat. Der zwielichtige Verkäufer Mr. Snowcone lädt Chloe in sein Fahrzeug ein und nimmt sie schließlich mit auf eine Spritztour.

„Freaks – Sie sehen aus wie wir“ ist einer dieser Filme, über die man kaum etwas schreiben kann, ohne einige Wendungen zu verraten. Die Regisseure Zach Lipovsky und Adam B. Stein, aus deren Feder auch das Drehbuch stammt, werfen den Zuschauer unvermittelt in ein schwer überschaubares Kammerspielszenario hinein. Das Sichtfeld der Kamera ist spürbar beengt. Und von Anfang an blicken wir aus einer Froschperspektive, die Chloes kindlichen Blickwinkel nachahmt, auf das Geschehen. Bereits nach wenigen Minuten türmen sich Fragen und handfestes Unbehagen auf: Ist der Vater ein verrückter Untergangsprophet? Oder gibt es triftige Gründe, seine Tochter einzusperren? Warum blutet er manchmal aus den Augen? Was genau ist Chloes toter Mutter widerfahren? Und welche eigenartige Verbindung hat die Siebenjährige zu einem Nachbarsmädchen, obwohl sie das Haus doch nie verlassen hat? Vor allem in der ersten halben Stunde erzeugt der Film eine enorme Intensität, die nicht zuletzt von den facettenreichen Darbietungen der beiden Hauptdarsteller lebt. Während Emile Hirsch (Once Upon a Time in... Hollywood, Prince Avalanche, Into the Wild) gekonnt zwischen Fürsorge und angsteinflößender Paranoia hin- und herwechselt, vermittelt Lexy Kolker Chloes Verunsicherung, ihre Sehnsucht nach einer Mutterfigur und ihren wachsenden Wunsch nach Freiheit auf ebenso natürliche wie eindringliche Weise. Schritt für Schritt kristallisiert sich heraus, dass „Freaks – Sie sehen aus wie wir“ das immer monotoner wirkende Superheldengenre mit einem Dreh versieht und davon erzählen will, wie schmerzhaft es sein kann, über besondere Fähigkeiten zu verfügen. Die zweite Hälfte, die actionreicher ausfällt, entfaltet sich mitunter etwas holprig und ist nicht mehr ganz so mitreißend. Als Alternative zum Marvel-Bombast-Kino ist die gerade gegen Ende erstaunlich garstige Low-Budget-Produktion dennoch reizvoll – allein wegen der ausdrucksstarken Lexy Kolker.

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Englisch

Untertitel: Deutsch, Niederländisch

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Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (5. Woche 2020).