Mit Siebzehn

Länge:
114 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Kinostart:
16.03.2017
Regie:
André Téchiné
Darsteller:
Sandrine Kiberlain (Dr. Marianne Delille), Kacey Mottet Klein (Damien Delille), Corentin Fila (Thomas Chardoul), Alexis Loret (Nathan Delille), Jean Fornerod (Jacques Chardoul), Mama Prassinos (Christine Chardoul), Jean Corso (Paulo) u. a.
Genre:
Jugend , Love Story , Drama
Land:
Frankreich, 2016

Was sich liebt, das ... schlägt sich? So geht das Sprichwort zum Glück nicht – so könnte es aber gehen, wenn man sich die beiden 17-jährigen Damien und Thomas anschaut. André Techine legt als 70-Jähriger mit seinem queeren Coming-of-Age-Drama „Mit Siebzehn“ ein beachtliches Alterswerk hin, das sich wunderbar unbeschwert und authentisch anfühlt. Auf der Berlinale regnete es bei der Uraufführung im Jahr 2016 überwältigende Lobeshymnen.


Darum geht's im Film „Mit Siebzehn“:


Damien (Kacey Mottet Klein) und Thomas (Corentin Fila), die irgendwo in den französischen Pyrenäen zusammen die Schule besuchen, können sich nicht ab. Einen logischen Grund dafür gibt es nicht. Liegt es daran, dass Damien all das hat, woran es Thomas mangelt? Ein behütetes Leben, eine Mutter, die ihn bei Schnee mit dem Auto von der Schule abholt, einen Vater beim Militär, auf den er stolz sein kann? Der adoptierte Thomas jedenfalls wächst in schwierigeren Verhältnissen auf einem Bauernhof auf, muss täglich stundenlang durch den Schnee stapfen und daheim schwer ackern. Im Klassenzimmer ist er dann eher der Einzelgänger und auch notentechnisch schneidet er schlecht ab.

Von Beginn an spürt man eine undefinierbare Chemie zwischen den beiden, eine seltsame Anziehungskraft, die sich in Aggressionen entlädt. Die Situation spitzt sich zu, als Damiens Mutter Marianne (Sandrine Kiberlain) Thomas dazu einlädt, bei ihnen zu wohnen. Sie ist die behandelnde Ärztin seiner schwangeren Mutter, die wegen einer Lungenentzündung ins Krankenhaus muss. Es überrascht nicht, dass Damien alles andere als begeistert ist, als seine Mutter ihn mit ihrem Helfersyndrom vor vollendete Tatsachen stellt. Sein Erzfeind Thomas ist plötzlich auch sein Mitbewohner! Bei der plötzlichen räumlichen Nähe verändern sich die Spannungen zwischen Damien und Thomas allerdings…


Warum „Mit Siebzehn“ verdammt gut ist:


„On n’est pas sérieux, quand on a dix-sept ans“ (französisch für „Man ist nicht ernsthaft, wenn man 17 Jahre alt ist“) heißt es in der erste Zeilen des Gedichts von Arthur Rimbaud, auf das sich der Filmtitel bezieht. Als Damien ebenjenes Gedicht vor der Klasse vorträgt, stellt Thomas ihm kurz danach und ohne ersichtlichen Grund ein Bein. Woher kommt diese gegenseitige Abneigung? Weil die beiden so verdammt unterschiedliche, fast gegensätzliche Leben führen? Der eine fest im Leben verankert und frohgemut, der andere isoliert, skeptisch und rastlos. Damien und Thomas, das merkt man schnell, sind wie zwei Pole, die sich abstoßen und paradoxerweise doch zusammenpassen. Kacey Mottet Klein und Corentin Fila drücken diese widerspenstigen Gefühle zwischen Abneigung und wachsender Zuneigung, die Damien und Thomas füreinander hegen, in beiläufigen Blicken und abweisenden Gesten aus. André Techine verzichtet auf große dramaturgische Knalleffekte und verlässt sich voll und ganz auf das Spiel seiner überragenden Hauptdarsteller. Das Drehbuch für diesen feinsinnigen, authentischen Liebesfilm schrieb er übrigens gemeinsam mit der Filmemacherin Céline Sciamma, die nur zwei Jahre später mit ihrem Meisterwerk „Das Porträt einer jungen Frau in Flammen“ bei den Filmfestspielen von Cannes für Furore sorgte.

Nathanael Brohammer

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (11. Woche 2021).