Photograph - Ein Foto verändert ihr Leben für immer

Länge:
110 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 0 Jahren
Kinostart:
08.08.2019
Regie:
Ritesh Batra
Darsteller:
Nawazuddin Siddiqui (Rafi), Sanya Malhotra (Miloni), Farrukh Jaffar (Großmutter Dadi), Abdul Quadir Amin (Amjad), Vijay Raaz (Tiwari's Geist) u.a.
Genre:
Drama , Love Story
Land:
Indien, Deutschland, USA, 2019

Den Weg zweier Menschen zu verfolgen, die sich normalerweise nie kennenlernen würden und es dann doch tun, ist ein Grundthema in den Filmen des indischen Regisseurs Ritesh Batra. In seinem zauberhaften Debütfilm „Lunchbox“ ist es eben solch ein Essgeschirr, das eine junge Frau aus Mumbai und einen ziemlich grummeligen Büroangestellten, der kurz vor der Rente steht, zusammenbringt. Auch in seiner US-amerikanischen Produktion „Unsere Seelen bei Nacht“ (2017) und dem darauffolgenden Film „Vom Ende einer Geschichte“ (Großbritannien 2018) finden Menschen auf eine unglaubliche Weise zueinander. Seine neueste Arbeit, „Photograph – Ein Foto verändert ihr Leben für immer“, siedelt Ritesh Batra wieder in seiner Heimatstadt Mumbai an. Dieser quirligen, hektischen, lauten Stadt setzt er eine leise, zärtliche Liebesbeziehung gegenüber. Wie es der Titel schon verrät, ist es ein Foto, das zwei Menschen mit einem extrem unterschiedlichen wirtschaftlichen und kulturellen Hintergrund zusammenbringt. Da ist der arme, schüchterne Muslim Rafi, der sein Dorf verlassen hat, um sich am „Gateway of India“ als Straßenfotograf durchzuschlagen. Genau dorthin, an Mumbais berühmtestes Wahrzeichen, verschlägt es die ebenso schüchterne, stille Beststudentin Miloni. Sie entstammt einer Familie aus dem aufstrebenden Mittelstand, die dafür sorgt, dass sie später im Beruf erfolgreich ist und einen wohlhabenden, möglichst in den USA lebenden Ehemann findet. In einer kurzen Minute der Freiheit lässt sie sich von Rafi fotografieren, doch als das Foto fertig ist und sie bezahlen soll, wird Miloni von ihrer Familie gerufen und entschwindet im Menschengewirr. Rafi bewahrt das Foto dieser hübschen Unbekannten auf. Als seine Großmutter droht, nichts mehr zu essen, bis er endlich eine Verlobte gefunden hat, schickt er ihr in seiner Verzweiflung Milobis Porträt. Prompt kündigt Großmutter Dadi ihren Besuch an und Rafi bleibt nur wenig Zeit, um die Vorzeigestudentin zu finden und zu überreden, ihm in seiner Not zu helfen. Doch aus einem Treffen mit der resoluten Dadi werden immer mehr, denn Rafis Großmutter hat Gefallen an diesem für sie rätselhaften Mädchen gefunden und reist so schnell nicht wieder ab. Und während sie sich bemüht, Rafis vermeintliche Verlobte an die Familie zu binden und über Heiratspläne zu sprechen, versuchen auch Milonis Eltern eine Heirat mit einem jungen Mann aus einer angesehenen Familie zu arrangieren. Schon bald treffen sich Rafi und Miloni ohne dessen Großmutter, entschwinden so für ein paar Stunden den jeweiligen familiären Zwängen. Die Momente, in denen sie sich selbst sein und dazu eine für beide jeweils fremde Welt entdecken können, bringen die beiden auf zärtliche, stille Weise näher.


Wie schon in „Lunchbox“ erzählt Ritesh Batra eine Liebesgeschichte, die nicht in Erfüllung gehen kann und doch die beiden Liebenden beflügelt und ihre Sehnsüchte produktiv werden lässt. Dabei zieht Batra kunstvoll alle Gefühlsregister – leise Töne konfrontiert er mit der Hektik der Großstadt, einvernehmliches Schweigen der Verliebten mit dem Gekreisch von Großmutter Dadi, vielsagende, verträumte Blicke mit der Realität der Großstadt. „Statt eines typischen Melodrams sollte es eine lebensnahe Geschichte über Menschen werden, wie sie heute wirklich in Mumbai leben. Und es sollte mehr ein Arthousefilm sein als eine dieser riesigen Bollywood-Produktionen“, meint Ritesh Batra zu seinen Intentionen. In der Tat ist „Photograph“ eher ein Arthouse- als ein Bollywood-Film - allerdings einer, der ein breites Publikum mitfühlen, mitweinen und mitlachen lässt.

Barbara Felsmann

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