Normal People (Staffel 1)

Serienstart:
16.07.2020
Staffel:
1
Folgen:
12
Länge der Folgen:
22-30 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
keine Angabe
Regie:
Lenny Abrahamson (Episode 1-6), Hettie Macdonald (Episode 7-12)
Darsteller:
Daisy Edgar-Jones (Marianne), Paul Mescal (Connell Waldron), Sarah Greene (Lorraine), Aislín McGuckin (Denise), Eanna Hardwicke (Rob) u. a.
Genre:
Love Story , Literaturverfilmung
Land:
Großbritannien, 2020

Manche Filmfiguren versteht man einfach nicht. Weil sie mit ziemlicher Treffsicherheit den falschen Weg einschlagen oder die falschen Entscheidungen treffen, obwohl die richtigen doch so offensichtlich sind – gerade in Liebesfilmen. Marianne und Connell sind so ein Fall. Sie lieben sich, aber trennen sich immer wieder. Sie passen zueinander. Und dann auch wieder nicht. Was ist nur los mit euch?


Was dich in der ersten Staffel von „Normal People“ erwartet:


Schon der Anfang ist schwierig. Connell ist irritiert, als Marianne ihm gesteht, dass sie ihn mag. Ausgerechnet Marianne, diejenige in der Schule, die als arrogante Außenseiterin gilt und keine Freunde hat. Interessant findet Connell Marianne trotzdem. Aber als sie sich das erste Mal näherkommen, sind die Regeln klar. Keiner darf erfahren, dass sie ein Paar sind. So lieben sie sich heimlich leidenschaftlich, öffentlich gar nicht. Was besonders manchmal in der Schule zu einem Problem für Connell wird, wenn seine Freunde beginnen, sich über Marianne lustig zu machen. Kurzum: Es geht nicht lange gut, weil die äußeren Umstände es nicht zulassen.

Ausgehend vom Ende der Schulzeit folgt die zwölfteilige Serie nach dem 2018 erschienen, gefeierten Roman von Sally Rooney Connell und Marianne über vier Jahre, wobei die Geschichte im Unterschied zur Vorlage in der richtigen zeitlichen Abfolge erzählt wird. Spannend ist besonders der Wechsel zwischen Schule und Studium, verkehren sich dadurch für Marianne und Connell doch die Rollen. Hat die aus einem reichen Elternhaus stammende Marianne in ihrer kleinen irischen Heimatstadt nicht zu den anderen Schüler*innen gepasst, so findet sie in Dublin schnell Anschluss. Der bodenständige Connell hingegen hat es ungleich schwerer, muss sich ein Zimmer (genau: nicht einmal eine Wohnung!) mit einem anderen Studenten teilen. Auf einmal ist er ein Außenseiter, weil er aus einer eher armen Familie kommt. Diese „Klassenunterschiede‟ spielen in der Serie tatsächlich eine große Rolle und tragen viel dazu bei, eine Kluft zwischen den Figuren zu schaffen. Die Serie hat einen guten Blick für diese Unterschiede, ohne diese allzu sehr in den Mittelpunkt zu stellen.


Lohnt sich die Serie „Normal People“?


Getragen wird „Normal People‟ von den beiden Hauptfiguren, deren Geschichten ausführlich erzählt werden, wobei der Schwerpunkt von Episode zu Episode bisweilen wechselt. Mal steht Marianne mehr im Vordergrund, mal Connell. Sie finden neue Partner, trennen sich wieder, finden wieder zusammen, trennen sich wieder. On und off und irgendwie doch dauernd on. Nach und nach wird offenbar, wer die beiden wirklich sind und warum sie nicht miteinander und nicht ohne einander können. Hinter der Oberfläche treten die Gefühle der beiden zutage. Sie tragen schwer an ihrer Unsicherheit und der Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen, oder an Verletzungen, die tiefe seelische Wunden hinterlassen haben. Das wirkt ungemein echt – und ist teils wahnsinnig melancholisch.

Ab Mitte der Serie allerdings driftet die Handlung leider ein wenig ab, wenn Marianne sich auf eine Beziehung einlässt, in der Schmerz, Unterwerfung und Verletztwerden eine besondere Rolle spielen. Das wirkt ein wenig aufgesetzt angesichts der Natürlichkeit, mit der die Serie zuvor so sehr beeindruckt hat: in den Gesprächen zwischen Connell und Marianne, in den feinen Beobachtungen, ja sogar in den häufigen langen Sexszenen, die hier ein ganz normaler Teil der Liebesbeziehung sind und nicht ausgeblendet werden. Es gibt wahrlich viel, was man in Hollywood von dieser Serie lernen kann.

Marianne und mehr noch Connell kommt man in „Normal People‟ sehr, sehr nahe. Sie berühren und ziehen, auch dank der Regieleistung von Lenny Abrahamson („Frank‟, „Room‟) und Hettie Macdonald („Beautiful Thing‟), in den Bann. Und am Ende muss man zugeben: Vielleicht versteht man Marianne und Conell doch besser, als man es zunächst glauben mochte.

Stefan Stiletto

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch, Englisch

Untertitel: Deutsch, Englisch

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (29. Woche 2020).